Forschungs- und Innovationsprojekt
MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu (MoLaKlim) – Projektteil "Verfahrenstechnische und arbeitswirtschaftliche Begleituntersuchungen" – Arbeitswirtschaft
Zoombild vorhanden
Mähen einer Paludikulturfläche im Winter mit dem Ziel der Verwertung des Erntematerials als Dämmstoff
Im Verbundvorhaben MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu (MoLaKlim) will der Landkreis Ostallgäu zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und verschiedenen Praxisbetrieben den Wasserstand auf trockengelegten Moor- und Anmoorgrünlandflächen anheben. Untersucht werden sollen dann die Auswirkungen der Wasserstandsanhebung auf den Klimaschutz und die nasse Bewirtschaftung. Das Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT) der LfL leitet das Projektmodul "Verfahrenstechnische, arbeits- und betriebswirtschaftliche Begleitung und Bewertung" (Modul M IV.2) mit vier Arbeitspaketen; die Arbeitsgruppe Arbeitswirtschaft und die Arbeitsgruppe Grünland und Futterkonservierung bearbeiten das Arbeitspaket "Arbeitswirtschaftliche Untersuchungen" (Modul M IV.2.1).
Problemstellung
Um Treibhaugasemissionen landwirtschaftlich genutzter, entwässerter Moorflächen zu verringern bzw. zu unterbinden und um den Moorkörper zu erhalten, wird im Landkreis Ostallgäu die Wiedervernässung vieler entwässerter Moorflächen angestrebt. Entscheidend dabei ist, dass die Flächen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können, wobei diese Nutzung auf einem geringeren Intensitätsniveau liegen und möglicherweise einem anderen Produktionszweck dienen kann. Neue Formen der Bewirtschaftung sollen aber in das Betriebskonzept des jeweiligen Landwirts passen und sich betriebswirtschaftlich tragen.
Ein wichtiger Punkt bei der Abschätzung der gesamten Folgen, die durch die Wiedervernässung der Moorflächen für die Betriebe entstehen, ist die Berücksichtigung der arbeitswirtschaftlichen Konsequenzen bei der Bearbeitung wiedervernässter Moorflächen.
Es ist zu erwarten, dass auch bei Grünlandflächen eine Vernässung mit Änderungen in der notwendigen technischen Ausstattung und den Produktionsverfahren einhergeht, selbst wenn das Ernteprodukt dem gleichen Verwendungszweck, zum Beispiel Futter, dienen soll. Weiterhin ist zu erwarten, dass je nach Verwendungszweck des Aufwuchses im Betrieb unterschiedliche Arbeitsverfahren und Technik angewendet werden müssen. Ebenso ist es zu erwarten, dass die Flächen nur extensiv bewirtschaftet werden können, womit Einbußen bei der Futterqualität sowie den Ertragsmengen wahrscheinlich sind.
Auch wenn es bereits einige Firmen gibt, die Spezialmaschinen oder Anbaugeräte bzw. Anbauteile für die Bewirtschaftung vernässter Moorflächen anbieten, gibt es derzeit noch keine Standardverfahren oder -technik bzw. Standardlösungen für die nasse Bewirtschaftung. Daher suchen die Landwirte/Bewirtschafter der Flächen derzeit selbst Wege, um die Flächen arbeits- und betriebswirtschaftlich optimal nutzen zu können.
Ziele
Im Vordergrund steht die Untersuchung der arbeitswirtschaftlichen Ist-Situation bei der Bewirtschaftung der landwirtschaftlich genutzten Maßnahmenflächen in den Partnerbetrieben im Landkreis Ostallgäu. Dazu werden im Verlauf des Verbundvorhabens Daten zur eingesetzten Technik und zu den Verfahren für die einzelnen Arbeitsschritte beim Werben und Bergen sowie zu allen weiteren auf diesen Flächen durchgeführten bzw. mit der Bewirtschaftung dieser Flächen verbundenen Arbeitsschritte erfasst.
Dabei soll die arbeitswirtschaftliche Ist-Situation vor der Durchführung jeglicher Maßnahmen zur Wiedervernässung der Flächen (so weit wie möglich) sowie im Verlauf der Wiedervernässung untersucht werden.
Weiterhin sollen die Ertragsänderungen bzw. Änderungen in der Qualität des Erntematerials evaluiert werden.
Die Untersuchungen sollen zur Bewertung der angewendeten Technik und Verfahren beitragen. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollen Empfehlungen für die Praxis ausgearbeitet werden.
Hauptziele der arbeitswirtschaftlichen Begleituntersuchungen im Rahmen des Verbundvorhabens:
Durchführung der Untersuchungen
Initial stehen zwei potenzielle Maßnahmenflächen von zwei Betrieben zur Verfügung: eine ca. 10 ha große Fläche, derzeit mit der Produktion von Erntematerial teils für die Nutzung als Futter (Heu oder auch Grascobs für Pferde) und teils als Substrat für eine Kompostieranlage, sowie eine ca. 4,5 ha große, vorwiegend als Streuwiese genutzte Fläche mit einem Randteil (ungefähr 10 m breit), der für die Futterproduktion gemäht wird. Beide Flächen sind bereits in verändertem Zustand, wobei die bisherige Vernässung unbeabsichtigt und ohne hydrologisches Konzept erfolgte.
Methoden
Ermittlung der arbeitswirtschaftlichen Ist-Situation
Bei der Bewirtschaftung der Maßnahmenflächen wird die Ermittlung der Arbeitszeiten durchgeführt, und zwar so weit wie möglich durch direkte Zeitmessungen vor Ort.
Je nach Verfügbarkeit der Projektarbeitskräfte bzw. bei kurzfristiger Planung und Durchführung bestimmter Tätigkeiten oder der Durchführung kurz andauernder Tätigkeiten werden auch andere Methoden, wie die Erfassung der Daten durch die Landwirte selbst (mittels Arbeitstagebuch oder dem Einsatz von Aktionskameras) oder eine nachträgliche Befragung, zum Einsatz kommen.
Ermittlung der zusätzlichen Parameter
Bei den Messungen vor Ort werden je nach Arbeitsschritt oder Art des Erntematerials zusätzliche, für die Arbeitswirtschaft relevante Parameter auf den Flächen erfasst (wie zum Beispiel die Messung des Scherwiderstands, der Bodenfeuchte und der Frischmasseerträge) und Erntematerialproben entnommen (für die Bestimmung des Trockenmassegehalts und gegebenenfalls die Analyse der für die Qualität bedeutsamen Inhaltsstoffe).
Weiterhin werden die Rahmenbedingungen in den Betrieben bzw. die Maßnahmenflächen betreffend ermittelt, wie zum Beispiel die Anzahl der verfügbaren (Saison-)Arbeitskräfte, die maschinelle Ausstattung und zusätzliche Informationen zu den durchgeführten Maßnahmen.
Erste Untersuchungsschritte im Jahr 2022
Da im Jahr 2022 noch keine Projektflächen für die Untersuchungen vertraglich an das MoLaKlim-Vorhaben gebunden waren, konnten erste arbeitswirtschaftliche Untersuchungen während der Ernte nur in Zusammenarbeit mit dem Vorhaben "Moorverträgliche Bewirtschaftungsmaßnahmen" durchgeführt werden, da im Rahmen dieses Vorhabens Untersuchungen auf der gleichen Fläche liefen, die auch für dieses Vorhaben vorgesehen ist.
Zum Vorhaben "Moorverträgliche Bewirtschaftungsmaßnahmen"
Zu den arbeitswirtschaftlichen Daten wurden wie vorgesehen alle notwendigen zusätzlichen Parameter und Faktoren ermittelt. Falls weitere Arbeitsschritte außer den Werbungs- und Bergungsarbeiten auf dieser Fläche durchgeführt wurden, wurden auch diese durch den Landwirt erfasst.
Da diese Fläche bereits unkontrolliert vernässt ist, konnte die Ausgangssituation auf dieser Fläche (das heißt die arbeitswirtschaftliche Situation bei der Bewirtschaftung der Fläche in entwässertem Zustand) nicht erfasst werden. Deswegen wurden Messungen an einer vergleichbaren Nebenfläche durchgeführt.
Ergebnisse
Die Datenerfassung läuft, und die ersten Ergebnisse werden Ende 2023 erwartet.
Projektmodul "Verfahrenstechnische, arbeits- und betriebswirtschaftliche Begleitung und Bewertung" (Modul M IV.2) – weitere Untersuchungen
Abgesehen von den arbeitswirtschaftlichen Betrachtungen werden an der LfL weitere Begleituntersuchungen im Rahmen des Moduls M IV.2 durchgeführt. Zum einen wird in Kooperation mit den Landwirten im Projektgebiet an der Entwicklung bzw. Optimierung von Technik für die Bewirtschaftung vernässter Flächen gearbeitet (Arbeitspaket M IV.2.3). Dieser Teil soll in den Jahren 2023 bis 2024 und folgend in den Jahren 2029 bis 2030 anhand konkreter Problemstellungen der Projektbetriebe durchgeführt werden. Zum anderen werden betriebswirtschaftliche und sozioökonomische Untersuchungen durchgeführt (Arbeitspaket M IV.2.2 und M IV.2.4).
MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu (MoLaKlim) – Projektteil "Sozio-ökonomische Analysen und Folgenabschätzung"
Das Verbundvorhaben MoLaKlim wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert.
Insgesamt fördert das BMUV bundesweit vier Verbundvorhaben zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Moorböden mit 48 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Mittel werden über den Energie- und Klimafonds (EKF) der Bundesregierung bereitgestellt.
Weitere Informationen zu den Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz
Projektinformation
Teilprojektleitung: Stefan Thurner
Stellvertretende Teilprojektleitung: Dr. Juliana Mačuhová
Projektbearbeitung: Korbinian Hadersbeck (ab Februar 2023)
Laufzeit des Teilprojekts: 2022 bis 2031