Forschungs- und Innovationsprojekt
Erzeugung von hochwertigem Grundfutter in hofeigenen Heubelüftungsanlagen
Belüftetes Heu
Hintergrund
Als Basis für eine leistungsorientiere Fütterung von Milchkühen ist qualitativ hochwertiges Grundfutter unentbehrlich. Je höher die Qualität des Grundfutters, desto mehr Milch kann aus diesem "ermolken" werden. Belüftungsheu liefert im Vergleich zu Grassilage signifikant höhere Gehalte an pansenstabilem Eiweiß (Gruber et al., 2015), zudem in sehr guter Qualität. Das angenehm duftende und staubarme Grobfutter erreicht signifikant höhere Grundfutteraufnahmen im Vergleich zu Bodenheu oder Silage und wird daher sehr gerne gefressen (Fasching et al., 2015). Damit hat Belüftungsheu ein großes Potenzial als qualitativ hochwertiges Grundfutter in der Eiweiß-Eigenversorgung der bayerischen Milchviehbetriebe.
Zielsetzung
Ziel des Projektes zur "Erzeugung von hochwertigem Grundfutter in hofeigenen Heubelüftungsanlagen" war das Sammeln und Erstellen einer belastbaren Datengrundlage für die verschiedenen technischen Umsetzungsmöglichkeiten in der Praxis zur Gewinnung von "hofeigenem Belüftungsheu". Der Wissenstransfer sollte zu den Schwerpunkten Stand der Technik, Ökonomik und Grundfutter erfolgen. Die Interessenten aus der Land- und Ernährungswirtschaft, vorrangig Milchviehhalter, sollten bei der Bewältigung der Herausforderung, Grünland effizienter und nachhaltiger zu nutzen, durch die Ausarbeitung von praxisnahen Beratungshilfen und -empfehlungen unterstützt werden. Das Projekt wurde im Rahmen des Aktionsprogramms "Heimische Eiweißfuttermittel" umgesetzt.
Methode
Belüftungsheu am Futtertisch
Ergebnisse
Während der Projektlaufzeit wurden in Bayern 38 Heubelüftungsanlagen besichtigt. Davon setzte ein Großteil der Betriebe, der keine kostengünstige Abwärme von z. B. einem biogasbetriebenen Blockheizkraftwerk nutzen konnte, die solare Luftanwärmung über eine Unterdachabsaugung ein und kombinierte dies oft mit einer Wärmetauscher-Wärmepumpe (Entfeuchter). Sofern Abwärme, in der Regel über Kraft-Wärme-Kopplung, zur Verfügung stand, wurde die Außenluft über einen Wärmetauscher erwärmt und mittels Radialventilator in den Heustock bzw. zu den Heuballen transportiert. Generell ist bei den Ventilatoren und Wärmetauscher-Wärmepumpen auf eine hohe Effizienz zu achten, da in Bayern die Strompreise relativ hoch sind. Im Rahmen des Projekts wurden daher Informationen für Landwirte (vorrangig für Milchviehhalter) in Form von Vorträgen, Medienbeiträgen und Übersichtspapieren zum Thema Technik-Grundlagen bei der hofeigenen Heubelüftung weitergegeben (siehe "Richtlinien zur Heubelüftung)". Zum Thema Technik-Erwerb für Heubelüftungsanlagen konnte eine Hersteller- und Lieferantenliste bereitgestellt werden (siehe "Kontaktdaten aller aktuell bekannten Technikhersteller und -lieferanten"). Darin enthalten sind alle uns derzeit bekannten Hersteller und Lieferanten aus dem deutschsprachigen Raum in den Bereichen Boxenbau und Boxenplanung, Rundballensystem und –planung, Lüfter und Radialventilatoren, Entfeuchter-Wärmepumpen, Steuerungen, Wärmetauscher, Warmluftöfen und Metallbau sowie sonstiges. Diese Liste hilft interessierten Landwirten, schnell den passenden Ansprechpartner bei Herstellern und Lieferanten zu finden.
Die Qualität des Belüftungsheus aus dem Jahr 2013 und 2014 lag trotz der witterungsbedingt sehr schwierigen Erntebedingungen auf einem guten Niveau. Der sehr niedrige mikrobielle Besatz der Proben war in beiden Jahren bemerkenswert. Die Mediane für den mikrobiellen Besatz (siehe Tabelle 1) fallen sehr niedrig aus und liegen auch im Maximum bei Bakterien der Gruppe 2 und Schimmelpilzen der Gruppe 5, die als Verderb anzeigend gelten, deutlich unter den Orientierungswerten (VDLUFA 2011) für Heu. Bei den Proben von den Praxisbetrieben bestätigte sich daher der eingangs postulierte Anspruch, dass Belüftungsheu als qualitativ hochwertiges Grundfutter die Eiweiß-Eigenversorgung der bayerischen Milchviehbetriebe steigern kann.
Verderbanzeigende Bakterien (Bacillus sp) | Hefen feldbürtig und verderbanzeigend | Verderbanzeigende Schimmelpilze | |
Gruppe 2, (KBE/g) | Gruppe 7 (KBE/g) | Gruppe 5 (KBE/g) | |
Maximum 2014 (n=15) | 365.000 | 20.000 | 0 |
Median 2014 (n=15) | 0 | 50 | 0 |
Median 2013 (n=15) | 103.000 | 1.150 | 300 |
Orientierungswert | 2.000.000 | 150.000 | 100.000 |
Ausblick „effiziente Heubelüftung“
Nach Abschluss des Wissenstransfer-Projektes "Erzeugung von hochwertigem Grundfutter in hofeigenen Heubelüftungsanlagen" ergaben sich weitere Fragen: Wie effizient, hinsichtlich des Energieaufwand und der Trocknungsleistung, arbeiten die verschiedenen technischen Lösungen zur Heubelüftung unter Dach? Wie hoch ist der Arbeitszeitbedarf für das Verfahren Belüftungsheu von der Ernte bis zur Futtervorlage im Vergleich zur Silagebereitung? Wie ist der Futterwert von Belüftungsheu im Vergleich zu Silagen zu beurteilen, vor allem unter Berücksichtigung des Rohproteins? Durch das vom StMELF geförderte Forschungsprojekt "Erarbeitung von Kennzahlen für effiziente Heubelüftungsanlagen und Evaluierung gesamtbetrieblicher Auswirkungen beim Einsatz von Belüftungsheu als Hauptfutterkomponente in Milchviehbetrieben" sollen bis 2018 Antworten auf diese Fragen erarbeitet werden.
Agroscope Transfer 38/2014: Richtlinien für Heubelüftungsanlagen 2,0 MB
Projektinformation
Projektleitung: Stefan Thurner
Projektbearbeitung: Susanne Jakschitz-Wild
Laufzeit: 2015–2018
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/15/03