Qualitätsvorernteschätzung für Speise- und Veredelungskartoffeln 2023

Kartoffelernte

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Qualitätsvorernteschätzung lassen je nach Region durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Ernteerträge bei Speise- und Qualitätskartoffeln erwarten. Die Ertragsmenge werden durch späte Pflanztermine, Trockenheit und Hitzetage deutlich geschmälert. Die Gesamtmängel in Höhe von 9 % sind überdurchschnittlich hoch. Für die Ernte 2023 können ca. 0,7 Mio. t Speise- und Veredelungskartoffeln erwartet werden. Der Großteil der Kartoffeln (80 %) hat eine Größe von 40-70 mm und liegt im Durchschnitt der Größenverteilung der letzten zehn Jahre.

Ziel

Im Bundesvergleich ist Bayern die zweitgrößte Anbauregion für Kartoffel. In den bayerischen Hauptanbaugebieten spielt die Kartoffel eine große Rolle für die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und das Bestehen der Betriebe. Gute Kenntnisse über die aktuelle Marktsituation sind die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermarktung der Kartoffeln. Wesentliche Einflussfaktoren auf den Kartoffelmarkt sind die verfügbaren Mengen (Anbaufläche, Ertrag) und die zu erwartende Qualität. Die Vorernteschätzung soll einen Teil dieser Informationen zeitnah zur Ernte bereitstellen und für Erzeuger, Vermarkter und Verarbeiter eine neutrale und unabhängige Hilfe bei der Preisfindung sein.

Datenerhebung

Die Qualitätsvorernteschätzung der LfL liefert erste Hinweise zu Qualität und Ertrag der Jahresernte. Diese wird seit 15 Jahren durchgeführt und hat sich mittlerweile zu einer gefragten Informationsquelle entwickelt. Die diesjährige Schätzung basiert auf der Beprobung von 70 Kartoffelschlägen, davon 43 mit Speisekartoffeln und 27 mit Veredelungskartoffeln aus 30 Landkreisen. Probenahme und Bonitur fanden im August 2023 durch Mitarbeiter des LKP und der Erzeugerringe statt. Die Kartoffelknollen jeder Probe wurden gewogen, auf eventuell vorhandene Mängel bonitiert und die Größensortierung nach Kalibern festgestellt. Qualitativ unzulängliche Knollen wurden in Gänze erfasst. Bei der Einordnung der Ergebnisse ist zu beachten, dass die Erträge der Vorernteschätzung meist 10 - 20 % über den amtlich ermittelten Erträgen liegen, da ertragsmindernde Faktoren wie Feldränder oder Vorgewende nicht berücksichtigt werden und Beschädigungen bei der Ernte nicht auftreten. Heuer war der Reifegrad der Pflanzen zum Zeitpunkt der Probenahme sehr unterschiedlich, was die ermittelten Ertragsergebnisse mindert. Die Ernteerträge sowie die Stärkegehalte könnten sich bei diesen noch „unreifen“ Schlägen durchaus noch verbessern.

Kartoffelanbau in Bayern im Erntejahr 2023

Abbildung 1: Entwicklung Der Kartoffelanbaufläche In Bayern Seit 2019Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Entwicklung der Kartoffelanbaufläche in Bayern seit 2019

Die Kartoffelanbaufläche Bayerns sank gegenüber dem Vorjahr um 4 %. Laut InVeKoS-Daten wurden rund 40.300 ha Kartoffeln angebaut. Nach Abzug der Flächen für Stärke- und Pflanzkartoffeln sowie Kleinerzeugung stehen für die Nutzung als Speise- und Veredelungskartoffeln knapp 26.600 ha zur Verfügung (Abbildung 1).

Ergebnisse

Ein kaltes und nasses Frühjahr verzögerte teilweise den Pflanzzeitpunkt erheblich und beeinträchtigte damit das gesamte Kartoffeljahr. Hinzu kamen im Frühsommer Trockenheit und Hitzetage, die dazu führten, dass die Kartoffelpflanzen unter Stress gerieten. Im Vergleich zu den Vorjahren waren in einigen Regionen die Niederschläge wesentlich geringer und ungünstig verteilt. In der Regel verzeichnen heuer Kartoffelbestände, die früh gelegt wurden deutlich bessere Erträge als spät gelegte Bestände, da langanhaltende Nässe den Pflanzzeitpunkt zum Teil erheblich verzögerte. Insgesamt sind im Erntejahr überdurchschnittliche Qualitätsmängel zu verzeichnen. Vor allem missgestaltete Kartoffeln und bei einer späteren Ernte Drahtwurmfrass sind aufgrund des Wassermangels öfter anzutreffen. Bewässerungsmaßnahmen erhöhten in der Regel den Ertrag, sind aber mit hohem Kostenaufwand verbunden und konnten mit zunehmenden Hitzetagen den Feuchtigkeitsmangel nicht mehr kompensieren. Tabelle 1 zeigt einen Gesamtüberblick über die Ergebnisse der Vorernteschätzung 2023.
Tabelle 1: Gesamtüberblick über die Ergebnisse im Erntejahr 2022
ErnteerträgeEinheitAlle Proben
Verwertung
Speise
Verwertung
Veredelung
Anzahl Proben704327
Rohertragdt/ha297312273
Mängel%9811
Marktfähige Waredt/ha270287245
Stärkegehalt
%111111
Sortierung
< 30 mm%323
30 – 40 mm%131412
40 – 50 mm%302931
50 – 60 mm%323234
60 – 70 mm%181818
> 70 mm%462

Qualitätsschätzung

Abbildung 2: Übersicht über die QualitätsmängelZoombild vorhanden

Abbildung 2: Übersicht über die Qualitätsmängel

Die vorhandenen Mängel wirken sich entscheidend auf die Menge der marktfähigen Ware, die Preisbildung und letztlich die Erlöse aus. Bezogen auf die Masse wurden Gesamtmängel (Abbildung 2) von 9 % über alle Proben (Speisekartoffeln: 8 %; Veredelungskartoffeln: 11 %) bonitiert. Damit liegen die Mängel deutlich höher als im Mittel der letzten zehn Jahre (6 % Mängel). Die am häufigsten bonitierten Mängel waren Missgestaltung (4,5 %), Oberflächenschorf (2,1 %), Rhizoctonia-Befall und Drahtwurm (je 0,5 %) sowie Ergrünung (0,4 %). Wesentlich beeinflusst wurden die festgestellten Mängel durch die Wetter- und Bodenverhältnisse. Zum Zeitpunkt der Probenahme war der Anteil der Fäulnis mit 0,1 % sehr gering, allerdings kann sich dieser Anteil noch erheblich verändern.

Ertrag und Stärkegehalt

Der ermittelte Rohertrag über alle Proben liegt bei 297 dt/ha. Speisekartoffeln erreichen im Mittel 312 dt/ha, Veredelungskartoffeln 273 dt/ha. Der Stärkegehalt aller Verwertungsarten liegt mit 11 % unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Auffallend ist auch der in diesem Jahr deutlich niedrigere Stärkegehalt von Speise- und Veredelungskartoffeln, der die Lagerungsfähigkeit von Kartoffeln beeinträchtigen könnte. Dass dies allgemein in Bayern ein Problem darstellt, führte dazu, dass die Südstärke den Mindeststärkegehalt für die Annahme für Ertragsware deutlich gesenkt hat.
Abbildung 3: Rohertrag, Marktertrag und Stärkegehalt im JahresvergleichZoombild vorhanden

Abbildung 3: Rohertrag, Marktertrag und Stärkegehalt im Jahresvergleich

Aus dem Rohertrag und den Mängeln kann der vermarktungsfähige Ertrag geschätzt werden. Dieser liegt im Durchschnitt aller Proben bei 270 dt/ha, für Speisekartoffeln bei 287 dt/ha und für Veredelungskartoffeln bei 245 dt/ha. Insgesamt ist eine unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten. Die Erträge der Vorernteschätzung verzeichnen den geringsten Wert in den letzten 10 Jahren. Bei der Betrachtung der Einzelergebnisse zeigen sich erhebliche Ertragsunterschiede. Je nach Pflanzzeitpunkt werden zum Teil gute Erträge erzielt. Witterungsbedingte späte Pflanzungen lassen zum Teil schwache Ergebnisse erwarten. Tendenziell werden in Niederbayern die besseren Erträge eingefahren.

Größensortierung

Abbildung 4: Anteil der Größenkaliber am Rohertrag

Abbildung 4: Anteil der Größenkaliber am Rohertrag

Neben den vorhandenen Mängeln ist die Größensortierung für die Vermarktung entscheidend. Zu große und zu kleine Kaliber führen häufig zu Preisabschlägen. Die Ergebnisse über alle Proben der Vorernteschätzung 2023 weisen gegenüber dem Vorjahr eine Verschiebung in der Größensortierung hin zu größeren Kartoffeln aus. Der Großteil der Kartoffeln (80 %) hat eine Größe von 40-70 mm und liegt im Durchschnitt der Größenverteilung der letzten zehn Jahre (Abbildung 4).

Abschätzung der verfügbaren Menge

Abbildung 5: Marktfähige Ware nach Kaliber im JahresvergleichZoombild vorhanden

Abbildung 5: Marktfähige Ware nach Kaliber im Jahresvergleich

Ausgehend von der Anbaufläche in Bayern und der ermittelten vermarktbaren Ware ergibt sich eine zu erwartende Erntemenge von etwa 0,7 Mio. t (Abbildung 5). Damit liegt die Gesamtmenge unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.

Schlussfolgerungen

Ausgehend vom Marktertrag und der Anbaufläche steht nach derzeitigen Schätzungen eine im Vergleich zum Mehrjahresschnitt unterdurchschnittliche Erntemenge an Speise- und Veredelungskartoffeln von rund 0,7 Mio t zur Verfügung. Die Ertragsmenge ist von großen Unterschieden geprägt, die vor allem durch den Pflanzzeitpunkt und die Wetterverhältnisse beeinflusst wurde. Die Größensortierung der Knollen entspricht der langjährigen Durchschnittsverteilung. Die vorgefundenen Mängel liegen über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre und können die Vermarktungsmöglichkeiten noch deutlich beeinträchtigen. Auch der Stärkegehalt liegt deutlich unter dem Durchschnitt, was die Lagerung erheblich erschweren kann. Hohe Temperaturen und langandauernde Schön- sowie Schlechtwetterperioden wirken sich auf die Ertragsbildung negativ aus. Insbesondere führen die Zunahme der Temperaturen in den letzten Jahren zu hoher Verdunstung und geringerer Wasserverfügbarkeit und kosten Ertrag und Qualität..
Die Qualitätsvorernteschätzung wird im Rahmen des Teilprojekts 9.1 der „Produktions- und Qualitätsoffensive“ von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) durchgeführt. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert.

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte

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