Preisabsicherung und Risikomanagement im Milchsektor

Die hohe Volatilität der Milchpreise war in den vergangenen zehn Jahren einer der prägenden Faktoren des Milchmarktes und wird es auch künftig bleiben. Phasen mit sehr hohen Auszahlungspreisen wechseln sich mit Phasen sehr niedriger Auszahlungspreise ab; Perioden mit längerem stabilem Preisniveau sind dagegen nicht zu verzeichnen.
Maßnahmen des Risikomanagements können in einem solchen Marktumfeld dazu beitragen, Betriebsergebnisse zu stabilisieren und die Liquiditätsplanung zu verbessern.

Forschung und Wissenstransfer

Kurvendiagramm  Milchauszahlungspreise Bayerische Molkereien seit 1984Zoombild vorhanden

Auszahlungspreise der bayerischen Molkereien seit 1984

Das Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM) hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Themenbereich Preisabsicherung und Risikomanagement im Milchsektor näher zu beleuchten. Die Möglichkeiten und Grenzen bestehender und neu entwickelter Instrumente sollen analysiert und bewertet werden.
Ziel ist es, Milcherzeugerinnen und Milcherzeugern konkrete Empfehlungen über die Eignung von Instrumenten der Preisabsicherung und ihren effektiven Einsatz im Betriebsablauf geben zu können.
Neben der Bearbeitung praxisrelevanter Forschungsfragen kommt dabei dem Wissenstransfer eine entscheidende Rolle zu. Dazu gehört die Bereitstellung und Verbreitung von Informationen über die grundlegenden Mechanismen der Preisabsicherung sowie deren optimale Ausgestaltung. Daneben werden Konzepte erarbeitet, mit deren Hilfe diese Informationen in Aus- und Weiterbildung bestmöglich transportiert werden können.

Milcherzeugerpreise durch Future Kontrakte an der Warenterminbörse absichern – Worauf ist zu achten?

Eine aktuelle Studie untersucht für insgesamt 36 bayerische Molkereien, wie Schwankungen im Milchgeld durch Preisabsicherung vermindert werden können. Es wird analysiert, auf welche Punkte bei einem Engagement an der Warenterminbörse geachtet werden muss, um eine effektive Minderung des Preisrisikos zu erzielen. Die oft zitierte Empfehlung, dass durch den Verkauf von zwei Terminkontrakten Magermilchpulver und einem Kontrakt Butter eine Preisabsicherung für ca. 105.000 kg Rohmilch erzielt werden kann, stellt sich dabei als ungeeignet und sogar Risiko erhöhend heraus.
Der optimale Umfang des Sicherungsgeschäfts zur Absicherung von 105.000 kg Rohmilch liegt für die untersuchten bayerischen Molkereien in einem Rahmen zwischen 0,8 bis 1,2 Kontrakten Magermilchpulver und 0,3 bis 0,8 Kontrakten Butter. Dies entspricht umgekehrt einer optimalen Milchmenge zwischen 130.000 und 210.000 kg Rohmilch gegenüber einem Sicherungsgeschäft mit zwei Terminkontrakten Magermilchpulver und einem Kontrakt Butter. Gleichzeitig muss ein zeitlicher Versatz von 2 bis 4 Monaten zwischen dem Auszahlungspreis einer Molkerei und der Preisentwicklung an der Börse berücksichtigt werden. Auf diese Weise kann die Effektivität der Absicherung substantiell verbessert werden.

Milcherzeugerpreise durch EEX Future Kontrakte absichern? Worauf zu achten ist. (Beitrag BLW 1/2018, S. 77/78) pdf 333 KB

Ausblick

Die European Energy Exchange (EEX) plant bis Mitte des Jahres 2018 die Einführung eines Flüssigmilch-Kontraktes, was die Absicherung des Milchauszahlungspreises für Milcherzeuger maßgeblich vereinfachen würde. Sobald der Index feststeht, gegen den dieser Kontrakt abgerechnet wird, werden die entsprechenden Untersuchungen darauf ausgeweitet. Darüber hinaus wird an einer Ausweitung der Analyse auf Molkereien in ganz Deutschland gearbeitet.

Poster: Milchauszahlungspreise durch Warenterminbörse absichern? pdf 1,5 MB

Ansprechpartner
N.N.
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte
Menzinger Straße 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1333
E-Mail: maerkte@lfl.bayern.de