Betriebsanalyse zur strategischen Unternehmensberatung
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen nach Erwerbstyp und Betriebsrichtung

Laptop, Brille und Bankordner

Um die wirtschaftliche Situation des Betriebes einschätzen zu können, sind Daten von vergleichbaren Betrieben hilfreich.

Damit Unternehmerfamilien in der Landwirtschaft fundiert zur betrieblichen Weiterentwicklung beraten werden können, muss zuerst die aktuelle Situation der Familie und des Betriebes analysiert und bewertet werden. Dazu braucht es Vergleichsdaten.

Vergleichsdaten sind zur Einschätzung des Betriebserfolgs unabdingbar

Bei der Beratung zur Unternehmensentwicklung muss die Beraterin oder der Berater den wirtschaftlichen Erfolg und die Finanzstruktur der landwirtschaftlichen Betriebe analysieren, um den Unternehmerfamilien Strategien zur Weiterentwicklung ihres Unternehmens aufzeigen zu können. Damit sie die Daten bewerten können, benötigen sie unter anderem aussagekräftige Zahlen von vergleichbaren Betrieben.
Auch im Rahmen der Analyse von Unternehmen der Studierenden an den landwirtschaftlichen Fachschulen bei der Erstellung ihrer Meisterarbeit werden Vergleichszahlen zur Bewertung und Einordnung der betrieblichen Situation gefordert. Da sich betriebliche Kennzahlen in Art und Höhe je nach betrieblichen Schwerpunkten unterscheiden, wurden neben den Daten von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben auch Werte von Betrieben mit unterschiedlichen betrieblichen Ausrichtungen veröffentlicht. Damit der kurzfristige Blick möglich ist, aber auch die mittelfristige wirtschaftliche Lage beurteilt werden kann, wurden sowohl jährliche Ergebnisse als auch der Durchschnitt aus den letzten vier Jahren ausgewertet.

Das bayerische Testbetriebsnetz liefert die Daten

Die Datenquelle der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen bildet das bayerische Testbetriebsnetz, der Ursprung für gesamtbetriebliche mikroökonomische Daten aus der Landwirtschaft. Die Buchführungsabschlüsse aus dem Testbetriebsnetz werden anhand festgelegter Kennwerte einem Erwerbstyp bzw. einem Betriebsschwerpunkt zugeordnet und durchschnittliche Gruppenergebnisse erzeugt. Zusätzlich werden für jede Gruppe noch die Daten für das bessere und schlechtere Viertel der Abschlüsse - geschichtet nach dem zeitraumechten Gewinn je Betrieb - selektiert.
Da Naturaldaten nicht in vollem Umfang in den betriebswirtschaftlichen Buchabschlüssen erfasst werden, wurden bei der Preisermittlung von Rind- und Schweinefleisch die nach Handelsklassen gewichteten Schlachtgewichte je Schlachttier in Bayern unterstellt.
In die Auswertung der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sind Daten von sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftenden Betrieben eingeflossen. Bei der Aufbereitung der Daten der Betriebe mit verschiedenen Betriebsschwerpunkten sind ausschließlich konventionell wirtschaftende Betriebe enthalten.

Die Haupterwerbsbetriebe mussten im Schnitt Eigenkapitalverluste hinnehmen

Insgesamt wurden für das Wirtschaftsjahr 2020/21 1.409 Haupterwerbs- und 305 Nebenerwerbsbetriebe ausgewertet. Trotz leichter Flächenzunahme bei den Haupterwerbsbetrieben sank das ordentliche Ergebnis (zeitraumechte Gewinn) im Vergleich zum Durchschnitt der letzten vier Wirtschaftsjahre um etwa 18 % auf rund 38.000 €. Zum ersten Mal in den letzten vier Jahren mussten die Haupterwerbsbetriebe im Schnitt Eigenkapitalverluste hinnehmen.
Auch das ordentliche Ergebnis der Nebenerwerbsbetriebe stagniert die letzten Jahre bei knapp 9.000 €. Nur durch höhere Einlagen und reduzierte Entnahmen konnten die Nebenerwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 wieder Eigenkapital bilden (Abbildung 1).

Wirtschaftsjahr 2020/21 mit stark sinkenden Gewinnen für die schweinehaltenden Betriebe

Gruppiert nach den Betriebsschwerpunkten ergibt sich kein einheitliches Bild: im 4-Jahres-Durchschnitt 2017/18-2020/21 erzielten Milchvieh- und Zuchtsauenhalter rund 49.000 €, Schweinemäster rund 51.000 € an ordentlichem Ergebnis. Bullenmäster mussten im 4-Jahres-Durchschnitt sich mit etwa 10.000 € weniger, der Durchschnitt der Marktfruchtbaubetriebe ab 50 ha LF sogar mit 26.000 € weniger als die Milchvieh- und Veredelungsbetriebe zufriedengeben.
Während die Marktfruchtbaubetriebe im Vergleich zum 4-Jahres-Schnitt ihr Ergebnis im Jahr 2020/21 leicht verbessern konnten, stagnierten oder verringerten sich die Gewinne bei den tierhaltenden Betriebstypen. Besonders betroffen sind die Betriebe mit Zuchtsauen, deren Gewinn um etwa 80 % auf rund 10.000 € regelrecht abstürzte. Auch Schweinemäster erzielten 40 % weniger Gewinn als im 4-Jahres-Durchschnitt (Abbildung 2).

Die Erzeugerpreise beeinflussen die Gewinnhöhe

Insbesondere bei den Zuchtsauen- und Schweinemastbetrieben sind die stark gesunkenen Erzeugerpreise eine Ursache der Gewinneinbußen. Auch bei der Kuhmilch sind die Preise in den letzten vier Wirtschaftsjahren rückläufig. Während jedoch bei Kuhmilch, Jungbullen und Weizen im ersten Halbjahr des laufenden Wirtschaftsjahres 2021/22 eine steigende Preistendenz sichtbar ist, sinken die niedrigen Preise für Schweine und Ferkel weiter. In Tabelle 1 wurden die Erzeugerpreise in Bayern für die letzten vier Wirtschaftsjahre zusammengestellt.
Tabelle 1: Erzeugerpreise (netto) von ausgewählten bayerischen Produkten (konventionelle Wirtschaftsweise)
  2017/182018/192019/202020/212020/21 zu VierjahresdurchschnittVergleich 2. Halbjahr 2021 zu 2. Halbjahr 2020
Milch mit tatsäch­lichen Inhaltsstoffen, Mai bis April Ct./kg37,6336,2635,3035,07- 3 %
Milch standardisiert: 4% Fett/3,4 % Eiweiß,
Mai bis April
Ct./kg36,5635,1634,1333,79- 3 %
Jungbulle E-P€/kg SG3,923,703,553,720 %
Schweine S-P€/kg SG1,551,551,881,41- 12 %
Ringferkel
(Basispreis 28 kg)
€/Ferkel50,9646,4967,6839,40- 23 %
Brot-Weizen
(frei Lager Erfasser)
€/dt14,4716,8115,2316,766 %
Quellen: Milch: BLE, Bulle/Schwein: LFL-IEM, Ferkel/Weizen: BBV-Marktberichte
Um die Ergebnisse der Schwerpunktbetriebe näher analysieren zu können und Reserven aus Betriebsvergleichen zu erkennen, wurden Erfolgsgruppen gebildet und eine Vielzahl von Kenndaten ausgewiesen.

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen nach Erwerbstyp und Betriebsrichtung

Ansprechpartnerin
Irene Faulhaber
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
Menzinger Straße 54
80638 München
Tel.: 08161 8640-1207
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de