Senioren auf dem Bauernhof – ein Leitfaden zum Aufbau zielgruppenorientierter Angebote im Rahmen der Sozialen Landwirtschaft

Mann mit Ziegen

Foto: Birgit Freudenstein

Die "Senioren" als Zielgruppen nehmen innerhalb der Sozialen Landwirtschaft eine Sonderstellung ein. Im Vordergrund der Angebote steht: die Vermietung von Wohnraum, der sich überwiegend über Selbstzahler finanziert.

Der Leitfaden beinhaltet zum einen alle zielgruppenrelevanten Inhalte des allgemeinen Leitfadens zur Sozialen Landwirtschaft. Zum anderen enthält er zielgruppenbezogene, vertiefende Informationen und viele Formblätter zur Erfassung der betrieblichen Ressourcen und Wirtschaftlichkeit.

Geeignete Angebotsformen für den bäuerlichen Familienbetrieb

Acht Angebotsformen mit unterschiedlichem Ressourcenbedarf, die von Landwirten/Landwirtinnen ohne (alten-)pflegerische Fachqualifikation ausgeübt werden können, sind im Leitfaden anhand ihrer Einstiegsvoraussetzungen beschrieben.

Bei diesen Angebotsformen leben die älteren Menschen

  • auf Dauer in eigenen abgeschlossenen Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen:
    • Betreutes Wohnen von Senioren auf dem Bauernhof (Appartements)
    • Seniorenhausgemeinschaft (Wohnungen mit mehreren Zimmern)
  • auf Dauer in einer gemeinsamen Wohnung:
    • Seniorenwohngemeinschaft
    • Ambulant betreute Wohngemeinschaft
  • zeitlich begrenzt auf dem Bauernhof:
    • Urlaub auf dem Bauernhof mit pflege- und/oder betreuungsbedürftigen Angehörigen
    • Niedrigschwellige Angebote für Betreuungsgruppen mit dem Landwirt/der Landwirtin als Anbieter/in
    • Niedrigschwellige Angebote für Betreuungsgruppen mit dem Landwirt/der Landwirtin als Vermieter/in von Räumlichkeiten
    • Erlebnisorientierte Angebote für Senioren auf dem Bauernhof
Mit Ausnahme der meisten erlebnisorientierten Angebote treten der Landwirt/die Landwirtin dabei immer als Vermieter/in auf. Darüber hinaus können vom Nutzer frei wählbare Serviceleistungen wie z.B. Betreuung, hauswirtschaftliche Versorgung, Verpflegung, Hausmeister- und Vermittlungstätigkeiten übernommen werden, wenn die bäuerliche Familie dazu die nötige freie Arbeitskapazität hat. Je nach Vereinbarung ist für fittere ältere Menschen auch eine Mithilfe im Betrieb möglich.

Ressourcenbedarf im Vergleich

Die Vermietung von Wohnraum setzt einen vgl. hohen Bedarf an möglichst schon vorhandener, geeigneter Bausubstanz voraus. Damit verbunden ist dann meist auch ein erheblicher Kapitalbedarf um die Wohneinheiten altengerecht zu gestalten. Beschränkt sich der Landwirt/die Landwirtin vorrangig auf die Vermieterrolle, wie z. B. bei der Seniorenwohngemeinschaft/-hausgemeinschaft, reicht eine vgl. geringe freie Arbeitskapazität aus. Dahingegen muss beim Betreuten Wohnen eine erheblich freie Arbeitskapazität verfügbar sein.

Fazit

Neben der Angebotsform selbst kann die betriebsspezifische Gestaltung des jeweiligen Dienstleistungsangebots in Art und Umfang den Ressourcenbedarf mehr oder weniger stark beeinflussen. Jede(r) Einsteiger/in in diesen Betriebszweig sollte deshalb das eigene Angebot sehr gut auf die vorhandenen betrieblichen Ressourcen abstimmen.
Bildnachweis:
Kopfbild, Foto: Freudenstein