Arbeitsgruppe (AG): Der Landwirt als Dienstleister für Gewerbe- und Privatkunden sowie die öffentliche Hand

Foto Mähen einer Böschung

Foto: MR Oberland / Andreas Müller

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) betreute von 2014 bis 2016 das "Forum Diversifizierung". Das Projekt hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Landwirte mit dem Erstellen praxisorientierter Unterlagen beim Aufbau zusätzlicher Einkommensstandbeine zu unterstützen. Eine Arbeitsgruppe (AG) des Forums bearbeitete das Themenfeld "Der Landwirt als Dienstleister für Gewerbe- und Privatkunden sowie die öffentliche Hand".

Ziel der AG war es, Landwirten beim Einstieg in den Betriebszweig "landwirtschaftsnahe Dienstleistungen für Nicht-Landwirte" (z. B. Winterdienst, Vegetations- und Landschaftspflege) durch Informationsmaterial Hilfestellung beim Einstieg bzw. bei der Optimierung des eigenen Angebots zu geben. Darüber hinaus sollte der Bekanntheitsgrad der landwirtschaftsnahen Dienstleistungen als Einkommensalternative gesteigert werden.

Beim Aufbau eines Einkommensstandbeins neben der Landwirtschaft liegt es nahe, die bereits vorhandene landwirtschaftliche Fachkompetenz, das Erfahrungswissen sowie vorhandene Maschinen und Geräte nutzbringend einzusetzen. Neben der Lohnunternehmertätigkeit für Landwirte ist dies beim Erbringen von landwirtschaftsnahen Dienstleistungen für Gewerbe- und Privatkunden sowie die öffentliche Hand besonders gut möglich.

Auf Wunsch der ARGE-Mitglieder in der ersten Sitzung stand zu Beginn der Projektarbeit die öffentliche Hand als Auftraggeber im Fokus. Bei der Bearbeitung wurde aber bald offensichtlich, dass es sinnvoll ist, Gewerbe- und Privatkunden als Auftraggeber in die Betrachtung mit einzubeziehen. Denn landwirtschaftliche Betriebe, die im Nebenerwerb in diesen Bereich einsteigen wollen, erschwert das Vergaberecht die Auftragsakquise bei der öffentlichen Hand. Dahingegen gestaltet sich bei Gewerbe- und Privatkunden die Auftragsvergabe viel einfacher. Gleichzeitig ist bei ihnen tendenziell eine steigende Nachfrage zu beobachten.

Geeignete Dienstleistungsarten

  • Landschaftspflege (Pflege exponierter/geschützter Flächen z. B. Magerrasen, Windschutzheckenpflege)
  • Vegetationspflege (Pflege bestehender Vegetation z. B. Rasen mähen, Heckenpflege, Unkraut jäten, Gehölzschnitt, Mulchen)
  • Winterdienst (Schneeräumen, streuen von Salz bzw. Sand gegen Glatteis)
  • Bäume fällen (Fällarbeiten von einzelnen Bäumen z. B. bei Sturmschäden)
  • Waldbewirtschaftung (Bewirtschaftung von Waldflächen mit erforderlichen Zertifikaten)
  • Wegeunterhalt (Bankette mähen, grädern und walzen, Spritzasphaltierungen)
  • Grabenreinigung (Entfernen von Bewuchs einschließlich ausmähen)
  • Kehrdienst (regelmäßige Kehrarbeiten auf Straßen und Plätzen, im Herbst auch Laubkehrarbeiten)
  • Baggerarbeiten (alle Arbeiten mit Bagger z. B. Abbrucharbeiten, Erdarbeiten)
Punkt-Diagramm: Die Landschaftspflege erreicht den höchsten Wert, Baggerarbeiten den niedrigsten Wert.Zoombild vorhanden

Portfolio-Analyse

Die Beurteilung der Eignung resultiert einerseits aus der Bewertung der Attraktivität aus Sicht des Landwirts und andererseits dem Nachfragebedarf der Auftraggeber durch die Einschätzung der AG-Mitglieder (= nicht repräsentativ). Die Dienstleistungsarten sind in abnehmender Reihenfolge genannt. Die der Rangfolge zugrunde liegende konkrete Bewertung ergibt sich aus der Portfolio-Analyse.
Danach wurde die Landschaftspflege für den Landwirt als attraktivste Dienstleistung bei hohem Nachfragebedarf bewertet. Die Erkenntnis dabei ist, dass sich für diversifizierende Landwirte nicht jede Dienstleistungsart gleichermaßen lohnt. Ein Grund kann z. B. sein, dass sich die hohen Anschaffungskosten für Spezialmaschinen bei geringer Auslastung im Wettbewerb mit anderen spezialisierten Anbietern/Anbieterinnen nicht lohnen bzw. Zusatzqualifikationen nötig sind.

Die AG stellte fest, dass die Ziele der (potenziellen) Anbieter beim Einstieg in diese landwirtschaftsnahen Dienstleistungen erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich sein können.

Landwirte, die

  1. ein kleineres, oft auch situationsgebundenes Nebeneinkommen ohne größere Zusatzinvestitionen suchen, oder
  2. ein stetiges relevantes Einkommen aus diesem Nebenbetrieb durch Professionalisierung und Zusatzinvestitionen - meist als Sub-Unternehmer - anstreben, oder
  3. langfristig als Komplett-Dienstleister ein breites Angebots- und Kundenportfolio besitzen sowie bereit sind, unabhängig vom landwirtschaftlichen Maschinenpark, zu investieren und Mitarbeiter/innen zu beschäftigen, wobei die Landwirtschaft zum Nebenbetriebszweig wird.

Die Landwirte gemäß Punkt (1) und (2) dieser Beschreibung benötigen meist Entscheidungshilfen beim Einstieg, Know-how zur Angebotskalkulation, Auftragsabwicklung und den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Kompetenzen als Dienstleister (z. B. Service-Denken, Dienstleistungsmarketing, Verkaufsrhetorik). An diese beiden Gruppen von Landwirten richtet sich vorrangig das von der AG erarbeitete Informationsmaterial.

Arbeitsergebnisse

Die AG hat ein Kompetenzpapier für Landwirte erstellt. Inhalte sind u. a.: eine Portfolio-Analyse, die Alleinstellungsmerkmale des Landwirts als Dienstleister, Steckbriefe für sieben Angebotsformen mit einer Beschreibung der Einstiegsvoraussetzungen sowie Informationen zur Auftragsabwicklung und Verkaufsrhetorik, zum Vergaberecht, zu den Haftungsrisiken, den steuerrechtlichen Aspekten sowie zur Dienstleistungsqualität.

Ansprechpartner:
Dr. Gerhard Dorfner
Institut für Agrarökonomie, Standort Ruhstorf
Tel.: 08161 8640-4661
E-Mail: Diversifizierung-IBA@lfl.bayern.de