Forschungs- und Innovationsprojekt
EffiT – Effiziente THG-Berechnung in der Schweine- und Rindermast

Zwei Schweine im Kontakt miteinander.

Die Treibhausgas-(THG)-Bilanzierung landwirtschaftlicher Betriebe ist ein zentraler Baustein für nachhaltigen Klimaschutz.

Mit dem Projekt EffiT wurde der LfL Klima-Check um zusätzliche Produktionsverfahren und REST-API-Schnittstellen erweitert. Dies ermöglicht eine automatisierte und präzisere Berechnung der Emissionen und hilft Landwirten, gezielt Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.

Von der THG-Bewertung zur Umsetzung in der Schweine- und Rindermast

Person im Kuhstall beim Eintippen von Zahlen auf einem Tablet-Computer
An der LfL wird seit 2014 intensiv an der THG-Bewertung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren geforscht. Das Gerüst der THG-Bewertung bilden die über 140 Verfahren des LfL-Internetdeckungsbeitragsrechners, die sukzessive um eine THG-Bewertung ergänzt werden. 2021 wurde mit dem Hopfenanbau das erste Produktionsverfahren umgesetzt. Mittlerweile stehen 15 Verfahren zur Verfügung, 13 davon sind bereits in die Betriebsebene integriert, die eine Kombination und gleichzeitige Auswertung mehrerer Produktionsverfahren erlaubt. Während die Milchkuhhaltung mit dem LfL Klima-Check bereits umfassend analysiert werden kann, war dies bei der Schweine- und Rindermast bisher nicht ohne weiteres möglich. Im Rahmen von EffiT konnte diese Lücke durch die Integration weiterer Produktionsverfahren geschlossen werden.
Ein weiteres Problem bestand in der zeitaufwändigen Dateneingabe für die THG-Berechnung. Viele erforderliche Daten, beispielsweise aus der Stoffstrombilanz, den Schlachtdaten und den Leistungsdaten, liegen bereits elektronisch vor, konnten aber bisher nicht automatisiert genutzt werden. EffiT setzte genau hier an: Durch die Entwicklung neuer Schnittstellen wird die automatische Erfassung und Verarbeitung dieser Daten ermöglicht, was die Effizienz und Genauigkeit der THG-Berechnung erheblich verbessert.

Erweiterung des LfL Klima-Checks: Mehr Verfahren, mehr Möglichkeiten

Im Rahmen des Projekts wurden zwei wesentliche Neuerungen umgesetzt:
Erweiterung der Produktionsverfahren
Der Klima-Check wurde um acht neue Verfahren ergänzt: Triticale, Hybridroggen, Hafer, Erbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen, Roggen-GPS, Wiesengras.
Diese Erweiterung ermöglicht eine detailliertere Analyse der THG-Emissionen in der Schweine- und Rindermast. Besonders die Wahl des Futtermittels beeinflusst die Klimabilanz eines Betriebs erheblich. Durch die erweiterte Datenbasis können Landwirte nun gezielt Strategien entwickeln, um die Klimawirkung ihrer Fütterung zu reduzieren.
REST-API-Schnittstellen
Elf bestehende Verfahren wurden mit REST-API-Schnittstellen ausgestattet: Schweinemast, Ferkelerzeugung, Bullenmast, Silomais, Grassilage, Weide, Heu, Winterweizen, Körnermais, Wintergerste, Sommergerste.
Diese Schnittstellen erlauben eine automatisierte Dateneingabe und optimieren die Verarbeitung großer Datenmengen. Betriebe können ihre bereits vorhandenen digitalen Betriebsdaten direkt in den LfL Klima-Check einspielen, ohne sie manuell eingeben zu müssen. Dies reduziert den Zeitaufwand erheblich und minimiert Fehlerquellen.

EffiT in der Praxis: Testbetriebe und erste Ergebnisse

Nutzung der REST-API-Schnittstellen zur THG-Bewertung

Die neuen Funktionen wurden in einer Pilotphase mit zehn Betrieben erfolgreich getestet. Dabei wurde überprüft, wie sich die Nutzung der REST-API-Schnittstellen in ein bereits etabliertes Farm-Management Tool – die Qualifood Informationsplattform - integrieren lässt.
Abbildung 1 zeigt den Ablauf der automatisierten THG-Bewertung mit REST-API-Schnittstellen im Projektvorhaben. Durch die direkte Übertragung betrieblicher Daten in den LfL Klima-Check wird die Berechnung beschleunigt und die Genauigkeit der Ergebnisse erhöht. Dies ermöglicht eine effizientere Analyse der betrieblichen Klimabilanz und eine gezieltere Ableitung von Optimierungsmaßnahmen.

Ablaufplan der automatisierten THG-Bewertung mit REST-API-Schnittstellen

Abbildung 1: Prozess der Datenbereitstellung und -verrechnung im Projekt
Ein weiterer großer Vorteil der Schnittstellennutzung ist die Möglichkeit des Benchmarkings. Abbildung 2 zeigt exemplarisch die Ergebnisvisualisierung im Testverfahren mit der Qualifood Plattform. Schnittstellennutzer können Vergleichsgruppen erstellen und THG-Bilanzen ähnlicher Betriebe vergleichen und so gezielt Optimierungspotenziale identifizieren. Dies schafft eine neue Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften und ermöglicht es Landwirten, Stellschrauben in ihren Betrieben zu identifizieren.

Darstellung der Auswertungsmaske und Benchmarkfunktion in Qualifood

Abbildung 2: Umsetzung der Auswertungsmaske und Benchmarkfunktion in Qualifood

Weiterentwicklung des LfL Klima-Checks und zukünftige Perspektiven

Das Projekt EffiT hat die Grundlagen für eine effiziente und transparente THG-Bewertung in der Schweine- und Rindermast geschaffen. Die Erweiterung des LfL Klima-Checks um zusätzliche Produktionsverfahren und Schnittstellen verbessert nicht nur die Genauigkeit der Berechnungen, sondern auch die praktische Anwendbarkeit für Landwirte und Unternehmen.
Die Digitalisierung und Automatisierung der THG-Berechnung werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Der LfL Klima-Check soll kontinuierlich weiterentwickelt werden, um zusätzliche Produktionsverfahren zu integrieren. Zudem wird daran gearbeitet, weitere Nachhaltigkeitsindikatoren wie Nahrungs- und Flächeneffizienz oder Biodiversitätsaspekte in die Berechnungen einzubeziehen. Projekte wie EffiT zeigen, dass durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Praxis und Technologieanbieter innovative Lösungen geschaffen werden können, die nicht nur den Klimaschutz unterstützen, sondern auch ökonomische Vorteile für Landwirte und letztlich auch Unternehmen bieten können. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur klimafreundlichen und zukunftssicheren Landwirtschaft geleistet.

Weiterführende Projekte und Informationen

Projektinformation
Projektleitung: Anton Reindl
Projektbearbeitung: Anton Reindl, Vanessa Karger
Laufzeit: 01.01.2024 bis 31.12.2024
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF),
Projektpartner: Fleischprüfring Bayern e.V., Erzeugergemeinschaft Südbayern eG
Förderkennzeichen: KL/23/02

Logo des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus und das Logo Forschungsland Bayern

Ansprechpartner
Anton Reindl
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1249
E-Mail: klima.check@LfL.bayern.de

Foto Anton Reindl, LfL-IBA

Anton Reindl