Pressemitteilung – 11. April 2025, Freising
Neue Kulturarten für den Ökolandbau: Ohne staatliche Förderung geht es nicht
Innovative Ansätze zur Züchtung neuer Kulturarten für den ökologischen Landbau standen im Fokus der 11. Sitzung des "Forums zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung in Bayern" an der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising. Zentrale Themen waren das Marktpotential und die Züchtung von Kulturen, die den Herausforderungen des Klimawandels und den Bedürfnissen der modernen Landwirtschaft und Ernährung gerecht werden. Klar wurde dabei: Ohne staatliche Förderung wird es langfristig nicht gehen.

Eine innovative Kulturart für den ökologischen Landbau mit hohem Marktpotential: Buchweizen (Foto: LfL).
Das Forum ist eine bayernweite Austauschplattform zur Pflanzenzüchtung für den ökologischen Landbau, in dem sich Teilnehmende aus der gesamten Wertschöpfungskette zum offenen Austausch treffen. Aufgabe des Gremiums ist es, die Züchtung in Bezug auf Fruchtarten, Zuchtziele und Verwertung insbesondere im Hinblick auf den ökologischen Landbau zu beraten und aktuelle Fragstellungen für die Forschung zu identifizieren. Am Forum beteiligen sich auch renommierte Ökozüchter und Forschende über Bayern hinaus.
Der Vorsitzende des Forums, Dr. Markus Herz, betonte bei der Sitzung Anfang April die Notwendigkeit, Innovationen zu fördern: "Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, sich an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen. Innovative Kulturen können dazu beitragen, die Erträge zu steigern und die Diversifizierung der Anbauflächen zu fördern." Sie könnten auch die Palette der gesunden Nahrungsmittel erweitern. Als neues Forumsmitglied begrüßte Herz das Projekt "Bio-Stadt München" und ihre Koordinatorin Daniela Schmid.
LfL-Forschungskoordinator Dr. Robert Schätzl präsentierte bei seinem Impulsvortrag die Ergebnisse einer umfassenden Marktanalyse. Diese identifizierte mehrere potenzielle neue Kulturarten, die in Bayern angebaut werden könnten, darunter Körnererbsen, Linsen und Kichererbsen. Er wies darauf hin, dass Importprodukte teilweise durch heimische Erzeugnisse ersetzt werden könnten, wenn Anbaueigenschaften, Qualität und Liefermengen stimmen. Die Züchtung könne hier einen großen Beitrag leisten. "Die Wertschöpfungskette ist entscheidend. Wir müssen die Verwertung von Nebenprodukten und die Logistik nach der Ernte auch in den Blick nehmen", so Schätzl. Prof. Dr. Franziska Wespel von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellte die Aktivitäten ihres Lehrstuhls "Breeding Novel Grain Crops" vor, der sich mit der Züchtung neuer Ackerkulturen beschäftigt. Sie berichtete über die Fortschritte im HSWT-Zuchtprogramm für Kichererbsen und die Nutzung modernster Technologien wie Röntgenrobotern zur frühen Selektion von Zuchtmaterial.
Die anschließende Diskussion zeigte das große Interesse an der Entwicklung und Vermarktung dieser neuen Kulturarten. Kooperationen zwischen Züchtern, Landwirten, Verarbeitern und Forschungseinrichtungen seien notwendig, um die Potenziale dieser Kulturen zu realisieren. Neue Kulturarten würden nicht nur zur Diversifizierung, sondern auch zur Ernährungssicherheit beitragen. Allerdings werde die Züchtung für den Ökolandbau auch langfristig auf die Unterstützung durch die öffentliche Hand angewiesen sein. Denn kommerzielle Züchter dürften aufgrund der auch langfristig geringen wirtschaftlichen Perspektiven kaum interessiert sein.
Weitere Informationen:
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.