Pressemitteilung – 02. April 2025, Achselschwang, Landkreis Landsberg am Lech
Fachtagung: Braunvieh mit neuen Perspektiven
Die Rasse Braunvieh mit ihren Besonderheiten und Chancen stand im Fokus einer Fachtagung am 27. März am Staatsgut Achselschwang bei Utting. Unter dem Motto "Braunvieh mit neuen Perspektiven" erörterten rund 100 Fachleute und Praktiker die verschiedenen Aspekte des Themas in Vorträgen und Diskussionsrunden. Ziel der Tagung war einerseits die Information und die Weitergabe wissenschaftlicher Forschungsergebnisse an die Praxis, aber auch der Austausch zwischen Landwirten, Züchtern und Wissenschaftlern.

Das neue Kälberzentrum im Staatsgut der BaySG in Achselschwang (Foto: Annika Bosch, LfL).
Braunvieh ist eine vor allem in Süddeutschland und den Alpenländern verbreitete Rasse. Entsprechend der Bedeutung der Rasse in diesen Regionen war auch das Interesse an der Veranstaltung am Staatsgut in Achselschwang groß. Die Tagung war von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsgütern (BaySG), der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzucht- und Besamungsorganisationen e. V. (ASR) und der Arbeitsgemeinschaft Deutsches Braunvieh organisiert worden.
Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzucht- und Besamungsorganisationen (ASR), Dr. Johann Ertl, betonte die fachliche Bandbreite der Veranstaltung. Es wurden Themen wie die Futtereffizienz in der Milcherzeugung, die Bullenmast oder die Fütterung der Kälber ebenso erörtert wie die Tiergesundheit, Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft oder die Ökonomie in der Milcherzeugung. Präsentiert wurden aber auch die Ergebnisse der Fütterungsversuche aus Achselschwang, der Versuche zur Bullenmast in Grub, sowie der Untersuchungen zu Kälbern aus Freising und Betriebsauswertungen aus Baden-Württemberg. Prof. Dr. Hubert Spiekers, Leiter des Instituts für Tierernährung und Futterwirtschaft, leitete die Diskussionsrunden, in denen die Erkenntnisse der Vorträge erörtert wurden.
Die Veranstaltung zeigte die spezifischen Unterschiede der Rasse in der Futteraufnahme sowie in den Milchinhaltsstoffen auf, die zu einer höheren Effizienz des Braunviehs führen. Gleichzeitig wurden auch die Risiken und Grenzen der Zucht auf Effizienz erläutert. Der höhere Milchharnstoffgehalt bei gleichzeitig niedrigerer Rohproteinaufnahme im Vergleich zum Fleckvieh weise auf rassespezifische Unterschiede des Braunviehs in der Nierenphysiologie hin. Das haben die Auswertungen der Fütterungsversuche in Achselschwang im Rahmen des durch die ASR geförderten Projekts "Sustainable Cow" ergeben. Durch die Herdenzusammensetzung und die Rassenkonstellation der Tiere in den Versuchen, bestand die Möglichkeit, Braunvieh mit Fleckvieh und Kreuzungstieren von Fleckvieh und Holstein unter gleichen Fütterungs- und Managementbedingungen zu testen.
Zu den Vorzügen einer Rasse gehören neben der Milch auch die Fleischleistung der Altkühe sowie die Mastleistung der Bullen. Die Unterschiede wurden an vergleichenden Versuchen zur Bullenmast in Grub geprüft. Beim Braunvieh bietet sich hier auch die Gebrauchskreuzung mit einer Fleischrasse an. In Baden-Württemberg werden Milchkuhbetriebe in der Betriebszweigauswertung auch nach der Rasse getrennt bewertet. Von besonderem Interesse ist dabei die Kälberaufzucht, da hier der Grundstein für eine erfolgreiche Nutzung als Kuh und Mastrind gelegt wird. Am Veitshof in Freising wurden hierzu Untersuchungen an Braunviehkälbern in der ersten Lebenswoche mit neuen Methoden durchgeführt. Kälber sollten ausreichend mit hochwertigem Kolostrum versorgt und generell kontrolliert satt mit Milch bzw. hochwertigem Milchaustauscher ernährt werden.
Die Teilnehmer der Tagung bekamen aber auch interessante Einblicke in das neue Kälberzentrum in Achselschwang. Staatsgutleiterin Dr. Franziska Blümel (BaySG), sowie Jochen Simon (LfL) erläuterten ihnen bei einem Rundgang die baulichen Besonderheiten und die zukünftigen Vorhaben im frisch eingeweihten Kälberzentrum, an dem mit innovativen Technologien die Forschung zur Kälberhaltung und -gesundheit vorangebracht wird.
Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hubert Spiekers (l.), Leiter des Instituts für Tierernährung und Futterwirtschaft, leitete die Diskussionsrunden. In der Bildmitte Anton Vorndran von der TUM bei seinem Vortrag (Foto: Annika Bosch, LfL).
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.