Tierzüchtung
Logistik in den Bereichen der Leistungsprüfung, Typisierung und Zuchtwertschätzung (Schwein)

Zu den organisatorischen Voraussetzungen für ein effizientes System gehören vor allem konsistente und zentral verwaltete Datenbestände und eine unverzügliche Integration neu anfallender Informationen in diese Datenbestände. In Bayern werden zu diesem Zweck bereits seit langem Datenbanksysteme verwendet.

Über ISMPA (1983) und die Weiterentwicklung der Datenbank unter den Namen LuZ (Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung) im Jahre 1995 führte der Weg zu LuZ2006. Diese DB2-Datenbank mit den dazugehörigen Anwendungsprogrammen wird gemeinsam von LKV Bayern, EGZH und LfL betrieben und enthält alle Daten der Leistungsprüfung, Herdbuchführung und Zuchtwertschätzung in Bayern.

Genetische Bedingungen

Die wesentlichen genetischen Bedingungen, die für eine Zuchtwertschätzung erfüllt sein müssen, sind das Vorhandensein zuverlässiger Abstammungsinformationen und die genetische Verknüpfung zwischen den Zuchtbetrieben. Die Zuverlässigkeit der Abstammungsinformationen wird durch das Informationssystem in entscheidender Weise unterstützt. Durch den unmittelbaren Zugriff auf alle Stamm- und Wurfdaten schon bei der Anmeldung einer Prüfgruppe können Fehler erkannt und vermieden werden. Um die Datenqualität zu sichern, werden zusätzlich Abstammungsüberprüfungen durchgeführt.
Genetische Verknüpfung zwischen den Produktionseinheiten
Die genetische Verknüpfung zwischen den Produktionseinheiten kann am effektivsten durch den überbetrieblichen Einsatz von Ebern geschehen. In Bayern beträgt der Anteil Prüfgruppen von KB-Ebern aus Herdbuchbetrieben derzeit etwa 80 Prozent. Dabei liegt der Anteil bei DL mit 85 % etwas höher als bei Pietrain mit 70 %. Durch diese hohen Anteile überbetrieblich eingesetzter Eber kann man von einer ausreichenden genetischen Verknüpfung zwischen den Herkunftsbetrieben ausgehen. Zusätzlich werden Verknüpfungen zwischen Nord- und Südbayern durch eine gesteuerte Beschickung der (Leistungsprüfungsanstalten (LPA) geschaffen. Etwa 10 % der Prüfgruppen werden in der jeweils anderen LPA geprüft.

Datenfluss zwischen Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung

Abbildung: Logistik im Bereich der Leistungsprüfung und ZuchtwertschätzungZoombild vorhanden

Daten- und Informationsströme im Bereich der ZWS

Im Gegensatz zum Rind verlangt eine Tiermodellzuchtwertschätzung beim Schwein nach einer weitgehenden Automatisierung der Abläufe, da wöchentlich Zuchtwertschätzungen durchzuführen sind, für die jeweils die aktuellen Daten bereitstehen müssen. Die Abbildung stellt schematisch den Datenfluss zwischen Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung dar. Auch die mit dem Programm USDAT erfassten Feldleistungsprüfungsergebnisse werden über direkten Datenaustausch in das Informationssystem zu integriert. Bisher werden die Ergebnisse der Feldleistungsprüfung jedoch noch nicht in der Zuchtwertschätzung verarbeitet, sondern ausschließlich Stationsprüfungsergebnisse.

Probenlogistik und Typisierung

Seit 2016 werden Zuchttiere und junge interessante Tiere der Rassen Piétrain und Deutsche Landrasse genotypisiert. Die Verwaltung der Proben von der Erfassung bis zur Beauftragung findet über eine Web-Anwendung in LuZ2006 statt. Beteiligt sind Züchter, Zuchtleiter, EGZH und Besamungsstationen. Gewebeproben werden bereits bei sehr jungen Tieren entnommen. Im Idealfall geschieht das zeitnah zum Tätowieren mit Hilfe einer Gewebeohrmarke, da die Ferkel im Alter von drei Wochen noch leicht zu handhaben sind. Zudem ist zu diesem frühen Zeitpunkt das Risiko, dass die Gewebeprobe einem falschen Tier zugeordnet wird, gering. Die Typisierung erfolgt hingegen zu einem späteren Zeitpunkt, um die körperliche Entwicklung der Kandidaten mit berücksichtigen zu können. Der genomisch-optimierte Zuchtwert soll jedoch rechtzeitig zur Eigenleistungsprüfung vorliegen.Um die Vorteile der Typisierung weiblicher Tiere für das Zuchtprogramm zu nutzen, unterstützt die EGZH die Züchter beider Rassen. Ihnen stehen, abhängig von ihrer Beteiligung am Zuchtprogramm, Kontingente für die kostenlose Typisierung ihrer Jungsauen zur Verfügung.
Die Probenlogistik wird gemeinsam von den Schweinezuchtorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz organisiert. Über den Förderverein Bioökonomieforschung wurde dazu ein gemeinsamer SNP-Chip entwickelt. Darüber hinaus wurde eine gemeinsame Genom-Datenbank eingerichtet, die beim LKV Bayern angesiedelt ist. Die Typisierung der Gewebeproben der bayerischen Tiere erfolgt in einem Drei-Wochen-Rhythmus bei der GeneControl GmbH in Grub. Die SNP-Daten werden von dort an das LKV Bayern übermittelt. Ebenfalls im Drei-Wochen-Rhythmus erstellt das LKV einen aktuellen Abzug der SNP-Daten und stellt ihn dem ITZ für die genomische Zuchtwertschätzung zur Verfügung. Die Kommunikation zwischen LuZ und der Genom-Datenbank des LKV hinsichtlich des Status der Proben (Einlagerung, Beauftragung, erfolgreiche Typisierung) erfolgt über Web-Services.