Tierwohl
Braunvieh Haplotyp 2 (BH2) beim Fleckvieh

Grafik einer DNA-Doppelhelix

Foto: Wikimedia Commons

Durch regelmäßiges Monitoring und Prüfen von vorhandenen Sequenzdaten ist es möglich unerwünschte Mutationen in Rinderpopulation zu entdecken und züchterisch zu bearbeiten. Im Zuge des Zuchtwertschätzlaufes September 2013 wurde BH2 beim Braunvieh veröffentlicht und nun ist bestätigt, dass dieser ursprünglich beim Braunvieh entdeckte Haplotyp auch in der Fleckviehpopulation in einigen Linien vorkommt. Die Kenntnis von BH2 ermöglicht es nun, Aufzuchtraten beim Fleckvieh zu verbessern.

Erkenntnisstand

Das Auftreten von BH2 in Fleckviehlinien wurde bei der Untersuchung von Sequenzdaten an der TU München entdeckt. Diese Mutation führt bei reinerbigen Kälbern zu einer erhöhten Totgeburtenrate und erhöhten Abgängen in den ersten sieben Lebenswochen. Mittlerweile wurde auch ein älteres Fleckviehkalb gefunden, welches die Mutation reinerbig trägt und das typische Krankheitsbild aufweist (eitriger Nasenausfluss, Lungenentzündungen, spitze Kopfform). Die Allelfrequenz von BH2 in der weiblichen Fleckviehpopulation beträgt aktuell circa 1 Prozent. Der Haplotypentest wird seit dem ZWS-Lauf Juli 2014 für alle Fleckviehtiere im Routineverfahren zu den genomischen ZWS-Läufen durchgeführt. Auch alle zuvor typisierten Kandidaten erhalten ein im Genomportal abrufbares Haplotypentest-Ergebnis. Auch ein direkter Gentest ist bereits nutzbar.

Empfehlungen

Die mit rund 1 Prozent niedrige Häufigkeit dieser unerwünschten Mutation in der Fleckviehpopulation kann durch Selektion und Anpaarungsplanung relativ zügig weiter gesenkt werden. Folgende züchterische Maßnahmen werden empfohlen:

  • Anlageträger werden konsequent gekennzeichnet
  • Risikopaarungen strikt vermeiden. Das heißt Anlageträger keinesfalls an Tiere anpaaren, bei denen ein anderer Anlageträger im Pedigree aufscheint (besonders auf Vater und Muttersvater achten)
  • Einsatz von Anlageträgern verantwortungsbewusst einschränken
  • Kandidaten, die ein BH2 Allel tragen sollen nur dann für den Besamungseinsatz selektiert werden, wenn sie züchterisch wertvoller erscheinen als alternative freie Kandidaten.

Es ist zu berücksichtigen, dass der verfügbare Haplotypentest nicht zu 100 Prozent sicher ist.

Aktuelle Träger des Erbfehlers

Betroffene Besamungsbullen, die Anlageträger sind, werden in der Onlineanwendung BaZI-Rind gekennzeichnet bzw. können über die Suchmaske selektiert werden.

Quelle: AGÖF, ASR und Dr. Reiner Emmerling, Juni 2014

Ansprechpartner
Dr. Reiner Emmerling
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7141
Fax: 08161 8640-7199
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de

Portraitbild

Dr. Reiner Emmerling

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