Tierwohl
Mutterkuhhaltung Staatsgut Pfrentschweiher

Mutterkuh mit Kälber auf der Weide grasend

In der Fleischrinderzucht ist die Ausweitung und Etablierung der Hornlosigkeit beim Fleckvieh untrennbar mit den langjährigen Forschungs- und Zuchtaktivitäten der damaligen Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht in Grub in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verbunden und Dank der weitsichtigen Mitarbeit der bayerischen Besamungsstationen so erfolgreich verlaufen.

Das heimische gehörnte Fleckvieh war aufgrund seiner ausgeprägten Fleischkomponente, des Milchreichtums und seiner sehr guten Muttereigenschaften bestens für die Mutterkuhhaltung geeignet. Die Förderung der natürlichen Hornlosigkeit seit den 1970er Jahren begünstigte die Verbreitung zu einer der bedeutendsten Rassen in der Mutterkuhhaltung. Heute – fast 50 Jahre später - ist Fleckvieh der Zucht- und Nutzungsrichtung Fleisch (Fleckvieh-Simmental) nahezu vollständig hornlos gezüchtet.

Historische Entwicklung

Am Haupt- und Landgestüt Schwaiganger wurde 1974 im Rahmen eines staatlichen Zuchtversuches damit begonnen, die genetische Hornlosigkeit beim Fleckvieh in der Mutterkuhhaltung zu bearbeiten. Die Besonderheit dieser Züchtung besteht darin, dass der Ursprung der Hornlosigkeit auf den Ankauf von reinrassigen Kühen und Bullen der Rasse Fleckvieh zurückgeht, welche infolge Mutation entweder natürlich hornlos oder Wackelhornträger waren. Somit wurde die Hornlosigkeit nicht durch aktive Einkreuzung einer bereits hornlosen Rasse herbeigeführt.

Eine exakte und kontinuierliche Datenerhebung des Hornstatus-Phänotyps von allen Rindern auf den Nebenbetrieben in Schwaiganger von Geburt bis zum Abgang war die Voraussetzung für viele Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Vererbung der genetischen Hornlosigkeit. Mit Zunahme des Datenmaterials konnten die vorhandenen Vererbungshypothesen verfeinert und modifiziert werden. Mehrere Dissertationen und eine Vielzahl von Veröffentlichungen belegen die Entwicklung bis zum heutigen Stand des Wissens.

Im Zuge einer Neustrukturierung der Versuchseinrichtungen wurde die über die Jahrzehnte vollständig hornlos gezüchtete Mutterkuhherde in Schwaiganger im Jahr 2003 aufgelöst. Ein Teil der Herde fand am Standort Pfrentschweiher, einem Nebenbetrieb von BaySG Almesbach, eine neue Heimat. Einige herausragende Kühe wurden in die bestehende Zuchtherde der Versuchsstation Neuhof in Kaisheim eingegliedert. Auf diese Weise konnte die wertvolle Hornlos-Genetik von Schwaiganger im Wesentlichen erhalten werden.

In Neuhof erfolgte seit 1992 die Züchtung eines umgänglichen, fleischbetonten, natürlich hornlosen Fleckviehs für die Mutterkuhhaltung. Mit Hilfe der Künstlichen Besamung wurden geeignete geprüfte Fleckvieh-Besamungsbullen aus der Doppelnutzung neben den hornlosen Deckbullen des Betriebes eingesetzt. Die Reinzuchtherde umfasste knapp 50 Kühe mit anteiliger Nachzucht.

Gezüchtete Besamungsbullen: Exodus PP, Steinadler PP, Excalibur Pp, Steinmarder PP (Bayern-Genetik), Stahlguss PP (BSG Greifenberg), Saenko PP*, Zempin PP* (Besamungsverein Neustadt/A.).

Auf der Grundlage einer exakten kontinuierlichen Hornstatuserhebung über alle Jahre eignete sich die Versuchsherde von Neuhof sehr gut für die Erforschung und Erprobung von Gentests für Hornlosigkeit. Aufgrund einer Umstrukturierung des Betriebes musste die Fleischrinderherde im Jahr 2012 vollständig abgebaut werden. Jedoch konnte eine Reihe der züchterisch wertvollen Tiere nach Pfrentschweiher (Oberpfalz, Nähe Waidhaus) verlagert und damit die Genetik weitgehend erhalten werden.

Besamungsbulle von der Seite

Steinadler PP, Foto: Bayern-Genetik

Besamungsbulle von der Seite

Excalibur Pp, Foto: Bayern-Genetik

Besamungsbulle von der Seite

Zempin PP* zur Körung, Foto: ITZ Grub

Staatsgut Pfrentschweiher

Stallgebäude
Seit jeher diente das Staatsgut Pfrentschweiher, das etwas außerhalb des Ortes Pfrentsch unmittelbar an der Pfreimd gelegen ist, der Aufzucht des betriebseigenen Jungviehs des Staatsgutes Almesbach. Durch die Nutzung eines zweckmäßig eingerichteten Altstalles (siehe Foto) ist ein Teil der Mutterkuhherde über die Stallhalteperiode praktikabel und funktional passend untergebracht. Im Jahr 2014 wurde für die zweite Teilherde parallel zur Längsseite des bestehenden alten Jungviehstalls eine Liegehalle mit Abteile gebaut und mit dem Altstall verbunden, so dass nach Abschluss der Baumaßnahmen insgesamt 35 Mutterkühe mit Nachzucht in den beiden Ställen sehr tiergerecht gehalten werden können.
Das Deckbullenhandling konnte bereits davor durch die zweckmäßige Errichtung von drei Bullenbuchten mit überdachtem Auslauf entscheidend optimiert werden.

Seit 2014 besteht die vollständig natürlich hornlose Zuchtherde ausschließlich aus Reinzuchttieren. Besonderes Augenmerk wird neben der Fleischleistung auf Umgänglichkeit, funktionale Euter und stabile Fundamente gelegt. Die FV-Herde wird im Herdbuch des Fleischrinderverbandes Bayern e.V. geführt und vom Institut für Tierzucht der LfL züchterisch betreut. In 2016 ging der in Pfrentschweiher gezüchtete Jungbulle Hennessy PP* in den Besamungseinsatz. Jährlich können einzelne Jungtiere zur Zucht an interessierte Mutterkuhhalter verkauft werden.

Mutterkuhzuchtherde grasend auf Weide

Mutterkuhzuchtherde in Pfrentschweiher

Kühe werden am Hofstall gewogen

Herdenwiegung am Hofstall

Besamungsbulle stehend nach links gedreht

Besamungsbulle Hennessy PP*, Foto: Bayern Genetik

Mutterkuh mit saugendem Kalb stehend auf der Weide

Mutterkuh mit saugendem Kalb

Bild in Originalgröße

Bayerische Staatsgüter - Bildungs- und Versuchszentrum für Rinderhaltung Staatsgut Almesbach
Ansprechpartner: Herr Weig

Almesbach 1
92637 Weiden
Tel.: 089 69334423-24
E-Mail: almesbach@baysg.bayern.de

Standort der Mutterkuhherde:
Staatsgut Pfrentschweiher

Pfrentschweiher 1
92693 Eslarn

Ansprechpartner
Johann Robeis
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7159
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de

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Johann Robeis