Tierwohl
Mutterkuhhaltung Staatsgut Pfrentschweiher
In der Fleischrinderzucht ist die Ausweitung und Etablierung der Hornlosigkeit beim Fleckvieh untrennbar mit den langjährigen Forschungs- und Zuchtaktivitäten der damaligen Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht in Grub in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verbunden und Dank der weitsichtigen Mitarbeit der bayerischen Besamungsstationen so erfolgreich verlaufen.
Das heimische gehörnte Fleckvieh war aufgrund seiner ausgeprägten Fleischkomponente, des Milchreichtums und seiner sehr guten Muttereigenschaften bestens für die Mutterkuhhaltung geeignet. Die Förderung der natürlichen Hornlosigkeit seit den 1970er Jahren begünstigte die Verbreitung zu einer der bedeutendsten Rassen in der Mutterkuhhaltung. Heute – fast 50 Jahre später - ist Fleckvieh der Zucht- und Nutzungsrichtung Fleisch (Fleckvieh-Simmental) nahezu vollständig hornlos gezüchtet.
Historische Entwicklung
Eine exakte und kontinuierliche Datenerhebung des Hornstatus-Phänotyps von allen Rindern auf den Nebenbetrieben in Schwaiganger von Geburt bis zum Abgang war die Voraussetzung für viele Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Vererbung der genetischen Hornlosigkeit. Mit Zunahme des Datenmaterials konnten die vorhandenen Vererbungshypothesen verfeinert und modifiziert werden. Mehrere Dissertationen und eine Vielzahl von Veröffentlichungen belegen die Entwicklung bis zum heutigen Stand des Wissens.
Im Zuge einer Neustrukturierung der Versuchseinrichtungen wurde die über die Jahrzehnte vollständig hornlos gezüchtete Mutterkuhherde in Schwaiganger im Jahr 2003 aufgelöst. Ein Teil der Herde fand am Standort Pfrentschweiher, einem Nebenbetrieb von BaySG Almesbach, eine neue Heimat. Einige herausragende Kühe wurden in die bestehende Zuchtherde der Versuchsstation Neuhof in Kaisheim eingegliedert. Auf diese Weise konnte die wertvolle Hornlos-Genetik von Schwaiganger im Wesentlichen erhalten werden.
In Neuhof erfolgte seit 1992 die Züchtung eines umgänglichen, fleischbetonten, natürlich hornlosen Fleckviehs für die Mutterkuhhaltung. Mit Hilfe der Künstlichen Besamung wurden geeignete geprüfte Fleckvieh-Besamungsbullen aus der Doppelnutzung neben den hornlosen Deckbullen des Betriebes eingesetzt. Die Reinzuchtherde umfasste knapp 50 Kühe mit anteiliger Nachzucht.
Gezüchtete Besamungsbullen: Exodus PP, Steinadler PP, Excalibur Pp, Steinmarder PP (Bayern-Genetik), Stahlguss PP (BSG Greifenberg), Saenko PP*, Zempin PP* (Besamungsverein Neustadt/A.).
Auf der Grundlage einer exakten kontinuierlichen Hornstatuserhebung über alle Jahre eignete sich die Versuchsherde von Neuhof sehr gut für die Erforschung und Erprobung von Gentests für Hornlosigkeit. Aufgrund einer Umstrukturierung des Betriebes musste die Fleischrinderherde im Jahr 2012 vollständig abgebaut werden. Jedoch konnte eine Reihe der züchterisch wertvollen Tiere nach Pfrentschweiher (Oberpfalz, Nähe Waidhaus) verlagert und damit die Genetik weitgehend erhalten werden.
Staatsgut Pfrentschweiher
Das Deckbullenhandling konnte bereits davor durch die zweckmäßige Errichtung von drei Bullenbuchten mit überdachtem Auslauf entscheidend optimiert werden.
Seit 2014 besteht die vollständig natürlich hornlose Zuchtherde ausschließlich aus Reinzuchttieren. Besonderes Augenmerk wird neben der Fleischleistung auf Umgänglichkeit, funktionale Euter und stabile Fundamente gelegt. Die FV-Herde wird im Herdbuch des Fleischrinderverbandes Bayern e.V. geführt und vom Institut für Tierzucht der LfL züchterisch betreut. In 2016 ging der in Pfrentschweiher gezüchtete Jungbulle Hennessy PP* in den Besamungseinsatz. Jährlich können einzelne Jungtiere zur Zucht an interessierte Mutterkuhhalter verkauft werden.
Bayerische Staatsgüter - Bildungs- und Versuchszentrum für Rinderhaltung Staatsgut Almesbach
Ansprechpartner: Herr Weig
Almesbach 1
92637 Weiden
Tel.: 089 69334423-24
E-Mail: almesbach@baysg.bayern.de
Standort der Mutterkuhherde:
Staatsgut Pfrentschweiher
Pfrentschweiher 1
92693 Eslarn
Ansprechpartner
Johann Robeis
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7159
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de
Zucht auf Hornlosigkeit beim Fleckvieh