Wildtiermanagement
Herdenschutzhunde und andere Schutztiere
Herdenschutzhunde sind eine sehr effektive, aber auch herausfordernde Schutzmaßnahme.
Alle Hunderassen, die jahrhundertelang zu dem ausschließlichen Zweck gezüchtet wurden, Nutztierherden vor Beutegreifern und Dieben zu schützen, werden unter dem Sammelbegriff "Herdenschutzhunde" zusammengefasst.
Ihre Schutzwirkung beruht dabei in den seltensten Fällen auf ihrer Überlegenheit im direkten Kampf mit dem Beutegreifer. Vielmehr ist ihre Territorialität, das heißt die Kombination aus dem Markieren des Reviers, dem ständigen Ablaufen des Geländes, der erhöhten Aufmerksamkeit und dem aktiven Verbellen oftmals ausreichend, um Angreifer fernzuhalten. In der Regel meiden diese einen unnötigen Kampf und suchen sich stattdessen leichter zugängliche Beute. Ihr Einsatz ist jedoch auch mit erheblichen finanziellen, arbeitszeitlichen und praktischen Herausforderungen verbunden, so dass diese Schutzvariante sicherlich nicht für jeden Betrieb geeignet ist. Um den Anforderungen, die eine Haltung von Herdenschutzhunden mit sich führt, gerecht zu werden, sind neben Fachberatungen auch Schulungen von großer Bedeutung.
Ansprechpartner
Aspekte aus Sicht der Nutztierhaltung
Hütehund (vorne) zum Treiben der Herde und Herdenschutzhund (hinten) zur Bewachung der Herde
- Herdenschutzhunde erfüllen andere Aufgaben als Hüte- bzw. Koppelgebrauchshunde und müssen daher zusätzlich zu diesen gehalten werden.
- Je (Teil-)Herde werden mindestens zwei Herdenschutzhunde empfohlen. Bei der Kalkulation der Anzahl erforderlicher Hunde müssen die Herdenaufteilung und die Schlaggröße sowohl in der Sommer- als auch in der Winterweideperiode berücksichtigt werden. Die erforderliche Anzahl von Herdenschutzhunden kann durch eine zeitweise notwendige Aufteilung des Schafbestandes in mehrere Deckgruppen die kalkulierte Anzahl übersteigen. Außerdem können ein ungünstiges Gelände und ein hoher Wolfsdruck die erforderliche Anzahl an Herdenschutzhunden noch weiter erhöhen.
- Die Herdenschutzhunde leben ganzjährig in den von ihnen beschützten Herden. In der Weidesaison bei den Herden im Freien, während der Stallhaltung bei den Herden im Stall. Anwohner können sich durch zum Teil langanhaltendes Bellen bzw. Jaulen gestört fühlen. Einige kleinstrukturierte Betriebe müssten für die zusätzliche Haltung von Herdenschutzhunden ihre Stallungen ausbauen.
- Beim Treiben und Hüten der Tierherde sind die Herdenschutzhunde (in der Regel) nicht in der Herde, sondern werden zum neuen Standort gefahren bzw. ruhen während des Hütens an einem geeigneten Platz.
- Die Haltung von Herdenschutzhunden bedeutet einen erheblichen zusätzlichen täglichen Arbeitsaufwand. Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) kalkuliert mit durchschnittlich rund 0,75 AKh/Tag unter anderem für:
- Ausbildung
- Fütterung
- Fellpflege
- Reinigung der Hundehütte
- Tierarztbesuche
- Schulungen
- Teilweise sind auch zusätzliche Fahrten zur Koppel notwendig.
- Herdenschutzhunde sind eine verhältnismäßig teure Schutzvariante. Der Anschaffungspreis bzw. die Kosten der Aufzucht für einen einsatzfähigen Herdenschutzhund liegen bei ca. 3.000 Euro. Der Hund wird in der Regel acht Jahre genutzt. Pro Jahr muss von rund 1.400 Euro Unterhaltskosten ausgegangen werden, andere Angaben sprechen von bis zu 2.500 Euro. Teilweise werden zusätzlich Hundeanhänger und Hundehütte benötigt.
- Deutschland ist ein dicht besiedeltes und (freizeitwirtschaftlich) intensiv genutztes Land. Daher können Zwischenfälle mit Herdenschutzhunden nie ausgeschlossen werden. Rechtzeitige Einbindung relevanter Behörden sowie Information in der Fläche über die Arbeitsweise der Hunde sind notwendig. Die Versicherungsbedingungen der Betriebshaftpflichtversicherung müssen eingehalten werden (unter anderem eine Meldung bei der Anschaffung der Hunde), damit mögliche zukünftige Schäden abgedeckt sind.
Erfahrungen mit Esel, Lama und Alpaka als Herdenschutztiere
Esel
Esel als Herdenschutztiere in der Schafherde
Lamas und Alpakas
Ob Lamas und Alpakas die Herden zuverlässig schützen, ist bislang nicht ausreichend nachgewiesen-
Untersuchungen und Praxiserfahrungen aus Nordamerika und Australien ergeben zwar eine Schutzwirkung, als Angreifer sind meist Fuchs, Kojote, Dingo (sehr aggressiv) und streunende Hunde genannt, fast nie jedoch Wolf und Bär.
Schweizer Projekte zeigen, dass Lamas eine soziale Bindung zu Schafen aufbauen können. Diese Bindung ist für einen gut funktionierenden Schutz unumgänglich.
Esel als Herdenschutztier im Wildgehege.
Foto: M. Wölfl, LfU
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