Phosphor- und stickstoffangepasste Fütterung von Mastschweinen – Umsetzung eines speziellen Mineralfutterkonzepts

Mastschweine am Trog

Aufgrund der sich immer mehr verschärfenden Umwelt- und Düngegesetzgebung wird es immer wichtiger, die Stickstoff- und Phosphorausscheidungen durch die Tiere zu minimieren. Vor diesem Hintergrund wurde von der IS-Forschung ein Fütterungskonzept entwickelt, das auf geringere Anteile an Eiweißfuttermitteln und niedrigere Gehalte an Spurenelementen in Rationen für Schweine ausgerichtet ist. Dieses Konzept wird in der Praxis bei Selbstmischern über ein spezielles Mineralfutter (Natupig) umgesetzt. Dadurch kann zum Beispiel der Anteil an Eiweißfuttermitteln wie Sojaextraktionsschrot um 2 bis 3 Prozentanteile in Rationen für Mastschweine abgesenkt werden. In Schwarzenau wurden zwei Fütterungsversuche durchgeführt, um dieses Konzept zu testen.

Versuchsdurchführung

Die Fütterungsversuche wurden am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden jeweils 192 Tiere nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Versuchsgruppen aufgeteilt:
  • Mast mit herkömmlichem Mineralfutter – Kontrollgruppe
  • Mast mit speziellem Mineralfutter (NATUPIG M120) – Testgruppe
Die Mastschweine wurden in 16 Buchten zu je 12 Tieren auf Betonspalten ohne Einstreu gehalten. Sie waren zu Versuchsbeginn zehn Wochen alt und hatten im Mittel eine Lebendmasse von 33 Kilogramm (Versuch 1) beziehungsweise von 30 Kilogramm (Versuch 2). Die Versuche gliederten sich jeweils in drei Fütterungsphasen (30 bis 60 Kilogramm, 60 bis 90 Kilogramm und 90 bis 120 Kilogramm Lebendmasse). Die Fütterung erfolgte am Langtrog mit Sensorsteuerung.

Mineralfutter

Die angeführten Mineralfutter wiesen identische Aminosäuregehalte auf: 12 Prozent Lysin, 3 Prozent Methionin, 4,5 Prozent Threonin und 0,2 Prozent Tryptophan.
Darüber hinaus waren auch die Gehalte an den Vitaminen A, D und E sowie an Jod und Selen in beiden Mineralfuttermitteln gleich hoch.
Das Natupig-Mineralfutter wies mehr Phytase auf und hatte niedrigere Gehalte an Kalzium, Phosphor und Spurenelementen.

Vergleich Natupig- und Kontrollmineralfutter

  • Kalzium: 17,5 Prozent statt 19,0 Prozent
  • Phosphor: 1,0 Prozent statt 2,5 Prozent
  • Phytase: 33.333 FTU statt 10.000 FTU
  • Eisen: 1.200 Milligramm statt 3.333 Milligramm
  • Zink: 850 Milligramm (als Zink-Bislysinat) statt 3.000 Milligramm
  • Mangan: 250 Milligramm statt 2.667 Milligramm
  • Kupfer: 250 Milligramm (als Kupfer-Bilysinat) statt 500 Milligramm
Das Natupig-Mineralfutter enthielt darüber hinaus ein Nebenerzeugnis aus der Fermentation pflanzlicher Substrate mit Pilzen.

Versuchsrationen

Die Mastrationen basierten auf Sojaextraktionsschrot mit 44 Prozent Rohprotein, Weizen, Gerste, Körnermais sowie den jeweiligen Mineralfuttermitteln.
Die Rationen der Testgruppen enthielten zu Mastbeginn 2 Prozentanteile weniger an Sojaextraktionsschrot. In der Mittelmast wurde der Abstand zwischen den Gruppen auf 2,5 und in der Endmast auf 3 Prozentanteile erhöht.
Währen der Versuche musste aufgrund der Verwendung von Getreide aus verschiedenen Erntejahren der Anteil an Sojaextraktionsschrot angepasst werden.

Anteil an Sojaextraktionsschrot in den Rationen der Testgruppe gegenüber den Kontrollrationen.

  • Versuch 1:
    • Anfangsmast: 14,5 Prozent statt 16,5 Prozent
    • Mittelmast: 11 Prozent statt 13,5 beziehungsweise 13 Prozent statt 15,5 Prozent
    • Endmast: 8 Prozent statt 11 Prozent
  • Versuch 2:
    • Anfangsmast: 18,2 Prozent statt 20,2 Prozent
    • Mittelmast: 13,8 Prozent statt 16,3 Prozent
    • Endmast: 10,5 Prozent statt 13,5 Prozent

Ergebnisse

Mastleistungen

In nachfolgender Abbildung sind die täglichen Zunahmen, der Futterverbrauch sowie der Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs für beide Versuche angeführt.
Versuch 1
Die Tageszunahmen lagen mit 900 Gramm in der Test- und mit knapp 910 Gramm in der Kontrollgruppe auf einem ansprechenden Niveau. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Der Futterverbrauch pro Tier und Tag lag im Mittel bei 2,6 Kilogramm in der Test- und bei 2,7 Kilogramm in der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied war ebenfalls nicht signifikant.
In der Testgruppe ergab sich mit 2,9 Kilogramm ein signifikant niedrigerer Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs als in der Kontrollgruppe mit 3,0 Kilogramm.
Versuch 2
Die täglichen Zunahmen lagen im Mittel mit 914 Gramm in der Test- und mit 894 Gramm in der Kontrollgruppe ebenfalls auf einem ansprechenden Niveau. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Mit 2,7 Kilogramm (Testgruppe) und 2,9 Kilogramm (Kontrolle) unterschied sich der Futterverbrauch pro Tier und Tag nicht signifikant. Wie im Versuch 1 ergab sich ein signifikanter Unterschied beim Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs. In der Testgruppe wurden 2,9 Kilogramm und in der Kontrollgruppe 3,2 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs ermittelt.

Schlachtkörperbeurteilung

Versuch 1
Es zeigte sich kein signifikanter Einfluss der Fütterung auf alle untersuchten Schlachtkörpermerkmale. Mit 60,8 Prozent (Testgruppe) beziehungsweise 60,9 (Kontrollgruppe) Prozent war der Muskelfleischanteil im Mittel als hoch einzustufen. Die Schlachtgewichte waren mit durchschnittlich 104 Kilogramm in beiden Gruppen hoch und durch Schlachtverzögerungen aufgrund der Covid-19-Pandemie verursacht.
Versuch 2
Die Schlachtgewichte lagen in der Testgruppe mit durchschnittlich 101,5 Kilogramm etwas höher als in der Kontrollgruppe mit 100,7 Kilogramm. Wie bei Versuch 1 kam es zu Covid-19-bedingten Schlachtverzögerungen. Die Ausschlachtung war mit 79,9 Prozent in der Testgruppe signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit 80,4 Prozent. Bei der Fettfläche zeigte sich mit 18,0 Quadratzentimetern in der Testgruppe eine signifikant höhere Ausprägung als in der Kontrollgruppe mit 17,1 Quadratzentimetern. Auf das bezahlungsrelevante Merkmal Muskelfleischanteil hatte die Art der Fütterung mit 59,3 Prozent beziehungsweise 59,6 Prozent keinen signifikanten Effekt. Gleiches galt auch für den Fleischanteil im Bauch mit 56,8 Prozent beziehungsweise 57,7 Prozent.

Gülleanfall und Gülleinhaltsstoffe

Güllemengen
Nach Ende von Versuch 1 wurde in den Kanälen unter den Buchten beider Gruppen eine Güllemenge von jeweils 52,6 Kubikmeter ermittelt. Umgerechnet auf die in jeder Gruppe im Mittel eingestallten Schweine waren dies jeweils 0,55 Kubikmeter pro Tier.
Nach Versuch 2 wurden unter den Buchten der Testgruppe 49,8 Kubikmeter und unter den Buchten der Kontrollgruppe 51,4 Kubikmeter Gülle gemessen. Umgerechnet auf die in jeder Gruppe im Mittel eingestallten Schweine waren dies 0,52 Kubikmeter (Testgruppe) beziehungsweise 0,54 Kubikmeter (Kontrolle) pro Tier.
Gülleinhaltsstoffe
Bezogen auf die Trockenmasse wurden in beiden Versuchen in den Güllen der Testgruppen niedrigere Stickstoff-, Phosphor- und Schwermetallgehalte analysiert.
So wurde in der Gülle der Testgruppe von Versuch 1 23 Prozent weniger Phosphor gefunden. Beim Gesamtstickstoff beziehungsweise Ammoniumstickstoff waren es 25 beziehungsweise 40 Prozent weniger.
Demgegenüber wurde in der Gülle der Testgruppe von Versuch 2 sogar 38 Prozent weniger Phosphor gefunden. Beim Gesamtstickstoff beziehungsweise Ammoniumstickstoff waren es 13 beziehungsweise 15 Prozent weniger.
In den Güllen der Testgruppen beider Versuche waren insbesondere die Zink-, Kupfer und Mangangehalte gegenüber denen der Kontrollgruppe deutlich niedriger. So wurden 67 Prozent (Versuch 1) beziehungsweise 66 Prozent (Versuch 2) weniger Zink gefunden. Beim Kupfer belief sich die Verminderung auf 44 Prozent (Versuch 1) beziehungsweise 50 Prozent (Versuch 2) und beim Mangan auf 62 Prozent (Versuch 1) beziehungsweise 72 Prozent (Versuch 2).

Stickstoff- und Phosphorsaldierung

Die Stickstoff- und Phosphorsaldierungen basierten auf den analysierten Werten im Futter sowie dem Futteraufwand und dem Zuwachs.
Sowohl bei den kalkulierten Stickstoff- als auch bei den kalkulierten Phosphorausscheidungen waren die Unterschiede in beiden Versuchen gleich gerichtet. So wurden in den Testgruppen geringere Stickstoff- und Phosphorausscheidungen errechnet.
Stickstoff
Im Versuch 1 reduzierten sich in der Testgruppe die Stickstoffausscheidungen rechnerisch um 13 Prozent und im Versuch 2 um 18 Prozent (siehe nebenstehende Grafik).
Phosphor
Im Versuch 1 reduzierten sich in der Testgruppe die Phosphorausscheidungen um 22 Prozent. Dabei stimmte die rechnerische Reduzierung des Phosphors gut mit dem verminderten Gehalt in der Gülle überein (22 gegenüber 23 Prozent). In Versuch 2 reduzierten sich die Phosphorausscheidungen um 27 Prozent (siehe nebenstehende Grafik).

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Durch die Umsetzung des getesteten Mineralfutterkonzeptes konnte der Eiweißfutteranteil um 2 Prozentanteile in der Anfangsmast, um 2,5 Prozentanteile in der Mittelmast und um 3 Prozentanteile in der Endmast ohne Leistungseinbußen reduziert werden. Dadurch verminderte sich die eingesetzte Menge an Sojaextraktionsschrot pro Mastschwein um 8 Kilogramm (Versuch 1) beziehungsweise um knapp 12 Kilogramm (Versuch 2). In beiden Versuchen zeigte sich zudem ein signifikant verbesserter Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs sowie eine signifikant verbesserte Verwertung der umsetzbaren Energie in den Testgruppen. Die kalkulierten Ausscheidungen an Stickstoff nahmen um 13 Prozent (Versuch 1) beziehungsweise um 18 Prozent (Versuch 2) in den Testgruppen ab. Ähnlich verhielt es sich mit den kalkulierten Ausscheidungen an Phosphor. Diese nahmen um 22 Prozent (Versuch 1) beziehungsweise um 27 Prozent (Versuch 2) ab. Die Phosphorreduzierung im Versuch 1 war sowohl über die Kalkulation (22 Prozent) als auch über die Analyse in der Gülle (23 Prozent) nahezu gleich. Durch die Einsparung an meist teuren Eiweißfuttermitteln (20 Prozent weniger Sojaextraktionsschrot pro Mastschwein) lassen sich die Futterkosten nicht nur in Hochpreisphasen deutlich senken. Ein eventuell höherer Preis für das Mineralfutter ist zu berücksichtigen und gegebenenfalls gegenzurechnen. Durch die Umsetzung dieses Mineralfutterkonzeptes kann eine sichere und kostengünstige stickstoff- und phosphorangepasste Fütterungsstrategie für Mastschweine nach Vorgaben der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft von 2019 erreicht werden. Zusätzlich lassen sich die Schwermetalle in der Gülle durch geringere Spurenelementgehalte im Mineralfutter reduzieren. Die eingesetzten Mineralfutter hatten zum Zeitpunkt der Versuchsdurchführungen einen vergleichbaren Preis.
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Danksagung
Die Versuche wurden im Rahmen des Forschungsprojekts "Adapted feeding: Input-Output von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des LVFZ, ab 2020 Staatsgut Schwarzenau" durchgeführt.