Adapted feeding: Input-Output von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau
Ziel des Projekts "adapted feeding" war es, sämtlichen In- und Output an Stickstoff und Phosphor am Beispiel des Ausbildungs- und Versuchszentrums des Staatsguts Schwarzenau zu erfassen, mit neuesten Methoden zu analysieren und für die Beratung aufzubereiten.
Aufbauend auf einem vorausgegangenem Projekt (A/10/09) wurde unter verschiedenen Fütterungsstrategien der Input an Stickstoff und Phosphor über Futter und Tierzukauf mit dem Output über Tierabgänge, Gülle und zum Teil auch über die Stallabluft abgeglichen.
Es wurden bei nährstoffangepasster Fütterung Daten generiert und aufbereitet, um die landwirtschaftliche Praxis sowie die Beratung und Politikberatung bei der Umsetzung neuer Gesetze und Verordnungen mit wissenschaftlich fundierten Fakten gezielt unterstützen zu können.
Beteiligte Einrichtungen
Aufgrund der besonderen betrieblichen Situation am Staatsgut Schwarzenau ließen sich die Bereiche Pflanzenbau und Düngung nicht in die Messungen integrieren. Die im Projekt erhobenen Daten wurden zur Erstellung der Stoffstrombilanz des Staatsguts Schwarzenau zur Verfügung gestellt.
Projektdurchführung
Vorrichtung zur Messung von Schadgasen in der Stallluft
Die Analytik von Futtermitteln und Gülle wird nach anerkannten Methoden durchgeführt. Da insbesondere zur Phosphorbestimmung in Getreide noch Forschungsbedarf besteht, wird der Gehalt an Phosphor zusätzlich mittels ICP (Inductively Coupled Plasma) ermittelt.
Die Auswirkungen auf die Stallluft sowie die Emissionen an Ammoniak werden mittels photoakustischer Messung bestimmt.
Sämtliche Zu- und Abgänge (Futter, Tiere, Ausscheidungen etc.) werden erfasst, deren Stickstoff- und Phosphorgehalt ermittelt und dokumentiert.
Arbeitspakete
"Adapted feeding" gliederte sich ursprünglich in folgende Arbeitspakete:
- Arbeitspaket 1: Koordination und Wissenstransfer
Koordination des Gesamtprojektes, Koordination zwischen den einzelnen Arbeitspaketen und Schnittstelle zum neuen LfL-Arbeitsschwerpunkt Nährstoffhaushalt; Dokumentation und Organisation des Wissenstransfers - Arbeitspaket 2: Stoffströme
Exakte Erfassung (Wiegung) sämtlicher Zu- und Abgänge (Futter, Tiere, Ausscheidungen) am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau - Arbeitspaket 3: Emissionen und Schadgase
Ertüchtigung, Ausbau und Betrieb der installierten Messtechnik am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau. Messung von Schadgasen und Emissionen bei unterschiedlichen Fütterungsstrategien sowie Datenaufbereitung - Arbeitspaket 4: Fütterung
Durchführung von Fütterungsversuchen mit stark und sehr stark stickstoff- und phosphorreduzierten Fütterungsstrategien nach DLG-Vorgaben - Arbeitspaket 5: Analytik
Analyse von Futter und Gülle mittels wissenschaftlich anerkannter Messmethoden - Arbeitspaket 6: Ökonomie
Ökonomische Bewertung der Verfahren, Aufzeigen alternativer Lösungsmöglichkeiten
Das Arbeitspaket 6 Ökonomie ließ sich nicht wie geplant umsetzen. Für projektbegleitende Versuche wurde dennoch eine ökonomische Bewertung durchgeführt.
Ergebnisse
Weniger Stickstoff und Phosphor in der Gülle
Güllebeprobung
Während vor rund zehn Jahren die Gülle von Mastschweinen im Mittel 5,8 Kilogramm Gesamtstickstoff, 4,7 Kilogramm Ammoniumstickstoff und 2,7 kg Phosphat pro Kubikmeter aufwies, waren es im Projektzeitraum von „adapted feeding“ (2020 bis 2024) nur noch 4,2 Kilogramm Gesamtstickstoff, 2,9 Kilogramm Ammoniumstickstoff und 2,2 Kilogramm Phosphat. Seit Ende 2018 wird in Schwarzenau eine sehr stark stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung umgesetzt. Das betrifft sowohl die dortige Lehrwerkstätte als auch das Versuchswesen.
Betrachtet man den Phosphorgehalt der Schweinemastrationen, so ergibt sich ein ähnliches Bild. In den Jahren 2010 bis 2013 lag dieser in den Versuchsrationen im Mittel der Mast zwischen 4,5 und 5,1 Gramm pro Kilogramm. Mit aktuellen Werten zwischen 3,6 und 4,1 Gramm pro Kilogramm ergab sich somit beim Phosphor binnen eines Jahrzehnts eine Verringerung um etwa ein Gramm pro Kilogramm Futter. Mit 3,8 bis 4,2 Gramm pro Kilogramm Futter waren die Phosphorgehalte in den Schweinemastrationen der Lehrwerkstätte während der Projektlaufzeit von „adapted feeding“ vergleichbar mit denen der Versuchsrationen.
Zu erwähnen ist, dass die angeführten Rohprotein- und Phosphorgehalte nicht ganz denen der „Mittleren Mastration“ entsprechen. Sie stellen das Mittel aus den einzelnen Fütterungsphasen dar und sind nicht gewichtet. Da in den Fütterungsphasen am Ende mehr Futter als in den Phasen zu Mastbeginn aufgenommen wird, liegen die angeführten Mittelwerte etwas höher als die der gewichteten "Mittleren Mastration".
Die Mastleistungen verbesserten sich gegenüber dem Vergleichszeitraum 2010 bis 2013 deutlich. Während sich seinerzeit die täglichen Zunahmen am Ausbildungs- und Versuchszentrum zwischen 765 und 820 Gramm bei einem Futteraufwand von 2,82 bis 2,95 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs bewegten, wurden 2023/2024 874 Gramm tägliche Zunahmen bei einem Futteraufwand von 2,73 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs erreicht.
Das bezahlungsrelevante Schlachtkörpermerkmal Muskelfleischanteil lag vor etwa zehn Jahren zwischen 58,3 und 58,8 Prozent, 2023/2024 belief es sich auf 59,1 Prozent.
Vergleicht man die Inhaltsstoffe der abgefahrenen Güllen aus beiden Referenzzeiträumen miteinander, fällt auch hier die Reduktion des Phosphor- sowie des Gesamt- und des Ammoniumstickstoffgehalts in der Gülle auf.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die Stickstoff- und Phosphorgehalte in der Gülle im Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau sowohl im Ferkel- und Mastbereich als auch in der Abfuhr in den letzten zehn Jahren deutlich reduziert haben. Zu erwähnen sind hier insbesondere auch die stark reduzierten Ammonium-N-Gehalte der Gülle. Im Ferkelbereich lässt sich darüber hinaus eine deutliche Reduktion der Kupfergehalte in der Gülle feststellen.
Generell liegen die Werte der Gülleinhaltsstoffe aus Schwarzenauer Ferkel- und Mastversuchen unterhalb der Werte des "Gelben Heftes" (LfL, 2022) und teilweise auch unterhalb der Angaben des KTBL. Durch die seit Ende 2018 umgesetzten sehr stark stickstoff- und phosphorreduzierten Fütterungsstrategien zusammen mit Versuchsanstellungen zur stickstoff- und phosphorangepassten Fütterung wurde eine deutliche Reduktion der Stickstoff- und Phosphorausscheidungen bewirkt.
Input- und Output-Messungen von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau
Emissionsmessung bei 2- und 4-phasiger Fütterung
Anhand der Stickstoff- und Phosphorsaldierung wurde bei der 4-phasigen Fütterung im Vergleich zur 2-phasigen Fütterung eine Absenkung des Stickstoffanfalls von 17 Prozent und des Phosphoranteils von 21 Prozent pro Tier berechnet. Demgegenüber wurde aus standardisierten Gülleanalyseergebnissen (bezogen auf 5 Prozent Trockenmasse) eine Minderung von 9 Prozent Gesamtstickstoff und von 24 Prozent Phosphor pro Tier ermittelt. Beim Phosphor passten somit Kalkulation und die Werte aus Güllemenge und Gülleanalytik gut zusammen.
Im Tierbereich wurden bei 2-phasiger Fütterung im Mittel um 31,7 Prozent höhere Ammoniakkonzentrationen als bei 4-phasiger Fütterung festgestellt.
Projektbegleitende Versuche
Durch die Umsetzung dieses Konzepts zeigte sich zudem ein signifikanter positiver Effekt auf die Futtereffizienz beziehungsweise auf die Effizienz der eingesetzten umsetzbaren Energie (ME).
In beiden Versuchen nahmen bei Umsetzung des Mineralfutterkonzepts die kalkulierten Ausscheidungen an Stickstoff und Phosphor ab.
Auch in der Gülle wurden niedrigere Gehalte an Phosphor, Gesamtstickstoff und Ammoniumstickstoff analysiert. In einem der Versuche stimmten die Phosphorverminderungsraten über die Kalkulation nach DLG-Vorgaben (DLG, 2014) und über die Analysen der Güllen mit 22 beziehungsweise 23 Prozent sehr gut überein. Da bei diesem Mineralfutterkonzept die Spurenelementzulagen besser an die Versorgungsempfehlungen angepasst waren, reduzierten sich die Gehalte an Schwermetallen (Zink, Kupfer, Mangan) in den Güllen darüber hinaus deutlich.
Teilprojekt Fusion Rind Schwein
Wie zu erwarten, war der größte Anteil des Stickstoffoutputs bei Rindermastbetrieben mit durchschnittlich 47 Prozent der Verkauf der Tiere. Bei den Milchkuh- beziehungsweise Bio-Milchkuhbetrieben war dies der Verkauf der Milch mit 58 beziehungsweise 77 Prozent.
Beim Phosphor lag der mittlere Eintrag aus Futtermitteln noch höher als beim Stickstoff. Dieser betrug im Mittel 80 Prozent. Der durchschnittliche Anteil der Phosphorzufuhr aus Mineraldünger betrug in den Rindermastbetrieben und Milchkuhbetrieben 10 Prozent. Der größte Anteil des Phosphor-Outputs war bei den Rindermastbetrieben mit im Mittel 52 Prozent der Verkauf der Tiere. In den Milchkuhbetrieben war der größte Anteil des Phosphor-Outputs mit durchschnittlich 56 Prozent und in den Bio-Milchkuhbetrieben 74 Prozent der Verkauf der Milch. Die weiten Spannen in den betrieblichen Stickstoff- und Phosphorsalden je Hektar zeigen, dass erhebliche Möglichkeiten zur Beeinflussung der Überschüsse an Nährstoffen bestehen. Die wesentlichen Ansatzpunkte liegen in der Ausgestaltung von Düngung und Fütterung und in der Effizienz der betrieblichen Futterwirtschaft. Es sind gesamtbetriebliche Ansätze in der Beratung der Betriebe zu empfehlen. Auf die Erfahrungen früherer Projekte im Bereich der Schweinehaltung sollte dabei zurückgegriffen werden.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. Wolfgang Preißinger
Projektbearbeiter: Dr. Wolfgang Preißinger, Ulrike Schachner (01/2023–06/2024), Wolfram Bonkoß (07/2020–08/2022), Katja Bonkoß (01/2021–08/2022), Horst Pröschel (08/2021–07/2023), Sebastian Hümmer (08/2020–04/2021), Gabriela Andrei (07/2020–06/2021)
Laufzeit: Juli 2020 bis Juni 2024
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
Projektpartner: Bayerische Staatsgüter, Staatsgut Schwarzenau
Förderkennzeichen: A/19/10