Rapsextraktionsschrot und Erbsen in Aufzucht und Mast von Schweinen
In der aktuellen Diskussion um eine GVO-freie Fütterung rücken Rapsprodukte insbesondere Rapsextraktionsschrot und großkörnige Körnerleguminosen wie Erbsen wieder in den Fokus der Schweinefütterung. Rapsextraktionsschrot hat bereits in der Vergangenheit immer mehr Einzug in die Schweinefütterung gefunden. In den letzten Jahren wurden dazu in der Ferkelaufzucht und Schweinemast mehrere Stations- und Praxisversuche durchgeführt und Einsatzempfehlungen daraus abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass beim Ferkel bis zu 10 Prozent und in der Mast bis zu 15 Prozent Rapsextraktionsschrot eingesetzt werden können. Begrenzend für eine stark stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung wirkt sich leider der hohe Phosphorgehalt von Rapsextraktionsschrot aus. Anderseits bietet sich aufgrund des hohen Gehaltes an Methionin von Rapsextraktionsschrot eine Kombination mit Erbsen an, die wiederum relativ arm an Methionin sind. In einer Versuchsreihe, angefangen beim abgesetzten Ferkel bis hin zum Schlachthaken soll der Einsatz der angeführten heimischen Eiweißfuttermittel geprüft werden.
Versuchsdurchführung
Zum Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel wurden eine Versuchsreihe mit Ferkel und Mastschweinen am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum in Schwarzenau angelegt. Für den Versuch wurden jeweils 192 Tiere ausgewählt und auf 2 Behandlungsgruppen in der Ferkelaufzucht aufgeteilt. Nach der Aufzucht wurden die Versuchstiere ins analog aufgebaute Mastabteil umgestallt und der Versuch in der Mastphase fortgesetzt.
Die Tiere wurden sowohl in der Ferkelaufzucht als auch in der Mast in 16 Buchten zu je 12 Tieren auf Kunststoff- beziehungsweise Betonspalten ohne Einstreu gehalten.
- Ferkelaufzucht:
- Kontrolle, Sojaextraktionsschrot als alleiniges Eiweißfutter
- Testgruppe: Soja- und Rapsextraktionsschrot als Eiweißfutter
- Schweinemast:
- Kontrolle, Sojaextraktionsschrot als alleiniges Eiweißfutter
- Testgruppe: Rapsextraktionsschrot und Erbsen als Eiweißfutter, bis 60 Kilogramm Lebendmasse zusätzlich Sojaextraktionsschrot
Eingesetzte Versuchsrationen
Die Zusammensetzungen der eingesetzten Ferkelaufzucht- und Mastfutter sind in nachfolgenden Tabellen dargestellt.
Ferkelaufzuchtfutter I Kontrolle | Ferkelaufzuchtfutter I Testgruppe | Ferkelaufzuchtfutter II Kontrolle | Ferkelaufzuchtfutter II Testgruppe | |
---|---|---|---|---|
Weizen (%) | 35,5 | 53,5 | 37 | 51,5 |
Gerste (%) | 40 | 20 | 40 | 20 |
Sojaextraktionsschrot (%) | 18,5 | 15,5 | 17,5 | 12,5 |
Rapsextraktionsschrot (%) | 0 | 5 | 0 | 10 |
Mineralfutter (%) | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 |
Sojaöl (%) | 1 | 1 | 1 | 1 |
Fumarsäure (%) | 1 | 1 | 1 | 1 |
Das Mineralfutter im Ferkelaufzuchtfutter II war im Phosphor- und Methioningehalt reduziert.
Anfangsmast, Kontrolle | Anfangsmast, Testgruppe | Mittelmast, Kontrolle | Mittelmast, Testgruppe | Endmast, Kontrolle | Endmast, Testgruppe | |
---|---|---|---|---|---|---|
Weizen (%) | 42 | 57 | 44,5 | 58 | 42 | 50 |
Gerste (%) | 40 | 10 | 40 | 10 | 45 | 20 |
Sojaextraktionsschrot (%) | 15 | 5 | 13 | 0 | 11 | 0 |
Rapsextraktionsschrot (%) | 0 | 10 | 0 | 9 | 0 | 8 |
Erbsen | 0 | 15 | 0 | 20 | 0 | 20 |
Mineralfutter (%) | 3 | 3 | 2,5 | 3 | 2 | 2 |
In der Mast wurde in beiden Gruppen ein Mineralfutter mit 10 Prozent Lysin, 2 Prozent Methionin und 3 Prozent Threonin verwendet
Ergebnisse
Futteranalysen
Die nachfolgenden Tabellen zeigen die analysierten Inhaltsstoffe der eingesetzten Ferkelaufzucht- und Mastfutter
Ferkelaufzuchtfutter I Kontrolle | Ferkelaufzuchtfutter I Testgruppe | Ferkelaufzuchtfutter II Kontrolle | Ferkelaufzuchtfutter II Testgruppe | |
---|---|---|---|---|
Umsetzbare Energie (MJ ME) | 13,8 | 13,7 | 13,7 | 13,6 |
Rohfaser (g) | 27 | 33 | 31 | 39 |
Rohprotein (g) | 172 | 174 | 168 | 167 |
Lysin (g) | 11,2 | 11,5 | 11,1 | 11,0 |
Methionin + Cystin (g) | 6,4 | 6,6 | 5,7 | 6,1 |
Threonin | 7,2 | 7,4 | 7,1 | 7,2 |
Tryptophan (g) | 2,1 | 2,7 | 1,9 | 1,7 |
Kalzium (g) | 8,3 | 8,0 | 6,9 | 7,3 |
Phosphor (g) | 4,1 | 4,6 | 4,1 | 4,7 |
Anfangsmast, Kontrolle | Anfangsmast, Testgruppe | Mittelmast, Kontrolle | Mittelmast, Testgruppe | Endmast, Kontrolle | Endmast, Testgruppe | |
---|---|---|---|---|---|---|
Umsetzbare Energie (MJ ME) | 13,3 | 13,1 | 13,5 | 13,1 | 13,0 | 12,9 |
Rohfaser (g) | 34 | 40 | 32 | 40 | 37 | 44 |
Rohprotein (g) | 172 | 166 | 167 | 157 | 151 | 153 |
Lysin (g) | 12,2 | 11,2 | 8,3 | 8,1 | 8,1 | 8,8 |
Methionin + Cystin (g) | 6,8 | 6,8 | 4,8 | 4,6 | 5,6 | 5,6 |
Threonin (g) | 8,0 | 7,5 | 5,5 | 5,1 | 5,6 | 5,8 |
Tryptophan (g) | 1,8 | 1,8 | 2,0 | 1,7 | 1,9 | 1,7 |
Kalzium (g) | 8,0 | 8,0 | 9,8 | 9,5 | 5,2 | 5,8 |
Phosphor (g) | 3,7 | 4,0 | 3,8 | 4,4 | 4,3 | 4,7 |
Aufzucht-, Mast- und Schlachtleistungen
Nachfolgend sind die Aufzucht-, Mast- und Schlachtleistungen tabellarisch dargestellt
Kontrolle | Testgruppe | |
---|---|---|
Tägliche Zunahmen, Ferkelaufzucht (g) | 510 | 478 |
Tägliche Zunahmen, Schweinemast (g) | 819 | 789 |
Futterverbrauch, Ferkelaufzucht (g/Tier, Tag) | 876 | 857 |
Futterverbrauch, Schweinemast (kg/Tier, Tag) | 2,2 | 2,3 |
Futteraufwand, Ferkelaufzucht (kg/kg Zuwachs) | 1,7 | 1,8 |
Futteraufwand, Schweinemast (kg/kg Zuwachs) | 2,7 | 3,0 |
Schlachtgewicht (kg) | 96,7 | 94,0 |
Rückenmuskelfläche (cm²) | 59,2 | 57,4 |
Fettfläche (cm²) | 18,9 | 17,6 |
Muskelfleischanteil (%) | 59,0 | 59,4 |
Fleischanteil im Bauch (%) | 55,6 | 56,6 |
Nährstoffausscheidungen
Fazit
Werden die Mehrkosten durch entsprechende Programme zum Beispiel eine GVO-freie Fütterung honoriert, stellt eine Fütterung mit Rapsextraktionsschrot und Leguminosen gegenüber dem Einsatz von ausschließlich Non-GMO-Sojaextraktionsschrot eine preislich interessante Alternative dar. Zu beachten ist aber der höhere Phosphorgehalt im Raps. Durch Einsatz eines Mineralfutters ohne beziehungsweise mit niedrigen Gehalten an mineralischem Phosphor und Phytase lassen sich die Phosphorausscheidungen in den Griff bekommen. Enthält das Mineralfutter mehr Lysin lässt sich obendrein die Einsatzmenge an Rapsextraktionsschrot verringern und somit auch die Phosphor- und Stickstoffausscheidungen.