Anfütterungsstrategien für Sauen nach dem Abferkeln

Säugende Sauen beim Fressen
Sauen sollen in der Säugezeit hohe Mengen an Futter aufnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden verschiedene Anfütterungsstrategien diskutiert. So wird z. B. von der DLG (2008) empfohlen, am Tag nach dem Abferkeln mit 2 bis 2,5 kg Säugefutter zu beginnen, um danach die Menge täglich um 0,5 kg pro Sau zu steigern. Es gibt es auch Vorschläge, die Futtermenge um bis zu 1 kg pro Tier und Tag zu erhöhen. Innerhalb einer Woche nach der Geburt sollte dann die angestrebte Höchstmenge bzw. „freie Futteraufnahme“ erreicht werden.

Weitere Empfehlungen zur Anfütterung

Etwas moderater bezüglich der Anfütterung säugender Sauen ist die Gruber Empfehlung. Ausgehend von ebenfalls 2 bis 2,5 kg am Tag nach dem Abferkeln soll die tägliche Futteraufnahme in den ersten drei Tagen jeweils um 0,3 kg und in weiteren drei Tagen um jeweils 0,4 kg Futter gesteigert werden. Erst danach erfolgt eine Anhebung der Futterzuteilung um täglich 0,5 kg bis zum 10. Säugetag bzw. bis zur maximalen Futteraufnahme. Dadurch soll v.a. bei Jungsauen das sogenannte „Zufüttern“ (Überfressen/Verstopfung/Trägheit/Futterverweigerung, Kreislauf-/Stoffwechselüberforderung/MMA) vermieden werden. Auch Lührs (2007) setzt auf eine vorsichtige Anfütterung und moderate Mengensteigerung von max. 0,5 kg pro Tag.
Nach DVT (2009) bzw. Kleine Klausing (1999) sollte erst in der zweiten Laktationswoche bzw. in den ersten 7-10 Tagen nach der Geburt und einer gezielten Anfütterung die möglichst optimale Futteraufnahme in der Säugezeit erreicht werden. Eine deutlich schnellere Futtermengensteigerung kann ein "Überfressen" der Sau und dadurch eine Reduktion der maximalen Säugefutteraufnahme zur Folge haben.

Langzeitversuch zur Anfütterung säugender Sauen

Da zur Anfütterung säugender Sauen sehr unterschiedliche Ansichten in der Praxis verbreitet sind, sollten im Langzeitversuch folgende Versuchsfragen beantwortet werden.
  • Welche Futteraufnahmen lassen sich in der Säugezeit nach unterschiedlicher Anfütterungsstrategie („normal“, „langsam“) erzielen?
  • Welche Lebendmasseveränderungen der Sauen treten auf?
  • Welche Leistungen (Wurfzuwachs, Absetzgewichte usw.) werden erzielt?
  • Wie hoch liegen die Futterkosten?
  • Welche Anfütterungsstrategie soll für DExDL-Kreuzungssauen eventuell getrennt nach Jung- und Altsauen empfohlen werden?

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • Jungsauen zeigten gegenüber Altsauen ein deutlich niedriges Leistungs- und Futteraufnahmevermögen
  • Die Futteraufnahme von Sauen während der Säugezeit hat sich in den letzten Jahren durch züchterischen Fortschritt stark erhöht. Davon profitieren vor allem Jungsauen. An Einzeltagen nahmen Altsauen der bayer. Genetik bis zu 14 kg, Jungsauen bis zu 11,5 kg Säugefutter auf.
  • Die Futtermenge ist bei Altsauen (ab 2.Wurf) im Normalfall (keine MMA-Probleme, Stoffwechselstörungen etc.) zügig innerhalb einer Woche nach dem Abferkeln auf die Maximalmenge zu steigern. Eine zögerliche Anfütterung wirkt sich insbesondere im 3. Wurf nachteilig auf die Futteraufnahme auf.
  • Bei Jungsauen bringt eine etwas langsamere Anfütterung (Umstellung auf ad libitum ab dem 10. Säugetag) keine Nachteile. Die verhaltene Anfütterung wird in den folgenden Säugewochen kompensiert bzw. sogar überkompensiert. Langsam angefütterte Jungsauen verlieren weniger an Körpermasse in der Laktation.
  • Die Nettogewichtsverluste der Sauen in der Säugezeit fielen mit etwa 13 kg (Jungsauen) bzw. 11 kg (Altsauen) nicht allzu hoch aus.
  • Die Prestarterverzehrsmengen der Ferkel waren mit 160 g/Tier sehr niedrig und entlasteten die Sauen nur wenig. Trotzdem ist festes Futter so früh als möglich für das Enzymtraining der Ferkel wichtig.
Liniendiagramm zum Verlauf der täglichen Futteraufnahme

Verlauf der täglichen Futteraufnahme bei Altsauen

Liniendiagramm zum Verlauf der täglichen Futteraufnahme

Verlauf der täglichen Futteraufnahme bei Jungsauen

Projektinformation:
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger, G. Propstmeier
Laufzeit: September 2009 bis November 2011

Mehr zum Thema

Einsatz von Rapsextraktionsschrot an tragende und säugende Zuchtsauen

Kann Rapsextraktionsschrot als alleiniges Eiweißfutter bei tragenden Sauen eingesetzt werden? Wie viel davon lassen sich an säugende Sauen verfüttern? Passen noch die Einsatzempfehlungen für Zuchtsauen, die zwischen 5 und 10 % Rapsextraktionsschrot im Futter liegen? Mehr

Wirksamkeit des Futterzusatzstoff „Sangrovit“ bei säugenden Sauen

Hauptwirkstoffgruppe des Futterzusatzstoffes „Sangrovit“ sind verschiedene im Federmohn vorkommenden Alkaloide. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass diese Alkaloide zum einen die Protein- bzw. Aminosäureverfügbarkeit verbessern und zum anderen Entzündungsreaktionen vermindern. Mehr