Stickstoff und Phosphor in der Rinderfütterung – reduzieren und gleichzeitig Kosten optimieren, Teil Rindermast

Bullen im Tretmiststall

Reduzieren heißt nicht einfach „weniger füttern“: jedes Tier hat einen Bedarf, der sich aus dem reinen Erhaltungsbedarf und dem Bedarf für eine bestimmte Leistung wie Milch oder Wachstum (Fleisch) zusammensetzt.

In vielen Versuchen wurde festgestellt, wie hoch dieser Bedarf für eine optimale Leistung einschließlich Reserven für das Tier ist. Dieser „optimale Bedarf“ wird mit Sicherheitszuschlägen versehen um Mischfehler, unterschiedliche Veranlagung der Tiere, Umwelteinflüsse etc. auszugleichen. Erst diese Werte stellen die Versorgungsempfehlungen dar, wie sie von der Gesellschaft für Tierernährung für alle wichtigen Nutztierarten erarbeitet wurden. Wenn daher von „reduzierten Fütterungsmodellen“ die Sprache ist, dann geht es hier nicht darum, unter dem Bedarf zu füttern, was weder dem Tierwohl noch einer wirtschaftlichen Tierhaltung entsprechen würde. Sondern es steht die Orientierung am tatsächlichen Bedarf im Vordergrund. Reduzierung setzt außerdem voraus, dass es etwas zu reduzieren gibt, d.h. von einem Nährstoff muss zu viel gefüttert worden sein. Ein zu viel an Nährstoffen wird ungenutzt ausgeschieden. Aus Umwelt- (z.B. Düngeverordnung) und aus wirtschaftlichen Gründen gilt es genau dies zu vermeiden. Derzeit stehen Stickstoff und Phosphor im Mittelpunkt des Interesses. Es geht darum, die eigene Ration zu überprüfen, wo eine Überversorgung mit Stickstoff oder Phosphor stattfindet und welche Möglichkeiten es gibt, diese Überschüsse zu reduzieren. Dazu soll in diesem ersten Teil die Rindermast dargestellt werden. Im nächsten Beitrag ist die Milchviehhaltung im Fokus.

Wöchentliche Anpassung des Futterplans bei Fressern

Im Verlauf der Fresserfütterung ist es in der Praxis häufig üblich, eine wöchentliche Anpassung der Ration vorzunehmen. Dadurch ist es einfacher, die Eiweißmengen auf den tatsächlichen Bedarf abzustimmen und Überschüsse zu vermeiden.
Im Rahmen der Nährstoffbilanz gibt es hier - im Gegensatz zur Mast ab Fresser - die Möglichkeit, die Ausscheidungswerte des N/P-reduzierten Verfahrens anzunehmen. Dies ist inzwischen auch allgemeine Praxis.

3-Phasen- statt 1-Phasen Fütterung in der Mast

Überschuss, Zielwert und tatsächlicher Gehaltswert für XP bei 1-phasiger FütterungZoombild vorhanden

Abb. 1: Zielwert und tatsächlicher Gehaltswert für Rohprotein bei einphasiger Fütterung und Orientierung in der Anfangsmast

In der Mast ab Fresser ist die Situation eine andere: die Fütterung einer TMR hat sich inzwischen vielfach in der Praxis durchgesetzt und bewährt. Die Tierbestände sind aber in der Regel in einer Größenordnung, wo mit einer Mischung alle Tiere versorgt werden können. Dadurch wird eine an das unterschiedliche Lebensalter angepasste Fütterung schwieriger. Dies wäre aber notwendig, da sich bei einem wachsenden Tier die Körperzusammensetzung und damit die Ansprüche an die Ration ändern. Der Fettanteil im Körper nimmt im Verhältnis zum Muskelanteil im Laufe des Wachstums stärker zu. Bei zunehmendem Körpergewicht steigt zwar der absolute Bedarf an Eiweiß, der notwendige Eiweißanteil je Kilogramm Trockenmasse sinkt aber. Zudem entwickelt sich der Pansen und das Tier nimmt immer größere Futtermengen im Verhältnis zum Zuwachs auf, wodurch die Eiweißkonzentration zusätzlich sinkt. Stellt man bei einer 1-phasigen Fütterung die Ration auf den Bedarf zu Beginn der Mast ab, um hier eine Unterversorgung zu vermeiden, so ergibt sich ab den mittleren Wachstumsabschnitten eine Überversorgung mit Eiweiß (Abb. 1).
Verwendet man die gesamte Mast hindurch eine Mischung, die auf den mittleren Bedarf ausgerichtet ist, so kommt es zu einer Unterversorgung im Bereich zwischen 200 und 350 kg, während der Bereich ab ca. 600 kg überversorgt ist. Überflüssiges Eiweiß wird aber in der Leber über Ammoniak (Zellgift!!) zu Harnstoff abgebaut und ausgeschieden. In Tabelle 1 ist eine Kalkulation der Futtermengen und -kosten pro Jahr für einen Bullenmastbetrieb mit 150 Mastplätzen (1400 g durchschnittliche Tageszunahmen) und einphasiger Fütterung dargestellt. Die Ration orientiert sich an einem Gehalt von 13,5% Rohprotein/kg TM.
Tab.1: Beispiel für eine 1-phasige Fütterung (150 Mastplätze, ab Fresser, ca. 1400 g durchschnittliche Tageszunahmen)
 einphasig 220 – 750 kgFuttermengen (dt FM/Jahr)Futterkosten (€/Jahr)
Futtermittel (kg FM bei 450 kg LG)   
Maissilage1)17,09.62938.516
Stroh2) 0,21131.130
Gerste/Körnermais3) 1,585012.750
RES/SES4) 1,585026.350
Mineralfutter (22 % Ca, 2 % P)5) 0,08452718
Futterkalk6) 0,0423295
Futterkosten gesamt  81.759
Rationskennwerte für 450 kg Lebendgewicht   
TM-Aufnahme (kg)8,9  
ME (MJ/kg TM)11,5  
XP (% i. d. TM)13,5  
1) 4,00 €/dt 2) 10,00 €/dt 3) 15,00 €/dt 4)31,00 €/dt 5) 60,00 €/dt 6) 13,00 €/dt
Zum Vergleich wird in Tabelle 2 die Rationsplanung für denselben Betrieb, jedoch mit 3-phasiger Mast dargestellt.
Tab. 2: Beispiel für dreiphasige Fütterung (150 Mastplätze, ab Fresser, ca. 1400 g durch-schnittliche Tageszunahmen)
 Phase 1 220 – 420 kgPhase 2 420 – 620 kgPhase 3 620 – 750 kgFuttermengen (dt FM)Futterkosten (€/Jahr)
Futtermittel (kg FM)     
Maissilage1)13,718,420,79.61338.452
Stroh2)0,170,220,241151.150
Gerste/Körnermais3)1,251,82,295014.250
RES/SES4)1,251,41,4575223.312
Mineralfutter     
(22 % Ca, 2 % P)5)0,060,090,1452.718
Futterkalk6)0,050,030,0123295
Futterkosten gesamt    80.177
Rationskennwerte     
TM-Aufnahme (kg)7,39,610,8  
ME (MJ/kg TM)11,511,511,5  
XP (% i. d. TM)13,612,812,5  
1) 4,00 €/dt 2) 10,00 €/dt 3) 15,00 €/dt 4)31,00 €/dt 5) 60,00 €/dt 6) 13,00 €/dt
Der Verbrauch an Wintergerste und Körnermais steigt im Vergleich zur 1-phasigen Fütterung etwas an, da die geringeren Mengen an Eiweißfutter auch weniger Energie liefern, was durch höhere Getreidemengen ausgeglichen werden muss. Getreide ist ein wirtschaftseigenes und vergleichsweise kostengünstigeres Futtermittel. Das Eiweißkraftfutter ist deutlich teurer und muss zugekauft werden. Durch die stärkere Orientierung am tatsächlichen Bedarf ist hier eine Reduktion möglich, wodurch der Mehrverbrauch an wirtschaftseigenen Getreide mehr als aufgefangen wird. Dadurch ergeben sich im Vergleich zur einphasigen Fütterung insgesamt sinkende Futterkosten. In Tab. 3 sind die Auswirkungen einer 1- und einer 3-phasigen Mast auf die Nährstoffausscheidungen und auf die Futterkosten des Beispielbetriebs nebeneinander dargestellt. Zusätzlich wird berücksichtigt, dass in der Regel auf einen Phosphoranteil im Mineralfutter verzichtet werden kann, da dies durch den Rapsextraktionsschrotanteil in der Ration abgedeckt ist. Bei der Annahme, dass Mineralfutter ohne Phosphor 1,50 €/dt günstiger ist, ergeben sich auch hier Kosteneinsparungen.
Tab.3: Futterkosten und Nährstoffausscheidungen bei 1- und 3-phasiger Fütterung pro Jahr (150 Mastplätze, ab Fresser, ca. 1400 g durchschnittliche Tageszunahmen, 45 ha Ackerfläche)
 Stickstoff Phosphor (Phosphat)  
 Einphasig
(13,5% XP)
3-phasigEinphasig,
Mineralfutter mit 2 % P
Einphasig,
Mineralfutter ohne P
3phasig,
Mineralfutter ohne P
Ausscheidung
(kg/Bestand und Jahr)
61865860145613651307
Ausscheidung
(kg/ha)
13713032,4 (74,2)30,3 (69,6)29,0 (66,6)
Futterkosten
(pro Bestand und Jahr)
81.75980.17781.75981.69180.109
Eiweißkraftfutter hat den drei- bis vierfachen Stickstoffgehalt des Energiekraftfutters aus Getreide und Körnermais, wodurch auch bei höherem Aufwand an Energiekraftfutter Eiweiß insgesamt eingespart wird. Die jährlichen Stickstoffausscheidungen sinken für den gesamten Bestand um 326 kg bzw. um 7 kg/ha. Die Einsparung an Eiweißkraftfutter hat aber einen Doppeleffekt: aus ihm stammen um die 30 % des Phosphorgehalts der gesamten Ration. Daher werden durch eine 3-phasige Fütterung nicht nur die Stickstoff-, sondern auch die Phosphorüberschüsse reduziert. Da im Pflanzenbau und in der Nährstoffbilanzierung mit Phosphat gerechnet wird, ist in Klammern auch die Phosphatausscheidung angegeben. Die Ausscheidung an Phosphat sinkt in diesem Beispiel durch die Umstellung von 1- auf 3-phasige Fütterung um rund 5 kg/ha. Eine nochmalige Reduktion von 3 kg Phosphat bewirkt das relativ leicht zu bewerkstelligende Weglassen der zwei Prozent Phosphor im Mineralfutter.

Fazit:
In der Mast liegt der Schlüssel zur Reduzierung von Stickstoff- und Phosphorüberschüssen in der Anpassung der Ration an die sich verschiebenden Nährstoffansprüche der Tiere während des Wachstums. Eine Berücksichtigung der Inhaltsstoffe des Eiweißkraftfutters über die Deklaration und der Energiekomponenten Getreide und Körnermais über eine Futteruntersuchung helfen, eine bedarfsgerechte Fütterung und die Ausscheidungen an Stickstoff und Phosphor gleichzeitig zu optimieren.