Endmastfutter von Schweinen ohne Eiweißfutterkomponente

Mastschweine in einer Bucht.

Aufgrund der sich immer mehr verschärfenden Umwelt- und Düngegesetzgebung werden zunehmend stark beziehungsweise sehr stark stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterungsverfahren nach DLG in der Praxis eingesetzt. Dabei wird auch diskutiert, am Ende des letzten Mastabschnitts ab etwa 100 Kilogramm Lebendmasse komplett auf ein Eiweißfutter wie Sojaextraktionsschrot (SES) zu verzichten und die Aminosäuren über ein besser damit ausgestattetes Mineralfutter zu ergänzen.
In einer Versuchsanstellung in Schwarzenau wurde ein derartiges Fütterungskonzept im Rahmen des Forschungsvorhabens Adapted feeding: Input-Output von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau umgesetzt.

Versuchsdurchführung

Für den Versuch wurden 192 Tiere der Rasse Pietrain x (Deutsche Landrasse x Deutsches Edelschwein) nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf zwei Versuchsgruppen aufgeteilt:
  • Kontrollgruppe
  • Testgruppe, Verzicht auf Sojaextraktionsschrot 100 Kilogramm Lebendmasse
In beiden Gruppen wurden bis 100 Kilogramm Lebendmasse identische, sehr stark stickstoff- und phosphorreduzierte Rationen eingesetzt.

Ergebnisse

Tägliche Zunahmen
In der Fütterungsphase bis zirka 100 Kilogramm Lebendmasse waren die täglichen Zunahmen trotz gleichen Futters in der Testgruppe mit 892 Gramm signifikant höher als in der Kontrollgruppe mit 871Gramm. Dieser Unterschied ließ sich aber nur ganz knapp statistisch absichern. Ab 100 Kilogramm Lebendmasse waren die täglichen Zunahmen in der Kontrollgruppe mit 673 Gramm signifikant höher als in der Testgruppe mit 568 Gramm. Im Mittel der Mast lagen die täglichen Zunahmen mit 826 Gramm in der Kontroll- und 820 Gramm in der Testgruppe auf einem für das Staatsgut Schwarzenau eher niedrigem Niveau. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Das gehäufte Auftreten von Schwanzbeißen trotz kupierter Tiere könnte für das niedrige Niveau mitverantwortlich sein.
Futterverbrauch und Futteraufwand
Von Mastbeginn bis 100 Kilogramm Lebendmasse wurde in beiden Gruppen bei gleichem Futter rund 2,4 Kilogramm pro Tier und Tag verbraucht. Betrachtet man den versuchsrelevanten Abschnitt von 100 bis 120 Kilogramm Lebendmasse, so zeigten sich auch hier mit 2,5 Kilogramm in der Kontroll- und 2,6 Kilogramm in der Testgruppe keine Effekte auf den Futterverbrauch. Auch im Mittel der Mast wurde mit 2,4 Kilogramm in der Kontroll- und 2,5 Kilogramm in der Testgruppe kein signifikanter Unterschied auf den Futterverbrauch pro Tier und Tag gefunden.
Von Mastbeginn bis 100 Kilogramm Lebendmasse wurde in beiden Gruppen mit 2,7 Kilogramm Futter der exakt gleiche Wert beim Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs ermittelt. Betrachtet man auch hier den relevanten Abschnitt von 100 bis 120 Kilogramm Lebendmasse, so war der Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs in der Testgruppe mit 4,96 Kilogramm signifikant höher als in der Kontrolle mit 3,86 Kilogramm. Anzumerken ist, dass in dieser Mastphase nicht mehr alle Mastbuchten durchgängig belegt waren. So waren in der letzten Mastwoche nur noch 5 von ursprünglich 16 Buchten belegt. Im Mittel ergaben sich mit 2,95 Kilogramm in der Kontroll- und mit 3,06 Kilogramm in der Testgruppe keine signifikanten Unterschiede beim Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs.
Der Futterverbrauch pro Tier und Tag ist in nebenstehender Grafik für jede Mastwoche dargestellt.
Schlachtkörperbeurteilung
Auf das Schlachtgewicht, die Ausschlachtung sowie die Schlachtkörperlänge zeigte sich kein Effekt der Fütterung. Beim bezahlungs­relevanten Muskelfleischanteil sowie allen weiteren untersuchten Schlachtkörper­merkmalen war hingegen ein signifikanter Effekt der Fütterung zu erkennen. So wurden in der Kontrollgruppe 60,3 Prozent und in der Testgruppe 59,4 Prozent Muskelfleischanteil ermittelt. Zu diskutieren ist, ob weniger limitierende essenzielle beziehungsweise semiessenzielle Aminosäuren hier begrenzend wirkten oder ob in diesem Zusammenhang auch die Höhe des Gehalts an umsetzbarer Energie im Endmastfutter ohne Sojaextraktionsschrot und das daraus resultierende Verhältnis von Lysin zu umsetzbarer eine Rolle spielten.
Stickstoff- und Phosphorsaldierung
Sowohl beim Stickstoff als auch beim Phosphor gab es keine signifikanten Unterschiede bei der Aufnahme, beim Ansatz und der Ausscheidung. Die Stickstoff­ausscheidung war mit 3,00 Kilogramm gegenüber 3,16 Kilogramm in der Testgruppe um 5 Prozent geringer. Demgegenüber war die Phosphorausscheidung mit 576 gegenüber 538 Gramm in der Testgruppe um 7 Prozent höher.
Gülleanfall und Gülleinhaltsstoffe
Unter Berücksichtigung der Anzahl an eingestallten Tieren wurden pro Mastschwein 0,59 Kubikmeter Gülle in der Test- und 0,57 Kubikmeter in der Kontrollgruppe ermittelt. Beim Gesamtstickstoff beziehungsweise Ammoniumstickstoff wurden in der Gülle der Testgruppe um 3,5 beziehungsweise 7,4 Prozent geringere Gehalte analysiert. Trotz des höheren Gehaltes an Phosphor im Futter ab 100 Kilogramm Lebendmasse der Testgruppe wurde in der Gülle der Testgruppe ein um 6,2 Prozent niedriger Phosphorgehalt ermittelt.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und Fazit

Durch den Verzicht auf Sojaextraktionsschrot war das Endmastfutter ab 100 Kilogramm Lebendmasse etwa 1,6 Euro pro Dezitonne preiswerter als das Endmastfutter ab 90 Kilogramm Lebendmasse. Dabei wurden aktuelle Preise für Sojaextraktionsschrot, Weizen und Gerste (Stand August 2024) herangezogen und ein um 10 Euro pro Dezitonne höherer Preis für das Mineralfutter angenommen. Aufgrund des signifikant ungünstigeren Futteraufwands beim Verzicht auf Sojaextraktionsschrot ergaben sich in der Phase ab 100 Kilogramm Lebendmasse sogar etwas höhere Futterkosten pro Kilogramm Zuwachs in der Testgruppe. Unter den gegebenen Versuchsbedingungen ist der Verzicht auf Sojaextraktionsschrot ab 100 Kilogramm Lebendmasse aus ökonomischer Sicht somit ein "Nullsummenspiel". Nachdem sich auch kein signifikanter Vorteil auf die Stickstoff- und Phosphor­ausscheidungen ergab, ist ein Fütterungsverfahren, wie es in vorliegender Untersuchung geprüft wurde, weniger zu empfehlen, zumal sich nachteilige Effekte auf die Schlachtkörper­merkmale zeigten.
Gemeinschaftslogo: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus und Forschungsland Bayern.
Danksagung
Der Versuch wurden im Rahmen des Forschungsprojekts "Adapted feeding: Input-Output von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau" durchgeführt.