Verbleib und Verhalten in der Umwelt
Glyphosat – Indirekte Ökosystemwirkung
Neben den gezielten Einsätzen zur Bekämpfung von Problemunkräutern ist Glyphosat vor allem ein systemrelevantes Herbizid für die Produktionsverfahren Mulch- und Direktsaat. Neben arbeitswirtschaftlichen und ökonomischen Aspekten ist das Hauptziel dieser Produktionstechnik die Vermeidung bzw. Reduzierung von Bodenerosion und Abschwemmung von Nährstoffen und PSM-Wirkstoffen. In Bezug auf die Erosionsvermeidung liegt das mittlere Erosionspotenzial auf Ackerflächen in Bayern bei etwa 3,9 t/ha im Jahr (berechnet mit der Allgemeinen Bodenabtragsgleichung ohne Berücksichtigung von Mulch- oder Direktsaatverfahren).
Zoombild vorhanden
Erosionsschutz durch Mais-Direktsaat in abgefrorener Winterzwischenfrucht und Glyphosat-Vorsaatbehandlung
Der aktuelle Anteil der Mulch- und Direktsaat liegt bei etwa 25 % der Ackerfläche. Bei einem kalkulierten Erosionspotenzial bei konservierender Bodenbearbeitung von ca. 1,6 t/ha im Jahr wird das Erosionsrisiko in Reihenkulturen dadurch um ca. 15 % oder um 1,1 Mio. Tonnen Oberbodenmaterial reduziert. Das vollständige Potenzial zur Erosionsminderung in Reihenkulturen durch konservierende Bodenbearbeitung liegt allerdings bei knapp 60 % bzw. ca. 1,5 Mio. Tonnen pro Jahr. Im Vorfeld von Erosionsereignissen können Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und Nährstoffe von Ackerflächen durch Abschwemmung bzw. Run-off in angrenzende Oberflächengewässer ausgetragen werden. Die daraus resultierende Wirkstoff- und Nährstoffbelastung führt zu entsprechenden Schäden des ökologischen Zustands der Gewässer. Die durch die Anwendung von Glyphosat zur Regulierung von Altunkräutern und Ausfallkulturen unterstütze Mulchsaat bzw. mögliche Direktsaat reduziert dieses Belastungspotenzial.
Mulchsaatverfahren, mit oder ohne Saatbettbereitung erfordern einen möglichst optimalen Anbau von Winterzwischenfrüchten. Die Begrünung der Ackerflächen im Winterhalbjahr hält Nährstoffe, insbesondere Nitrat, von der Abschwemmung oder Versickerung zurück, reduziert das Erosionsrisiko und fördert die Bodenstruktur. Eine Quantifizierung dieser Schutzwirkung ist allerdings aufgrund fehlender Vergleichsdaten für Bayern nicht möglich. Ein ebenfalls umweltrelevanter Effekt in Bezug auf den Klimaschutz ist der geringere Treibstoffverbrauch bei der nicht-wendender Bodenbearbeitung. Durch die Mulch- und Direktsaat wird in Bayern derzeit ein Dieselverbrauch von ca. 1,2 Mio. Liter im Jahr eingespart. Das entspricht einem CO2-Aquivalent von rund 3225 Tonnen pro Jahr.
Auswirkungen auf die Biodiversität
In der kritischen Diskussion zum Wirkstoff Glyphosat wird ein potenziell negativer Einfluss auf die Biodiversität in Agrarräumen als wichtiger Aspekt angeführt. In diesem Zusammenhang müssen direkte und indirekte Effekte berücksichtigt werden. Mit dem Einsatz zur Unkrautbekämpfung beseitigt Glyphosat die Nahrungsgrundlage für Nichtzielarthropoden, die diese Pflanzen als Nahrungsgrundlage nutzen. Aufgrund der nicht vorhandenen Dauerwirkung ist dieser Effekt allerdings nur temporär. Eine direkte schädliche Wirkung von Glyphosat auf terrestrische Insekten ist über das Zulassungsverfahren abgeprüft und nicht nachweisbar bzw. ohne bedenkliche Auswirkungen.
Als indirekte Systemwirkung stellt sich die Frage, ob die durch die Anwendung von Glyphosat abgesicherte konservierende Bodenbearbeitung einen negativen Effekt auf die Artenvielfalt in Agrarräumen ausübt. Diese Fragestellung ist sehr komplex und bisher noch nicht ausreichend untersucht. Auch die alternative, wendende Bodenbearbeitung und intensive Saatbettbereitung für das Blanksaatverfahren verursacht Nebenwirkungen auf Nicht-Ziel-Organismen. Grundsätzlich sollten Anbauverfahren, die durch den Einsatz von Glyphosat unterstützt werden, nicht zu einem intensiveren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, mit den entsprechenden potenziellen unerwünschten negativen Auswirkungen auf die Biodiversität im Agrarraum führen.