Kreuzkraut-Umfrage 2016
Auftreten und Befallsintensität von Kreuzkraut-Arten in Bayern

Logo mit Kreuzkraut-Blüten

Die Thematik der giftigen Kreuzkräuter beschäftigt seit mehreren Jahren Landwirte, Fachberater und Pferdehalter intensiv. Kreuzkräuter treten im Grünland auf und stellen durch ihren Gehalt an toxischen Pyrrolizidin-Alkaloiden (PA) eine Gefahr für die Tierernährung und Futtermittelproduktion vor allem bei Rindern und Pferden dar. Auch eine Verschleppung der PA in Lebensmittel ist nicht auszuschließen.
In Bayern sind aus der Gattung der Kreuz- oder Greiskräuter (Senecio spp.) 17 verschiedene Arten heimisch. Hinzu kommen mit dem Frühlings-Kreuzkraut (Senecio vernalis) und dem Schmalblättrigem Kreuzkraut (Senecio inaequidens) zwei eingebürgerte Neophyten. Nicht alle Arten spielen jedoch im Wirtschaftsgrünland eine Rolle.

Durch eine Umfrage des bayrischen Pflanzenschutzdienstes bei der Pflanzenbauberatung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) sollten aktuelle Informationen zum Auftreten und zur Befallsintensität der Kreuzkraut-Arten in Bayern gewonnen werden.
Grundlage der Umfrage war ein weitgehend im Multiple-Choice-Verfahren angelegter Fragebogen. Insgesamt flossen Rückmeldungen von 61 von 71 bayrischen Landkreisen in die Auswertung ein. Die Umfrage bezog sich im Wesentlichen auf zwei Fragenkomplexe: Kreuzkräuter, die im Wirtschaftsgrünland und außerhalb des Wirtschaftsgrünland auftreten. Alle Informationen wurde getrennt für die einzelnen Kreuzkraut-Arten erfasst.

Kreuzkräuter im bewirtschafteten Grünland

In 85 % der gemeldeten Landkreise treten Kreuzkräuter im Wirtschaftsgrünland auf. Am häufigsten ist der Befall mit Jakobs-Kreuzkraut (77 %), gefolgt von Wasser-Kreuzkraut (46 %). Während Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) nahezu gleichmäßig in ganz Bayern vorkommt, hat das Wasser-Kreuzkraut (Senecio aquaticus) einen Schwerpunkt in den Regierungsbezirken Oberbayern, Schwaben und Niederbayern. Das Alpen-Kreuzkraut (Senecio alpinus) tritt in acht Landkreisen in Oberbayern und Schwaben ausschließlich auf Almen bzw. Alpen auf. Mit jeweils zwei genannten Landkreisen treten Raukenblättriges-, Schmalblättriges- und Frühlingskreuzkraut nur vereinzelt im Grünland auf.

Jakobs-Kreuzkraut

Die Standorte des am häufigsten vorkommenden Jakobs-Kreuzkraut sind gekennzeichnet durch extensive Bewirtschaftung (85 % der Meldungen) und schlechten Pflegezustand (64 %). Häufig sind sie Bestandteil des Kulturlandschafts- bzw. Vertragsnaturschutzprogramm (62 %). Typische Flächen mit Jakobs-Kreuzkraut-Befall sind trockene, teilweise hängige Weideflächen mit einem Schwerpunkt bei Pferdeweiden.

Wasser-Kreuzkraut

Bei Wasser-Kreuzkraut-Standorten liegt der Anteil mit extensiver Bewirtschaftung (48 %) und schlechtem Pflegezustand (43 %) niedriger als beim Jakobs-Kreuzkraut. Der Anteil an KULAP- bzw. VNP-Flächen ist mit 64 % etwa gleich groß. Das Wasser-Kreuzkraut kommt häufig auf feuchten, z.T. auch drainierten Flächen vor. Im Gegensatz zum Jakobs-Kreuzkraut gibt es regionale Schwerpunkte in Altbayern, Schwaben sowie im Bayerischen und Oberpfälzer Wald.

Alpen-Kreuzkraut

Auch beim Alpen-Kreuzkraut, dass ausschließlich im alpinen Bereich auftritt, werden extensive Bewirtschaftung, KULAP- oder VNP-Vertragsbindung und schlechter Pflegezustand als charakteristische Standorteigenschaften genannt. Bevorzugt werden feuchte, hängige, teilweise an Gewässern oder am Waldrand gelegene Bereiche der Almen bzw. Alpen

Gesundheitsschäden in der Tierhaltung

Die wichtige Frage nach Gesundheitsschäden in der Tierhaltung wurde bei allen drei Arten ähnlich beantwortet. In knapp zwei Dritteln der betroffenen Landkreise waren Gesundheitsschäden bei Pferden und Rindern nicht bekannt, gut ein Drittel meldete vereinzelte Gesundheitsschäden. Informationen über Tierverluste durch Jakobs-Kreuzkraut lagen in drei Landkreisen vor, beim Wasser-Kreuzkraut wurden zwei Fälle gemeldet, beim Alpen-Kreuzkraut keiner.

Karte von Bayern mit der Verbreitung von Jakobs-Kreuzkraut im Grünland auf Landkreisebene

Verbreitungskarte Jakobs-Kreuzkraut

Karte von Bayern mit der Verbreitung von Wasser-Kreuzkraut im Grünland auf Landkreisebene

Verbreitungskarte Wasser-Kreuzkraut

Karte von Bayern mit der Verbreitung von Alpen-Kreuzkraut im Grünland auf Landkreisebene

Verbreitungskarte Alpen-Kreuzkraut

In einem Balkendiagramm wird die Verbreitungshäufigkeit der verschiedenen Kreuzkraut-Arten  im bayerischen Wirtschaftsftsgrünland dargestellt.

Kreuzkraut-Arten im Grünland

In einem Balkendiagramm wird die Verbreitungshäufigkeit der verschiedenen Kreuzkraut-Arten auf nicht-landwirtschaftlich genutzten Flächen dargestellt.

Kreuzkraut-Arten auf Freiflächen

Kreuzkräuter auf nicht landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen

In 95 % der Landkreise wurde Befall mit Kreuzkraut-Arten außerhalb von landwirtschaftlichen Flächen gemeldet. Die mit Abstand häufigste Art war hierbei das Jakobs-Kreuzkraut (85 % der Meldungen), eine gewisse Bedeutung hatten moch das Schmalblättrige Kreuzkraut (20 %) und das Wasser-Kreuzkraut (18 %). Vereinzelt wurden Raukenblättriges Kreuzkraut (8 %) sowie weitere Kreuzkraut-Arten (7 %) genannt.

Typische Befallsflächen der drei am häufigsten im nicht-landwirtschaftlichen Bereich vorkommenden Kreuzkraut-Arten sind Verkehrsflächen bzw. Straßenränder. Das Schmalblättrige Kreuzkraut hat hier seine fast ausschließliche Verbreitung mit einem Schwerpunkt bei Autobahn-Grünstreifen, wo es Massenbestände bilden kann. Bei Jakobs- und Wasser-Kreuzkraut kommen noch Siedlungsflächen, Baustellen und sonstige Freiflächen als typische Standorte hinzu. Nur das Wasser-Kreuzkraut kommt zusätzlich an Gewässerrändern und anderen vernässten Stellen in der Landschaft vor.

Die Gefahr einer Ausbreitung auf angrenzendes Grünland wird beim Wasser-Kreuzkraut mit 66 % der Meldungen am höchsten gesehen, gefolgt vom Jakobs-Kreuzkraut mit 44 % und dem Schmalblättrigem Kreuzkraut mit 22 %.

Fazit

Kreuzkräuter sind in Bayern auf Grünland und nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen weit verbreitet. Hinsichtlich der Verbreitung geht die Rangfolge von Jakobs-, Wasser-, Schmalblättrigem- und Alpen-Kreuzkraut bis zu den eher unbedeutenden Arten Raukenblättriges- und Frühlings-Kreuzkraut. Die Besatzdichten sind auf den Befallsflächen häufig im sehr niedrigen bis niedrigen Bereich. Je nach Standortsituation können aber auch hohe bis bestandsbildende Befallsstärken auftreten.

Durch die weite Verbreitung und die möglichen Besatzintensitäten wird die nicht unerhebliche Gefährdung durch diese Giftpflanzen klar. Neben Landwirten und Pferdehaltern betrachten auch Imker Kreuzkräuter als ernsthaftes Problem. Gesundheitsprobleme in der Tierhaltung werden bisher nur in Einzelfällen wahrgenommen, wenngleich auch Tierverluste bei Rindern und Pferden vorkommen können.

Das Thema Kreuzkräuter wird sowohl in der Landwirtschaft als auch außerhalb ernst genommen. Landesweit gibt es vielfältige Beratungsinitiativen zur Eindämmung der Giftpflanzen. In der Tendenz kann dennoch keine Entspannung der Problematik festgestellt werden. Es bedarf weiterer und verstärkter Anstrengungen, um die Gefährdung in der Futtermittelproduktion, in der Tierernährung und der Lebensmittelsicherheit zu reduzieren.

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