Aktuelle Herbizid-Empfehlungen

Ein rotes Fadenkreuz über einer Blattpflanze.

Die Herbizidempfehlungen für die wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen Getreide, Mais, Raps, Rüben, Kartoffeln, Sojabohnen, Ackerbohnen und Futtererbsen basieren auf den Ergebnissen der Feldversuche des bayerischen Pflanzenschutzdienstes. Eine empfohlene Behandlungsvariante hat sich dabei in der Regel in mindestens drei Versuchsjahren an verschiedenen über Bayern verteilten Versuchsstandorten bewährt. Neben der Wirksamkeit der geprüften Präparate bzw. Präparate-Kombinationen gegenüber den kulturspezifischen Leitunkräutern werden bei den Empfehlungen auch Fragen der Wirtschaftlichkeit sowie des Umwelt- und Anwenderschutzes berücksichtigt.

Frühjahrsanwendungen

Roggenähren.

Roggenähren

Bei den Empfehlungen zur Ungrasbekämpfung im Frühjahr ist zu beachten, dass die speziellen Gräserherbizide i.d.R. mit Ergänzungspräparaten gegen eine dikotyle Mischverunkrautung kombiniert werden müssen. Hierbei sind die Mischungsverträglichkeiten der einzelnen Herbizide zu beachten, um die Ungraswirkung und Kulturverträglichkeit nicht zu gefährden. Bei den Herbizidempfehlungen wird davon ausgegangen, dass keine Herbizidresistenz bei den Ungräsern vorhanden ist.

Herbstanwendungen

Die Unkrautbekämpfung im Herbst erfolgt in der Regel mit vorwiegend bodenwirksamen Präparaten mit einem breiten Wirkungsspektrum sowohl gegen dikotyle Unkräuter als auch gegen die Leitungräser Windhalm und Ackerfuchsschwanz. Auf Ackerfuchsschwanzstandorten ist oft die Kombination eines bodenwirksamen Breitbandherbizids mit einem blattaktiven Gräsermittel sinnvoll. Eine weitere Möglichkeit bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck ist eine Behandlungsfolge mit bodenaktiver Herbstbehandlung und blattaktiver Frühjahrsbehandlung.

Blühender Raps.

Blühender Raps

Die Unkrautbekämpfung im Raps erfolgt fast ausschließlich im Herbst. Standard sind hierbei breit wirksame Behandlungen im Vorauflauf oder frühem Nachauflauf. Darüberhinaus gibt es auch die Möglichkeit blattaktiver Nachauflaufbehandlungen. Diese können die frühen, bodenwirksamen Behandlungen bei Wirkungslücken ergänzen oder je nach Standortsituation auch vollständig ersetzen.
Frühjahrsbehandlungen sind vor allem gegen Gräser und einzelne Problemunkräuter wie z. B. Disteln oder Kornblume möglich. Eine gräserwirksame Sonderbehandlung im Winter dient vor allem als Baustein des Resistenzmanagements.

Mais

Verunkrauteter Maisbestand im BBCH-Stadium 16-17

Verunkrauteter Maisbestand im BBCH-Stadium 16-17

Die Behandlungsempfehlungen sind Komplettlösungen für die Bekämpfung einer typischen Unkrautflora im Mais. Da Standorte mit einer rein dikotylen Verunkrautung immer seltener werden, wird zwischen folgenden Situation unterschieden: Standorte mit einer vorwiegend dikotylen Mischverunkrautung und einem schwächeren Besatz an Hühnerhirse auf der einen Seite und ausgesprochene Gräserstandorte, an denen neben Hühnerhirse, Borsten- und Fingerhirsen oder auch Ackerfuchsschwanz in hoher Besatzdichte vorkommen können, auf der anderen Seite.
Auf wassersensiblen Standorten mit extrem sorbtionsschwachen Böden (leichte Sande, flachgründige Kies- oder Schotterböden) wie etwa im Gebiet des offenen Jura-Karst sollen keine Mittel, die die Wirkstoffe Terbuthylazin und S-Metolachlor enthalten, eingesetzt werden. Das Vorhandensein dieser beiden Wirkstoffe in den empfohlenen Herbizidkombinationen bildet deshalb das zweite Entscheidungskriterium.
Gegen Problemunkräuter (Winden, Ampfer, Ausfall-Kartoffeln etc.) und auf stark humosen Standorten sind Sonderbehandlungen notwendig.
Eine weitere Sondersituation für den Herbizideinsatz stellen Mais-Anbausysteme mit Gras-Untersaaten dar. Hier muss die Verträglichkeit der eingesetzten Herbizide gegenüber den verwendeten Grasarten gewährleistet sein.
Eine Rüben-Jungpflanze ist umgeben von Unkraut.

Eine Rüben-Jungpflanze ist umgeben von Unkraut.

Ausgangspunkt der Empfehlungen zur Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben ist eine "normale" Situation mit einer typischen Mischverunkrautung in moderater Besatzdichte, in der Standardspritzfolgen zum Einsatz kommen. Diese Standardspritzfolgen werden für verschiedene Sonderfälle, in denen entweder einzelne Unkraut-Arten in hohen Besatzdichten oder generell schwer bekämpfbaren Problemunkräuter auftreten, hinsichtlich Wirkstoffausstattung, Aufwandmengen und ggf. Einsatztermin modifiziert. Einen Sonderfall stellt das Conciso-Smart-System dar, indem das Präparat Conviso One ausschließlich in speziellen, gegen ALS-Hemmer resistenten Rübensorten eingesetzt werden kann.
Kartoffelpflanze

Kartoffelpflanze

Die Basis für eine erfolgreiche chemische Unkrautbekämpfung im Kartoffelbau ist die Vorauflaufbehandlung mit geeigneten Bodenherbiziden in der notwendigen Aufwandmenge. Im Nachauflauf sind vor allem Behandlungen gegen Gräser möglich. Ein weiteres Thema sind Sikkationsbehandlungen zur Ernteerleichterung und Reifesteuerung.
Sojabestand kurz vor Bestandesschluss.

Sojabestand kurz vor Bestandesschluss

Die Grundlage der chemische Unkrautbekämpfung in Sojabohnen ist eine breit wirksame Vorauflaufbehandlung. Im Nachauflauf sind vor allem Gräserbehandlungen sowie Korrekturen gegen einzelne dikotyle Unkrautarten möglich. Bei Sojabohnen können beim Einsatz von Mitteln mit den Wirkstoffen Pendimethalin und Metribuzin sorten- und witterungsbedingt Probleme bei der Kulturverträglichkeit auftreten.

Empfehlungen gegen dikotyle Unkräuter und Gräser pdf 152 KB

Blühende Futtererbsen

Blühende Futterbsen

Die Kontrolle von dikotylen Unkräuter in großkörnigen Leguminosen ist fast ausschließlich durch Vorauflauf-Behandlungen möglich. In aufgelaufenen Beständen sind nur noch Nachbehandlungen gegen Samenungräser und Quecken möglich. Die Mittelauswahl ist insgesamt sehr begrenzt, wobei die meisten Zulassungen für Ackerbohnen und Futtererbsen identisch sind. Lupinen müssen gesondert betrachtet werden, da hier noch weniger Präparate zugelassen sind.