Monitoring - Herbizidresistenz bei Acker-Fuchsschwanz

Ackerfuchsschwanz-Ähren in einem WeizenfeldZoombild vorhanden

Ackerfuchsschwanz-Ähren

Der Acker-Fuchsschwanz ist aufgrund seiner weiten Verbreitung und seines hohen Schadenspotenzials eines der bedeutendsten Unkräuter im bayerischen Ackerbau. Im konventionellen Anbau wird er üblicherweise durch den Einsatz von Herbiziden bekämpft, was jedoch die Ausbildung von Resistenzen gegenüber diesen regelmäßig eingesetzten Wirkstoffen begünstigt. Seit 2004 prüft der Bayerische Pflanzenschutzdienst mit systematischen Untersuchungen Proben, bei denen der Verdacht auf Herbizidresistenzen besteht. Im Jahr 2024 wurde zusätzlich ein landesweites Monitoring durchgeführt, um die Resistenzsituation umfassend zu analysieren und eine fundierte Grundlage für die Fachberatung zu schaffen.

Durchführung

In Zusammenarbeit von Offizial- und Verbundberatung wurden auf 69 regional repräsentativen Betrieben Samenproben von Acker-Fuchsschwanz aus Wintergetreide-Beständen gesammelt. Die Pflanzen der Herkünfte wurden im Gewächshaus mit den aktuell praxisrelevanten Herbiziden (10 Präparate aus 4 Wirkmechanismus-Gruppen) behandelt. Die Wirkungsergebnisse werden mit der Wirkung gegenüber sensitiven und resistenten Vergleichsherkünften verglichen. Die Bewertung der Resistenzintensität erfolgt durch eine Einteilung der Wirkungsergebnisse in eine sechsstufige Klassifikation (0 - 5). Hierbei entspricht die Klasse 0 einer vollen Empfindlichkeit bzw. keinerlei Resistenz und die Klasse 5 einer vollständigen Herbizidresistenz. Neben diesem Biotest wurden alle Herkünfte zusätzlich einer molekulargenetischen Untersuchung auf Eigenschaften einer Wirkortresistenz unterzogen.

Ergebnisse

Gegenüber den vorrangig bodenwirksamen Herbiziden Flufenacet, Prosulfocarb und Chlortoluron traten nur bei einzelnen Herkünften niedrige Resistenzeigenschaften (Klasse 1 - 2) auf, die noch keine wesentlichen Wirkungsverluste in der Anbaupraxis verursachen. Ursache für diese zwar schwachen, aber feststellbaren Wirkungseinschränkungen ist eine beginnende Entgiftungsleistung (Metabolisierung) gegen diese Wirkstoffe bei einzelnen Acker-Fuchsschwanz Herkünften. Veränderungen am herbiziden Wirkort (Wirkortresistenz) der Bodenherbizide wurden in den Herkünften nicht festgestellt.

Kreisdiagramm mit Darstellung der Resistenzklassen

Bei den blattaktiven Herbiziden aus der Gruppe der ACCase-Hemmer (FOP’s und DIM’s – Clodinafop, Pinoxaden, Cycloxydim) und ALS-Hemmer (Sulfonylharnstoffe – Mesosulfuron, Propoxycarbazone, Pyroxsulam, Nicosulfuron) wurde bei drei Viertel der Herkünfte eine mittlere bis sehr starke Herbizidresistenz (Klasse 3 - 5) festgestellt. Bei etwa 70 % der Herkünfte kann mit diesen Herbiziden keine ausreichende Bekämpfungsleistung mehr gegenüber Acker-Fuchsschwanz erwartet werden.

Balkendiagramm mit Darstellung der Resistenzklassen je Herbizid

Die häufigen und hohen Resistenzen gegenüber ACCase- und ALS-Hemmern beruhen in der Mehrzahl der Fälle auf vorhandene Modifikationen am jeweiligen biochemischen Wirkort. Knapp 60 % aller Herkünfte verfügten über mindestens eine und bis zu sechs Veränderungen am jeweiligen herbiziden Wirkort. Als wesentlicher Treiber für die zunehmenden Herbizidresistenzen kann daher eine genetische Modifikation in Form von Wirkort-Resistenzen identifiziert werden. Die häufige und regelmäßige Anwendung von ALS-Hemmern bzw. Sulfonylharnstoff-Herbiziden zur Bekämpfung von Acker-Fuchsschwanz hat zu einer starken Selektion von Resistenzeigenschaften gegen diese Wirkstoffgruppe geführt.

Zusammenfassung

Die Herbizidresistenz bei Acker-Fuchsschwanz hat im Laufe der Zeit hinsichtlich Verbreitung und Intensität kontinuierlich zugenommen. Aktuell können in vielen Fällen die blattaktiven Herbizidbehandlungen im Frühjahr nur noch eingeschränkte bzw. nicht mehr ausreichende Bekämpfungsleistungen gewährleisten. Damit nimmt die Bedeutung von Behandlungsmaßnahmen im Herbst weiter zu, da die bodenaktiven Herbizide noch weitgehend unbeeinträchtigt von Resistenzeffekten sind. Der Verlust von Basiswirkstoffen wie Flufenacet beeinträchtigt allerdings auch die Möglichkeit von effektiven Behandlungsmaßnahmen im Herbst im Wintergetreideanbau.
Der Verlust von leistungsfähigen Wirkstoffen und die zunehmende Herbizidresistenz führt insgesamt zu einer höheren Behandlungsintensität bei der chemischen Regulierung von Acker-Fuchsschwanz. In der Praxis wird versucht diese Einschränkungen durch den verstärkten Einsatz von allerdings weniger leistungsfähigen Herbiziden auszugleichen.
Insgesamt steht die chemische Regulierung von Acker-Fuchsschwanz stark unter Druck. Zunehmende Resistenzen beeinträchtigen die Regulierungsleistung, wodurch die Besatzdichten zunehmen, was wiederum zu schlechteren Wirkungen der Herbizidbehandlungen und zu einer dynamischeren Resistenzentwicklung führt. Damit steigt unweigerlich der Bedarf für integrierte Regulierungskonzepte mit der plan- und regelmäßigen Anwendung von ackerbaulichen und alternativen Maßnahmen zur Begrenzung der Entwicklung von Acker-Fuchsschwanz.