Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2024 – Virologie

Das virologische Labor der LfL ist in Bayern die zentrale Anlaufstelle, wenn es um die Diagnose von Viruskrankheiten an Pflanzen geht. Proben für den Hoheitsvollzug sowie von Anbauberatern, Landwirten, Gartenbauern, Züchtern, Universitäten, Hochschulen und Privatpersonen werden auf das Vorhandensein von Viren, Viroiden und Phytoplasmen untersucht. Auch die Untersuchungen auf Quarantäneschädlinge fallen in den Aufgabenbereich von IPS 2c.

Kleinste Pathogene, wie Viren, Viroide und Phytoplasmen, sind Erreger zahlreicher Pflanzenkrankheiten und können, wenn eine Infektion nicht rechtzeitig erkannt wird, zu einem kompletten Ausfall der Ernte führen. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose von Viren für alle Akteure in der Landwirtschaft von Bedeutung. Dabei stellt das virologische Labor der LfL die zentrale Anlaufstelle in Bayern dar. Für eine gesicherte Diagnose kommen neben biologischen Tests (Indikatorpflanzentest) und serologischen Nachweisverfahren (ELISA-Test) auch vermehrt molekularbiologische Verfahren (PCR-basierte Methoden) zum Einsatz. Durch ein umfassendes Qualitätsmanagement wird zudem sichergestellt, dass die angewandten Methoden den rechtlichen Vorgaben entsprechen.
Neben dem Mitwirken in mehreren Monitoringprogrammen werden an der LfL Proben von Pflanzenbauberatern, Gartenbauern, Landwirten, Züchtern, Universitäten und Hochschulen, aber auch von Privatpersonen auf das Vorhandensein von pathogenen Viren/Viroiden und Phytoplasmen (zellwandlose Bakterien) untersucht. Mithilfe der Ergebnisse können gezielte Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden und damit eine Grundlage für ertragreiche landwirtschaftliche und gärtnerische Produkte geschaffen werden.
Einen großen Teil unserer Tätigkeit machen die Untersuchungen im Rahmen des Hoheitsvollzuges aus, z. B. für die Ausstellung von Pflanzengesundheitszeugnissen, die für den Export notwendig sind. Zudem testen wir Pflanzen auf das Vorhandensein von Quarantäneschädlingen und Schadorganismen, die aufgrund pflanzengesundheitlicher Vorschriften überwacht werden müssen, beispielsweise bei der Produktion von gesunden Mutterpflanzen.

Untersuchungen im Jahr 2024

Im Jahr 2024 wurden dem Labor der Arbeitsgruppe IPS 2c insgesamt 1935 Proben von 42 Pflanzenarten zur Untersuchung vorgelegt.
Landwirtschaft
WirtspflanzeNachgewiesene Erreger
Sojabohne (Glycine max (L.) Merr.)Bean common mosaic virus,
Clover yellow vein virus,
Soybean mosaic virus
Ackerbohne (Vicia faba)Bean yellow mosaic virus,
Cucumber mosaic virus,
Pea enation mosaic virus
Weiße Lupine (Lupinus albus)Cucumber mosaic virus,
Bean yellow mosaic virus
Gemüsebau
WirtspflanzeNachgewiesene Erreger
Edamame (Glycine max (L.) Merr.)Bean common mosaic virus,
Bean common mosaic necrosis virus,
Clover yellow vein virus,
Soybean mosaic virus
Gurke (Cucumis sativus)Cucumber mosaic virus
Moroccan watermelon mosaic virus
Rhabarber (Rheum rhabarbarum)Cherry leaf roll virus
Zucchini (Cucurbita pepo ssp. pepo convar. giromontiina)Moroccan watermelon mosaic virus
Obstbau
WirtspflanzeNachgewiesene Erreger
Birne (Pyrus communis)Candidatus Phytoplasma pyri
Maracuja (Passiflora edulis)Cucumber mosaic virus, Potyviren (nicht speziesspezifisch diagnostiziert)
Kirschpflaume (Prunus myrobalana)Prunus necrotic ringspot virus
Zierpflanzenbau
WirtspflanzeNachgewiesene Erreger
Elfenspiegel (Nemesia)Impatiens necrotic spot virus
Pelargonie (Pelargonium)Pelargonium flower-break virus
Maracujablatt auf einem Küchenpapier.

Virus-infiziertes Maracuja-Blatt

Birnenblatt infiziert mit Candidatus Phytoplasma pyri auf einem Küchenpapier.

Phytoplasmen-infiziertes Birnenblatt

Blatt der Weißen Lupine infiziert mit Cucumber mosaic virus und Bean yellow mosaic virus.

Virus-infiziertes Blatt der Weißen Lupine

Edamame-Blatt mit Virusinfektionen.

Virus-infiziertes Edamame-Blatt

Besonderheiten 2024

In diesem Jahr haben wir auch wieder Prunus myrobalana-Samen untersucht. Von 360 untersuchten Samen wurde ein Prunus necrotic ringspot virus (PNRSV) infizierter Samen identifiziert. Zur weiteren Absicherung des positiven Ergebnisses wurde außerdem noch eine RT-PCR-Untersuchung durchgeführt, welche das positive ELISA-Ergebnis bestätigte.
Im Vergleich zu den letzten Jahren wurden im Jahr 2024 deutlich mehr Sojabohnen- und Edamameproben für die Virusanalyse eingesandt. Bei 8 von 9 untersuchten Proben konnte eine Infektion nachgewiesen werden. Auffällig war, dass alle Proben mindestens mit zwei, meistens aber mehrfach mit bis zu vier Viren gleichzeitig infiziert waren. Neben dem Bean common mosaic virus, Clover yellow vein virus, Soybean mosaic virus wurde bei den Edamameproben außerdem noch das Bean common mosaic necrosis virus detektiert.

Untersuchungen von Hopfen auf Mosaikviren und Viroide

Angestoßen durch das Auftreten des Citrus bark cracking viroid (CBCVd) 2019 erfolgte in den folgenden zwei Jahren ein intensives Monitoring, um die Ausbreitung des Erregers zu verfolgen. Auch im Jahr 2024 wurde, unter der Federführung der Arbeitsgruppe Pflanzenschutz Hopfen des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenschutz, ein Monitoring auf CBCVd durchgeführt. Die Laboruntersuchungen fanden in diesem Jahr bei IPZ selbst statt. Auch wenn das Viroid im Jahr 2021 durch die EPPO nicht mehr als Unions-Quarantäneschädling, sondern als nicht geregelter Unions-Quarantäneschädling eingestuft wurde, fallen die Untersuchungen von Vermehrungsmaterial weiterhin in die Zuständigkeit von IPS 2c.

Qualitätsmanagement

Auch im Jahr 2024 erfolgte die Weiterentwicklung und Optimierung der im Labor angewandten Methoden, um den Anforderungen und Anfragen unseren Kunden gegenüber gerecht zu werden und eine gesicherte Ergebnisfeststellung zu erlangen. Durch die Vorgaben der EU, dass amtliche Diagnoselabore nach DIN EN ISO/IEC 17025 durch eine unabhängige Stelle begutachtet werden müssen, ist eine Akkreditierung mittlerweile verpflichtend. Diese stellt sicher, dass Diagnoseverfahren hinreichend verifiziert und validiert sind und das entsprechende Labor diese korrekt anwendet. Damit wird eine gewisse Sicherheit der Ergebnisse garantiert.
In der Abteilung Virologie ist eine Vielzahl der angewandten Methoden bereits akkreditiert:

Liste der akkreditierten Prüfverfahren pdf 525 KB

Dennoch versuchen wir kontinuierlich unsere Untersuchungsmethoden zu optimieren und zu erweitern, um ein breiteres Diagnosespektrum abzudecken. Darunter fallen die Validierungen bereits anerkannter Methoden auf andere Pflanzenspezies oder neue Viren sowie die Recherche von neuen Methoden, die im Rahmen der diagnostischen Untersuchungen eingesetzt werden können.