Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2023 – Krankheiten und Schädlinge im Gartenbau
Die Arbeitsgruppe IPS 3d beschäftigt sich neben in ihrer Versuchsarbeit zur Schließung von Indikationslücken im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau mit aktuellen Schaderregerproblemen im Gartenbaubereich und erarbeitet dabei Pflanzenschutzmaßnahmen und -strategien auf Basis konventioneller und alternativer Verfahren.
Vergleich der Fängigkeit von Apfelwickler-Männchen durch verschiedene Pheromone
Grundlagen
Der Apfelwickler (Cydia pomonella) zählt zu den wichtigsten Schaderregern in Apfelanbau, sowohl im Bereich Streuobst als auch im Tafelobstanbau. In Bayern treten in den meisten Jahren zwei Generationen auf, die erste Generation hat den Flughöhepunkt Ende Mai, die zweite Mitte August. Um den Flugbeginn und Flugverlauf des Apfelwicklers bestimmen zu können, werden in die Apfelanlage Klebetafeln mit einem weiblichen Sexuallockstoff gehängt. Das Pheromon lockt Apfelwickler-Männchen an, diese bleiben an der Klebefläche hängen und können bei der Kontrolle gezählt werden. Während der Flugsaison des Apfelwicklers, von Anfang Mai bis Ende September, werden die Fallen 2x wöchentlich geleert. Diese Fallenfänge sind sehr wichtig, um das regionale Auftreten des Apfelwicklers in der Obstanlage genau feststellen zu können. Prognosemodelle können bisher das Monitoring in der Obstanlage auf Flug des Apfelwicklers nicht ersetzen. Die Schäden durch Madenbefall der Früchte können für den Betrieb wirtschaftlich sehr hoch sein, da die Früchte weder als Tafelobst noch als Verarbeitungsware genutzt werden dürfen. Wenn das eingesetzte Pheromon keine Lockwirkung hat, bzw. eine geringe Fängigkeit, trifft der Betrieb in seiner Behandlungsstrategie folgenreiche Fehlentscheidungen. Es kann zu einem zu späten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kommen oder auch zu einer Unterdosierung von biologischen Präparaten.
Äpfel mit Ausbohrungen: mehrere kleine grüne Äpfel, auf denen man braune Kotkrümel vor dem Ausbohrloch sieht
Versuchsdurchführung
Der Versuch wurde an zwei Standorten in Freising durchgeführt. Eine der Versuchsanlagen, eine 1,5 ha große Streuobstobstanlage befindet sich am Weihenstephaner Berg und wird von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf betreut. Die zweite Versuchsanlage befindet sich auf dem Gelände der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising. Diese Anlage besteht aus einer 0,9 ha großen, ökologisch bewirtschafteten Streuobstfläche und 0,5 ha konventionell bewirtschafteter Spalierobstanlage. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurden diese Versuche an weiteren Standorten und mit zusätzlichen Pheromonen durchgeführt.
Beim Vergleich verschiedener Pheromone wurden die Fallen bei jeder Leerung im Rotationsprinzip weitergehängt. Damit konnte der Versuchsfehler ausgeschlossen werden, dass eine Falle nur dadurch fängiger ist und dass der Apfelwicklerflug an diesem Standort über die Saison aufgrund vom Umgebungshabitat höher ist.
Es konnten vier verschiedene Pheromone getestet werden. Drei Pheromone wurden als Dispenser geliefert, die auf weiße Leimböden geklebt und dann in grüne Deltatrap-Fallen gelegt wurden. Eine Falle war eine Komplettfalle, bei der das Pheromon bereits in der fertigen Falle enthalten war.
Hersteller/Vertrieb | Pheromon |
---|---|
Stähler Komplettfalle/Fa. Stähler-Schopf | Bedoukian CM Pheromone |
Trescé/Fa. Frescé | Pherocon |
Pherobank/Temmen | ? |
Stähler/ Fa. Stähler-Schopf | Tripheron |
Zoombild vorhanden
Vier verschiedene Apfelwickler-Pheromon-Dispenser auf weiße Klebeböden geklebt vor die grüne dreieckige Deltafallen gelegt und eine weiße Komplettfalle
Die vier Fallen wurden an beiden Standorten, über die Fläche verteilt, am 11.05.2023 aufgehängt. Die Fallen wurden wöchentlich 2x geleert und nach jeder Leerung eine Position weitergehängt. Die Stähler Komplettfalle wurde an der Position "Falle 1" aufgehängt, dann nach der ersten Leerung an Position "Falle 2" weitergehängt, die Pheromonfalle Trescé an Position "Falle 2" wurde dann auf Position 3 gehängt.
Zoombild vorhanden
Luftaufnahme Streuobstfläche und Spalieranlage der LfL, mit den vier markierten Fallenpositionen. Foto: Bayerische Vermessungsverwaltung
Am 06.07.2023 wurden alle Pheromone gewechselt, dies wird Herstellerseits empfohlen, da die Dispenser die Lockwirkung mit der Zeit verlieren und die zweite Generation, die sich ab August aufbaut nicht mehr überwacht werden kann. Abgehängt wurden die Fallen am 04.09.2023, nachdem ab dem 23.08.2023 keine männlichen Falter mehr gefangen wurden.
Ergebnis
Die ersten Apfelwickler-Männchen konnten am 23.05. an beiden Standorten gefangen werden, mit Ausnahme der Stähler Komplettfalle. In der Komplettfalle wurden erst 7 Tage später, am 30.06 die ersten Falter gefangen.
Fängigkeit vier verschiedener Apfelwickler-Pheromone 2023 am Standort Streuobstwiese Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Fängigkeit vier verschiedener Apfelwickler-Pheromone 2023 am Standort Streuobstwiese/Spalieranlage der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft
Die Pheromone von Stähler und Trescé haben eine sehr gute Lockwirkung. Das Pheromon von Temmen ist auch noch ausreichend fangfähig, aber auf einem etwas geringeren Niveau. Die Stähler Komplettfalle zeigte nur eine späte und insgesamt sehr geringe Fängigkeit, damit ist diese Falle ungeeignet, um in den Betrieben das Monitoring durchzuführen. Männliche Falter der zweiten Generation konnten Mitte August nachgewiesen werden, aber mit niedrigen Fangzahlen.
Am Standort der HSWT konnten in sämtlichen Fallen deutlich mehr Tiere gefangen werden als am Standort der LfL.
Gesamtfänge 2023 der Apfelwickler-Männchen durch vier verschiedene Apfelwickler Pheromone an zwei verschiedenen Standorten in Freising
Wir bedanken uns bei den Mitarbeitern von IPS 3d (Josef Eberl, Karin Förschl, Hedwig Ismaier, Marco Ehlis) für die Betreuung der Fallen, den Mitarbeitern der HSWT für das zur Verfügung stellen der Versuchsanlage und dem Betrieb Stefan Heim, für das zur Verfügung stellen der Streuobstfläche am Standort der LfL.