Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2022 – Monitoring und Bekämpfung von Quarantäneschadorganismen

Der Arbeitsgruppe IPS 4d obliegt seit 2022 die Erhebung und Bekämpfung von Quarantäneschaderregern in Bayern. Im Rahmen des Nationalen Monitoringprogramms führt IPS 4d jährlich Erhebungen auf Unionsquarantäneschädlinge durch, welche in Abhängigkeit von ihrem Schad- und Ansiedelungspotenzial innerhalb von sieben Jahren in unterschiedlich hoher Frequenz (mindestens einmal) erhoben werden müssen. Wird in Bayern Befall mit einem Unionsquarantäneschädling festgestellt, dann richtet IPS 4d bei Bedarf ein abgegrenztes Gebiet (Quarantänezone) ein und ist in diesem für die Bekämpfung zuständig. Ziel der Bekämpfung des Befalls ist die Wiederausrottung bzw., wenn diese nicht mehr möglich ist, die Eindämmung des Schädlings.

Erstauftreten des Jordanvirus in Bayern

Am 14.07.2022 ergab eine Untersuchung von Tomaten- und Paprikaproben aus einem Gartenbaubetrieb in Unterfranken im Quarantänelabor der LfL positive Befunde hinsichtlich Tomato Brown Rugose Fruit Virus (ToBRFV), dem sogenannten Jordanvirus. Das war der erste Nachweis des Virus in Bayern. Hauptwirtspflanzen für das Jordanvirus sind Tomate und Paprika, es können aber auch Unkräuter und Zierpflanzen wie Petunien und Ziertabak befallen werden. Der Tomatenfrüchte produzierende Betrieb konnte aufgrund der durch das Virus verursachten Verfärbungen ca. 30 % der Früchte nicht verkaufen. Die Rückverfolgung des Befalls mit dem samenübertragbaren Virus ergab, dass der Befall nicht auf die Lieferung von verseuchten Jungpflanzen zurückzuführen war, sondern mechanisch im Befallsbetrieb erfolgt sein musste. Die in der Durchführungsverordnung (EU) 2020/1191 festgelegten Maßnahmen schreiben in Pflanzgut produzierenden Betrieben bei Befall die sofortige Vernichtung von Pflanzen, Früchten und Substrat vor. Der betroffene, Früchte produzierende Betrieb musste erst zu Saisonende alles unter amtlicher Aufsicht so entsorgen, dass keine Verbreitungsgefahr für den Erreger bestand. Der finanzielle Schaden für den Betrieb ergab sich aus den Ernteverlusten und den Kosten für die umfangreichen vorgeschriebenen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen nach der Räumung der Gewächshäuser.

Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers

Stamm mit ALB befallenZoombild vorhanden

Stamm mit Symptomen (Bohrgänge und -späne) des ALB aus einem früheren Jahr

Seit 2019 wird der Asiatischer Laubholzbockkäfer (ALB) in der Quarantänezone Miesbach bekämpft. Nachdem im Jahr 2021 nochmals zwei vom ALB angelegte Bohrgänge im Untersuchungsgebiet gefunden worden waren, wurden im vergangenen Jahr keine weiteren befallenen Gehölze entdeckt. Neben den visuellen Kontrollen, setzt die LfL Spürhunde und Baumkletterer für eine möglichst präzise Suche nach Hinweisen auf den ALB ein.
Auch die Untersuchungen der eingesetzten Pheromonfallen und Fangbäume, die fliegende Käfer anziehen sollen, ergaben keine Hinweise auf noch aktive ALB. Gleiches gilt für die Kontrollen von in der Quarantänezone angefallenem Schnittgut. Wie in den Jahren zuvor, konnten zahlreiche Verdachtsmeldungen heimischen, nicht als gefährlich eingestuften Insekten zugeordnet werden.
Nach der erfolgreichen Bekämpfung des ALB in Schönebach/Ziemetshausen bei Augsburg konnte die dortige Quarantänezone zum 31. Oktober 2022 geschlossen werden. Die Quarantänezone bestand seit 2014 und war 2020 nach dem Fund eines Käfers in einer Pheromonfalle im Jahr 2018 um weitere zwei Jahre verlängert worden.
Pheromonfalle für das Monitoring des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB)Zoombild vorhanden

Pheromonfalle des ALB mit Lockstoff in der Mitte und mit Salzwasser gefülltem Sammelbehälter unten.

Gemäß des EU-Durchführungsbeschlusses 2015/893 überwacht die LfL zusätzlich zu den Quarantänezonen Behandlungs- oder Verarbeitungseinrichtungen, zu denen Gehölze oder Pflanzenteile aus den befallenen Gebieten angeliefert werden. Bei intensiven Kontrollen, unterstützt von Spürhunden der LfL, wurden keine Hinweise auf das Auftreten des ALB festgestellt. Auch vor Ort ausgebrachte Pheromonfallen blieben ohne Befund.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit ortsansässigen Schulen konnte auch im vergangenen Jahr fortgesetzt werden. Eine von der LfL fachlich begleitete Lerneinheit zum Thema "Der Asiatische Laubholzbockkäfer" auf der Lernplattform Mebis und lokale Projekte mit Spürhunden der LfL und Baumkletterern sensibilisieren die Schülerinnen und Schüler für die Thematik der Quarantäneschädlinge.

Präsentation von phytosanitären Themen beim Schlierseer Gartenzauber

Hund schnüffelt an einem liegenden Baumstamm

Einsatz eines ALB Spürhundes

Wie im Jahr zuvor auf der Landesgartenschau in Ingolstadt, konnte im vergangenen Jahr beim Gartenzauber in Schliersee die Thematik der Quarantäneschädlinge einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Mehrere Arbeitsgruppen des Instituts für Pflanzenschutz der LfL informierten vor Ort über geltende Bestimmungen, die Lebensweise des ALB und des Asiatischen Moschusbockes sowie die Arbeit der LfL in den Quarantänezonen. Neben vielen Präparaten von Insekten und Schadbildern, stießen vor allem die Vorführungen, bei denen die Suche nach dem ALB mit Spürhunden und Baumkletterern realistisch dargestellt wurde, auf großes Interesse.