Marssoninia coronaria (Hauptfruchtform Diplocarpon mali)
Blattfleckenkrankheit an Apfel: Marssoninia coronaria
Flecken und Verfärbungen auf Apfelblättern und vorzeitiger Blattfall treten immer wieder auf. Es kann sich hier z.B. um Schorf- oder auch Phyllosticta-Befall handeln. In den letzten Jahren wurde in Hausgärten und im Bioanbau öfters ein vorzeitiger Blattfall beobachtet, bei dem die Blätter z.T. ähnliche Symptome wie bei der Phyllosticta-Krankheit hatten. Als Erreger wurde in diesen Fällen allerdings Marssonina coronaria nachgewiesen.
Nachdem zum Ausmaß des Auftretens von M. coronaria in Bayern bisher keine verlässlichen Kenntnisse vorliegen, sollte die Verbreitung durch ein Monitoring festgestellt werden.
Schadbild
Die Krankheit beginnt meist nach längeren Regenperioden im Sommer mit grau-schwarzen, diffusen Flecken auf der Oberseite der Blätter. Die Flecken laufen später zusammen, und größere Blattbereiche färben sich chlorotisch. Die Blätter können auch nekrotisch gesprenkelt sein, wobei die einzelnen kleinen Nekrosen von einem rot-violetten Rand umgeben sind. Speziell im Bioanbau, im Hausgarten und im Streuobstanbau führt diese Krankheit zu massivem Blattverlust und infolgedessen zu einer unzureichenden Assimilateversorgung mit niedrigem Fruchtansatz im nächsten Jahr.
Die Symptome von M. coronaria zeigten sich sortenbedingt unterschiedlich. Bei der Sorte `Golden Delicious` waren auf den Blätter nekrotische Maserungen sichtbar, während sich bei der Sorte `Boskoop` das Blatt gelb färbte und mit sprenklerweise grünen Punkten versehen war. Bei der Sorte `Idared` fielen diese Sprenkler weniger auf.
Marssonina coronaria an der Sorte Boskoop
Marssonina coronaria an der Sorte Idared
Ursache/Biologie
Die Heimat des Pilzes ist Süd-Ost-Asien. Marssonina coronaria kann, ähnlich wie der bekannte Apfelschorf, im Falllaub überwintern. Ab der Blütezeit infizieren die Pilzsporen die voll entwickelten Blätter. Längere Zeit nasse Blätter und Temperaturen von über 20°C begünstigen den Befall. Durch einen möglichen Klimawandel mit zunehmend feuchteren Sommern wird die weitere Ausbreitung vor allem in Hausgärten, Bio-Apfelanlagen und im Streuobst gefördert.
Auftreten in Bayern
In einer in Bayern weiterverbreiteten Monatsschrift für den Haus- und Kleingarten wurde 2014 dazu aufgerufen, verdächtige Blätter an die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zu senden.
Ein Verdacht auf die Krankheit bestand dann, wenn die Blätter schon frühzeitig vom Baum fielen und/oder nekrotische Blattaufhellungen zeigten. Die Einsendungen stammten ausschließlich aus dem Haus- und Kleingartenbereich. Die Bestimmung des Erregers erfolgte lichtmikroskopisch direkt an den Blättern.
Insgesamt konnte der Erreger an 85 von 111 eingesandten Proben (73 %) festgestellt werden. Das Verhältnis ist größer als erwartet. Die Schadensentwickling wurde wohl durch die feuchte Witterung im Sommer begünstigt. An den restlichen Proben wurden am häufigsten folgende pilzliche Schaderreger gefunden: Apfelschorf (Venturia inaequalis), Cladosporium sp., Phyllosticta sp., Phoma sp. und Alternaria sp. Außerdem waren oft Spinnmilben ursächlich für die Auffälligkeiten am Blatt. Es wurden außerdem vier Verdachtsproben von Quitte eingesandt. Verursacher für die Blattflecken waren hier Entomosporium sp. bzw. Diplocarpon soraueri.
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen z.B. durch:
Apfelschorf (Venturia inaequalis) auf den Blättern
Phyllosticta-Blattflecken
An 26 Sorten konnte M. coronaria nachgewiesen werden, darunter 18-mal bei der Sorte ‘Boskoop‘ und 6-mal bei der Sorte ‘Topaz‘, außerdem u.a. an folgenden Sorten: ‘Alkmene‘, ‘Berlepsch‘, ‘Cox Orange‘, ‘Golden Delicious‘, ‘Gold-parmäne´, ´Goldrenette‘, ‘Gravensteiner‘, ‘Idared‘, ‘Jakob Fischer‘,‘James Grieve‘, ‘Jonagold‘,‘Jonathan‘, ‘Kaiser Wilhelm‘, ‘Klarapfel‘, ‘Kronprinz-Rudolf‘, ‘Winterrambour‘.
Die Symptome auf den Blättern waren nach den Auskünften der Einsender seit etwa 2-3 Jahren sichtbar. Somit ist diese Krankheit auch in Bayern schon länger etabliert.
Vorbeugende Maßnahmen
Ähnlich wie beim Apfelschorf sind die Baumkronen durch fachgerechten Schnitt offenzuhalten, damit die Blätter rasch abtrocknen können. Vorjähriges Laub ist vor dem Frühjahr zu beseitigen, um damit die Erstinfektion zu verringern.
Eine Gabe von Kalkstickstoff im März fördert die Zusetzung des Falllaubs, nimmt dem Pilz die Lebensgrundlage und kann damit die Ascosporenbildung verringern. Gleichzeitig ist er eine langsam fließende Stickstoffquelle mit hohem Kalkgehalt (und beugt damit der Stippigkeit vor). Um keinen Schaden am Gras zu verursachen, streut man den Kalkstickstoff am besten, wenn das Gras trocken ist.
Direkte Bekämpfung
Im intensiven Obstbau wird die Krankheit in der Regel durch die Schorfbehandlungen mit bekämpft.
Eine chemische Bekämpfung ist im Hausgarten nicht sinnvoll, da der genaue Einsatzpunkt nicht erfasst werden kann und für eine ausreichende Wirkung wiederholte Maßnahmen notwendig wären.
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Eine der gefährlichsten Pilzkrankheiten im Obstbau ist der Apfelschorf, denn eine ausreichende Bekämpfung ist nicht immer möglich. Außerdem tritt er bei anfälligen Sorten und entsprechenden Witterungsverhältnissen sehr häufig auf. Der Pilz überdauert den Winter in befallenen Blättern am Boden, seltener auf dem Holz. Zur Zeit der Blüte findet die Erstinfektion statt. Gibt es schützende vorbeugende Maßnahmen?
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