Feuerbrand
Feuerbrand am Birnbaum
Hinweise für Haus-, Kleingarten und Streuobst
Der Feuerbrand, eine durch das Bakterium Erwinia amylovora verursachte Gehölzerkrankung, stellt eine ernstzunehmende Gefahr für das Kernobst und anfällige Ziergehölzarten dar. Betroffen davon sind sowohl der Erwerbsobstbau, der landschaftsprägende Streuobstbau, aber auch Baumschulen, Hausgärten und das öffentliche Grün.
Die Erfahrungen aus älteren Befallsgebieten Europas zeigen, dass sich der Erreger dauerhaft etabliert, wenn die entsprechenden klimatischen Voraussetzungen und eine ausreichende Anzahl von Wirtspflanzen vorhanden sind. Beides ist in Bayern der Fall. Die Feuerbrandausbreitung in Bayern zeigt auch, dass es auf Dauer unmöglich ist, Schadorganismen fernzuhalten, die hier günstige Lebens- und Vermehrungsbedingungen vorfinden. Das Ziel muss es deshalb sein, den Obstbau trotz Feuerbrand-Infektionsdruck zu erhalten und auszubauen.
Wirtspflanzen
Der Feuerbranderreger besitzt einen großen Wirtspflanzenkreis. Hauptwirtspflanzen sind die Kultur- und Zierformen von Apfel (Malus), Birne (Pyrus) und Quitte (Cydonia), sowie Zierquitte (Chaenomeles), Weiß- und Rotdorn (Crateagus), Feuerdorn (Pyracantha), Vogelbeere und Mehlbeere (Sorbus), Zwergmispel (Cotoneaster) und Felsenbirne (Amelanchier).
Blühtermine der Wirtspflanzen
Krankheitssymptome
Quitte mit Feuerbrand
Aus den erkrankten Stellen können bei feucht-warmer Witterung Tröpfchen eines klebrigen Bakterienschleims austreten. Dieser Bakterienschleim - auch als Exsudat bezeichnet - ist zunächst milchig weiß, verbräunt aber später und trocknet mit der Zeit ein. Die jungen, noch krautigen Triebspitzen krümmen sich oft infolge des Wasserverlustes hakenförmig nach unten. Bei spätblühenden Gehölzen und Nachblüten an Birnen und Äpfeln besteht auch im Sommer hohe Infektionsgefahr.
Birne mit starkem Feuerbrandbefall
Da die befallenen Rindenpartien einsinken, entsteht eine deutliche Grenzlinie zwischen gesundem und krankem Gewebe. Derartige eingesunkene Stellen werden besonders an stärkeren Ästen und am Stamm gebildet.
Bei einem Befall kommt es infolge von Versorgungsstörungen im Spätsommer oft zu einer frühzeitigen rötlichen Verfärbung der Blätter und/oder zu einer vorzeitigen Ausfärbung der Früchte. Dieses Symptom kann aber auch die Folge von Trockenheit, Nährstoffmangel oder eines Befalls durch pilzliche Erreger sein.
Verwechslungsmöglichkeiten
Moniliabefall an Birnen
Herbizid-Spritzschaden, Verwechslungsgefahr mit Feuerbrand
Meldepflicht
Krankheitsverlauf und Übertragung
Feuerbrand Blüteninfektion
Feuerbrand Triebinfektion
Wichtige Eintrittspforten für den Erreger sind offene Blütenorgane und Wunden, bei Anwesenheit von genügend Feuchtigkeit auch natürliche Öffnungen wie Nektarien, Wasserspalten, Lentizellen sowie Narben von Blatt- und Fruchtstielen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Krankheit innerhalb eines Gehölzes ist vom Anfälligkeitsgrad und der Vitalität abhängig, wobei wüchsige Pflanzen anfälliger sind.
Auch mit Schnittwerkzeugen können innerhalb kurzer Zeit ganze Bestände verseucht werden. Häufig beginnt eine Epidemie bei hochanfälligen, spät blühenden Wirtspflanzen, die z. B. als Windschutzhecken oder als Begleitgrün entlang von Straßen und Eisenbahnen verbreitet sind (Rotdorn und Weißdorn). Auch infiziertes Pflanzenmaterial als Handelsware stellt eine ernstzunehmende Gefahr dar. Mit befallenen Pflanzen wird die Krankheit von einem Gebiet ins andere verschleppt.
Vorbeugung und Bekämpfung
Eine intensive Kontrolle ab der Blüte auf Feuerbrand ist notwendig
Im Haus- und Kleingarten, im Streuobst und in der Feldflur stehen vorbeugende Maßnahmen im Vordergrund
Zur Eindämmung des Feuerbrandbefalls hält das Institut für Pflanzenschutz der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft folgende Bekämpfungsstrategie für notwendig:
- In Gebieten mit nur punktuellem und /oder schwachem Erstbefall
Beim ersten Auftreten bzw. bei nur sehr vereinzeltem Befall ist eine rigorose Bekämpfung durch konsequente Schnittmaßnahmen und Rodungen sinnvoll und notwendig. Befallene Weißdornsträucher sollen auf Stock gesetzt werden mit anschließender Überwachung der betroffenen Pflanzen auf Neubefall. Nur so besteht eine gewisse Chance, den aufgetretenen Feuerbrandbefall zu eliminieren. - In Gebieten mit starkem und/oder flächendeckendem Befall
In Gebieten mit hohem Befall ist der Bestandesschutz von Kernobsterwerbsanlagen, Baumschulen und Vermehrungsanlagen vorrangig. Es ist notwendig, eine befallsfreie Schutzzone (500 m) um diese Bestände zu legen. Eine Bekämpfung des Feuerbrandes in der übrigen Flur ist hier meist nicht mehr durchführbar. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass sich das Arten- und Sortenspektrum in diesen Gebieten verändert. Im Streuobstanbau sind sehr stark befallene Bäume zu roden, um in den betreffenden Anlagen den Infektionsdruck herabzusetzen. Schwach befallene Bäume sollen nach wie vor regelmäßig gepflegt werden. Im Streuobstanbau kann sich dadurch das Sortenspektrum im Lauf der Zeit zu weniger anfälligen Sorten hin verschieben.
Befallenes Schnittgut nicht häckseln und kompostieren
Klarapfel, Feuerbrand 2003 nachgewiesen, Blüte Mai 2006
Beobachtungen in Streuobstanlagen und Hausgärten haben gezeigt, dass viele ältere Apfelbäume offensichtlich die Fähigkeit besitzen, stattgefundene Feuerbrandinfektionen abzuschotten und äußerlich wieder zu gesunden.
Zur Abschottung eines infizierten Bereiches können Bäume ein rindenartiges Abgrenzungsgewebe bilden. In diesem Abgrenzungsgewebe findet man in den Zellen die Anreicherung von phenolischen Abwehrsubstanzen.
Diese Regenerationsfähigkeit ist nach Praxisbeobachtungen auch abhängig von der Trieblänge der Apfelbäume. Je kürzer der Neutrieb ist, umso ausgeprägter scheint die Abschottungsfähigkeit und damit die Regenerationsfähigkeit zu sein. Deshalb ist das Triebwachstum der Apfelbäume zu bremsen. Nachdem Langtriebe (Wasserschosse) besonders anfällig auf Triebinfektionen sind, sind die Obstbäume möglichst "ruhig zu stellen". Es sind also nur die unbedingt notwendigen Schnittmaßnahmen durchzuführen. Hier ist sicherlich ein Umdenken zur bisher üblichen Praxis mit oft sehr starkem Rückschnitt notwendig. Birnbäume haben diese Abschottungsfähigkeit offensichtlich nicht.
Der übliche Frühjahrsschnitt fördert das Triebwachstum und die Holzproduktion, deshalb sollten unerwünschte Neutriebe bereits im Sommer entfernt werden.
Um das Triebwachstum nicht noch übermäßig zu fördern, ist mit Stickstoff sehr zurückhaltend zu düngen, wichtig ist aber eine ausreichende Kali-Versorgung der Bäume.
Anfälligkeit von Kernobstsorten gegenüber Feuerbrand
Angaben zur Sortenanfälligkeit sind nur bedingt aussagekräftig, da sowohl die Infektion als auch der Krankheitsverlauf sehr stark von der Witterung während der Blüte, dem allgemeinen Befallsdruck und vom Blütezeitpunkt (Nachblüher) abhängen.
Seit einiger Zeit werden auf dem Markt Apfelsorten angeboten, die sich durch eine zum Teil hohe Widerstandsfähigkeit gegen Feuerbrand auszeichnen. Hierzu zählen einzelne Re-Sorten aus dem Züchtungsprogramm von Dresden-Pillnitz (z.B. 'Reglindis', 'Reanda', 'Rewena'), die sicherlich einen Versuch im Hausgarten wert sind. Die Eignung für den Streuobstanbau muss noch weiter geprüft werden.
Apfel, frühe Sorten
- eher gering anfällig:
Jakob Fischer, Retina, Schöner von Bath, Stark Earliest - eher hoch anfällig:
Alkmene, Weißer Klarapfel
Apfel, Herbstsorten
- eher gering anfällig:
Borowinka, Dülmener Rosenapfel, Landsberger Renette (?), Maunzenapfel, Reanda, Reglindis, Reka, Releika, Rene, Resi, Rewena - eher mittel anfällig:
Berner Rosenapfel, Gravensteiner, Jamba 69, Jonagold, Kaiser Wilhelm, Rote Sternrenette, Transparente de Croncels - eher hoch anfällig:
Danziger Kantapfel, Elstar, Fromms Goldrenette, Geheimrat Oldenburg, Goldparmäne, Grahams Jubiläumsapfel, Ingried Marie, Jakob Lebel, James Grieve, Landsberger Renette (?)
(?) = stark schwankende Angaben
Apfel, Lagersorten
- eher gering anfällig:
Glockenapfel, Kanadarenette, Ontario (?), Regine, Rhein. Bohnapfel, Roter Boskoop, Schöner von Wiltshire, Zabergäurenette - eher mittel anfällig:
Goldrenette von Blenheim, Pilot, Pinova - eher hoch anfällig:
Baumanns Renette, Berlepsch, Brettacher, Champagnerrenette, Cox Orange, Idared, Ontario (?), Rhein. Winterrambour, Schweizer Orangenapfel, Taubenapfel
(?) = stark schwankende Angaben
Apfel, Most- und Verarbeitungssorten
- eher gering anfällig:
Boskoop, Maunzenapfel, Ontario (?), Reanda, Remo, Rewena, Rhein. Bohnapfel, Schöner von Wiltshire - eher mittel anfällig:
Bittenfelder, Kaiser Wilhelm, Kardinal Bea, Spätblüh. Taffetapfel - eher hoch anfällig:
Brettacher, Ontario (?)
(?) = stark schwankende Angaben
Birnen, frühe Sorten
- eher mittel anfällig:
Amanlis Butterbirne, Gellerts Butterbirne - eher hoch anfällig:
Bunte Julibirne, Clapps Liebling, Williams Christ
Birnen, Herbstsorten
- eher gering anfällig:
Doppelte Philipp (?) - eher mittel anfällig:
Alexander Lukas, Gute Graue, Gute Luise - eher hoch anfällig:
Bosc`s Flaschenbirne, Doppelte Pilipp (?), Herzogin Elsa, Köstliche von Charneu, Triumpf von Vienne, Tongern, Vereinsdechantsbirne
(?) = stark schwankende Angaben
Birnen, Lagersorten
- eher gering anfällig:
Clairgeau`s Butterbirne, Harrow Delight, Harrow Sweat - eher mittel anfällig:
Diels Butterbirne, Neue Poiteau - eher hoch anfällig:
Conference, Gräfin von Paris, Mollebusch, Pastorenbirne
Birnen, Most- und Verarbeitungssorten
- eher gering anfällig:
Champagner Bratbirne, Ganskragen, Kirchensaller Mostbirne, Schweizer Wasserbirne (?) - eher mittel anfällig:
Bayerische Weinbirne - eher hoch anfällig:
Gelbmöstler, Oberösterr. Weinbirne, Schweizer Wasserbirne (?)
(?) = stark schwankende Angaben
Ansprechpartner
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Institut für Pflanzenschutz; IPS 3d
Kreuzbreite 4
85354 Freising
Tel.: 08161 8640-5199
E-Mail: pflanzenschutz@lfl.bayern.de
Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Internet: Liste der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayern
Landratsämter:
Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
An der Steige 15
97209 Veitshöchheim
Tel.: 0931 9801-0
E-Mail: poststelle@lwg.bayern.de
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz, IPS 3d
Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e.V., Fachgebiet Obstbau
Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München
Sortenwahl im Streuobstbau
Eine generelle Empfehlung für die Sortenwahl im Streuobstbau kann es aufgrund der großen Sortenvielfalt, den jeweils unterschiedlichen Standortbedingungen und der gewünschten Nutzung nicht geben. Neu gepflanzt werden sollten bewährte Standardsorten, die um regionaltypische und neue, resistente Sorten ergänzt werden. Mehr