Anwendungstechnik, amtliche Geräteprüfung - Jahresbericht 2017
Bienenschutz mit Droplegs - eine Alternative zur konventionellen Applikation?
Foto: Heinkel, Lechler GmbH
Seit einigen Jahren wird in der Öffentlichkeit verstärkt über Risiken und Gefahren des chemischen Pflanzenschutzes diskutiert. Dieser muss sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen und innovativ und gleichzeitig effizient und umweltgerecht durchgeführt werden. Ein gutes Beispiel für aktiven Bienenschutz sind hier die sogenannten Droplegs, welche bisher vor allem im Sonderkulturbereich verwendet wurden. In Kulturen, in denen Schaderreger tief im Bestand oder überwiegend auf der Blattunterseite vorkommen, kann eine Applikation von unten deutliche Wirkungsverbesserungen ergeben. Droplegs sind abgehängte Düsen, welche an pendelnd aufgehängten Kunststoffrohren befestigt sind und in der Kultur bzw. innerhalb des Pflanzenbestandes geführt werden und so die Pflanzen seitlich oder von unten benetzen können.
Für einen wirtschaftlichen Winterrapsanbau sind häufig Pflanzenschutzmaßnahmen während der Vollblüte erforderlich. Neben dem Einsatz von Insektiziden gegen Stängelschädlinge, werden unter anderem auch bienenungefährliche Fungizide zur Bekämpfung von Krankheiten (zum Beispiel Weißstänglichkeit (Sklerotinia)) direkt in die Blüte gespritzt. Diese herkömmliche Blütenbehandlung führt dazu, dass die zum Einsatz kommenden Wirkstoffe über den Pollen von den Bienen in den Bienenstock getragen werden. Damit sind sie auch in geringen Mengen im Honig nachweisbar. Solche Behandlungen sind bei Imkern nicht gerne gesehen und für Bienen können sie auch zur Belastung werde, wenn diese direkt mit Wirkstoffen in Kontakt kommen. Dennoch sind Behandlungen mit zugelassenen und bienenungefährlichen Mitteln im Rapsanbau völlig legitim. Eine Blütenbehandlung mit dem sogenannten Droplegsystem ist hier eine Möglichkeit, den Stress für die Bienen zu reduzieren, indem die Blüten gar nicht mehr direkt benetzt werden. Gleichzeitig würden auch Wirkstoff-Rückstände im Honig minimiert werden.
Im Gegensatz zur konventionellen Rapsblütenhandlung werden die Droplegs unterhalb der Blütenzone durch den Bestand geführt. Dadurch wird auch die Abdrift deutlich reduziert.
Applikations-Prinzip
Droplegs sind circa 90 cm lange und flexible Kunststoffrohre mit angebauten Düsenstöcken welche anstelle der herkömmlichen Düsen am Gestänge befestigt werden. Die Droplegs können seitlich pendeln und werden über die vorhandenen Bajonettdüsenstöcke mit der Spritzleitung verbunden. Damit kann der blühende Rapsbestand unterhalb der Blütenzone durchfahren werden. Die Pflanzen werden so hauptsächlich im mittleren und unteren Bereich mit der Spritzbrühe benetzt. Die Blüten und folglich auch der Pollen werden allenfalls nur minimal mit Wirkstoffen getroffen.
Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte wurden mit dieser Technik bereits umfangreiche Versuche durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass der geerntete Honig der Dropleg-Varianten frei von messbaren Wirkstoffen war. Anfängliche Bedenken, dass dabei verstärkt Blüten oder Pflanzenteile abgerissen werden, wurden nicht bestätigt. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Technik ist es, dass durch die tiefe Führung der Düsen im Bestand, auch die Abdrift reduziert wird – auch bei kritischer Witterung.
Einfacher Anbau
Für den Anbau von Droplegs müssen entsprechende Montageplatten als Halterungen am Gestänge montiert werden. Die eigentlichen Droplegs können dann werkzeuglos an diese Halterungen eingehängt werden. Am unteren Ende sind zwei Zungendüsen eingebaut, welche zusammen einen leicht nach hinten gerichteten 180°-Flachstrahl erzeugen, der schräg nach hinten gerichtet ist. Wenn Droplegs nicht benötigt werden, verbleiben die Halterungen fest am Gestänge. Somit kann das Gestänge auch für herkömmliche Anwendungen verwendet werden. Wenn die Halterungen einmal montiert sind, hält sich der zeitliche Aufwand für den An- und Abbau der Droplegs in Grenzen.
Zur optimalen Verteilung und Anlagerung ist es bei der Montage wichtig, dass alle Düsen im gleichen Winkel eingebaut werden. Dafür gibt es vom Hersteller entsprechende Schablonen zur korrekten Einstellung.
Aufwand zur Umrüstung
Der Kostenaufwand für die Umrüstung eines Pflanzenschutzgestänges auf Droplegs ist nicht unerheblich. Je nach Einsatzfläche und Nutzungsmöglichkeiten für zusätzliche Anwendungen in anderen Kulturen relativiert sich hier der Anschaffungspreis. Für ein 15m-Gestänge fallen Investitionskosten von circa 3.000 EUR (netto, ohne Arbeitszeit) an. Diese Kosten amortisieren sich erst ab einer bestimmten Behandlungsfläche.
Zu beachten ist hier noch, dass Droplegs nicht für alle auf dem Markt befindlichen Pflanzenschutzgeräte geeignet sind. Nur bestimmte Gestänge-Bauarten können damit ausgerüstet werden. Entscheidend ist, dass sich beim Klappen der einzelnen Segmente die Droplegs nicht verhaken. Hier muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein Umbau möglich und sinnvoll ist. Vorteilhaft und wirtschaftlich sinnvoll ist eine Anschaffung allem für Lohnunternehmer mit entsprechender Auslastung.
Wirkung ist gegeben
Wenn Pflanzenschutzmittel gegen Blütenschädlinge nicht mehr auf die Blüte appliziert werden, kann dann überhaupt noch eine zufriedenstellende Wirkung erzielt werden?
Beim Fungizideinsatz zeigten umfangreiche Versuche mit der Dropleg-Technik eine vergleichbar gute Wirkung gegenüber Pilzkrankheiten, wie die herkömmliche Technik. Die Erträge waren nur unerheblich schwächer als in Beständen, welche mit konventioneller Technik behandelt wurden. Auch bei Versuchen mit Insektiziden gegen Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke wurde mit Droplegs eine gute Wirkung gegenüber der unbehandelten Kontrolle erzielt. Allerdings waren auch hier die Erträge geringfügig niedriger als die herkömmliche Behandlungs-Variante. Jedoch muss hier erwähnt werden, dass der Befall mit Blüten- bzw. Schotenschädlingen oftmals sehr gering ist und in manchen Jahren auf einen Insektizideinsatz zur Blüte gänzlich verzichtet werden kann.
Neue Variante - Dropleg Beluga
Die Firma Agrotop hat auf der Agritechnica 2017 in Hannover mit dem Dropleg Beluga eine weitere Variante der abgehängten Düsen vorgestellt. Dropleg Beluga ist ein seitlich pendelfähiges, flexibles Schlepprohr mit variabel montierbaren Düsenhalterungen. Es können eine oder auch mehrere abgerundete Düsenträger für jeweils zwei individuelle Düsen in beliebiger Höhe montiert werden. Die Düsen spritzen seitlich in den Bestand. Zusätzlich ist es wahlweise noch möglich eine zum Boden gerichtete Düse am Ende des Schlepprohres einzubauen. Somit lässt sich dieses System sehr vielseitig einsetzen. Zur Montage werden Metallplatten als Halterung an das Gestänge fest montiert. In diese lässt sich das Dropleg Beluga sehr einfach und sicher einhängen und auch wieder entfernen. Zusätzlich gibt es für Spezialanwendungen auch eine Ausführung in Edelstahl.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich bei systemischen Pflanzenschutzmitteln mit Droplegs eine gute Wirkung erzielen lässt. Durch die akropetale Wirkstoffverlagerung werden die Pflanzen auch in der Blütenzone vor Schaderregern geschützt. Problematischer wird es dagegen bei Mitteln mit überwiegender Kontaktwirkung. Vor allem in Jahren mit hohem Befallsdruck könnten hier die Wirkungsgrade gegenüber Blütenschädlingen abfallen. Dies birgt in der Folge auch die Gefahr die Resistenzen bei Insektiziden zu verstärken.
Weitere Versuche mit Droplegs sind in jedem Fall sinnvoll. Vor allem Kombinationen von Fungiziden mit Insektiziden, welche für Bienen eine erhöhte Belastung bedeuten, sollten mit bienenschonenden Techniken oder Düsenkombinationen weiter getestet und optimiert werden.
Der Einsatz von Droplegs zur Blütenbehandlung im Raps, bietet in jedem Fall eine Möglichkeit negative Belastungen auf Bienen zu reduzieren und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Honig zu minimieren. Gleichzeitig wird die Abdrift reduziert. Wenn sich dadurch die Konfliktsituation zwischen Imkern und Landwirten verbessert, wirkt sich das auch positiv auf das Image von Pflanzenschutzapplikationen in blühenden Beständen aus. Blüten ohne Pflanzenschutzmittelbenetzung bedeuten weniger Wirkstoff im Pollen und damit auch im Bienenbrot und im Honig. Vielleicht gelingt es dadurch auch eine gewisse Mittelvielfalt zu erhalten oder für neue Produkte eine Zulassung zu bekommen.