Schädigende Wanzen im Gartenbau

Eine adulte Marmorierte Baumwanze auf einem LorbeerblattZoombild vorhanden

Eine adulte Marmorierte Baumwanze auf einem Lorbeerblatt

Wanzen treten seit einigen Jahren in Deutschland vermehrt auf und werden immer öfter als Schädlinge in Privatgärten und im Erwerbsgartenbau beobachtet. Dabei gibt es mehrere Arten, die als Verursacher des Schadens auftreten können.

Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys)

Biologie

Eine adulte Marmorierte Baumwanze. Die gräulich-bräunlichen Wanzen werden maximal 1,7 cm groß und haben für die Art typische fünf helle Punkte auf dem RückenZoombild vorhanden

Rückenansicht einer Marmorierten Baumwanze

Die Marmorierte Baumwanze stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde 2004 das erste Mal in Europa gefunden. Seit 2011 verbreitet sie sich zunehmend in Deutschland. Sie wird maximal 1,7 cm groß und sieht der heimischen Grauen Gartenwanze sehr ähnlich. Die Marmorierte Baumwanze hat jedoch im Gegensatz zur Grauen Gartenwanze keinen Dorn am Bauch und bis zu fünf hellen Flecken auf dem Rücken. Vor allem die adulten Tiere und auch die flugunfähigen Nymphen sind sehr mobil und wechseln über das Jahr oftmals ihre Wirtspflanze. Die Eiablage erfolgt in Gelegen aus meist 28 weißlichen Eiern vor allem auf der Unterseite von Blättern witterungsabhängig ab circa Ende Mai. In Deutschland durchläuft die Art meist eine Generation pro Jahr und überwintert als adultes Tier in geschützten Umgebungen, oftmals in Häusern.

Betroffene Kulturen

Die Art lebt auf über 300 verschiedenen Wirtspflanzen. Bevorzugt werden vor allem Trompetenbäume und Blauglockenbäume. Von den gartenbaulich relevanten Arten werden unter anderem Äpfel, Birnen, Haselnüsse, Pfirsiche, Tomaten, Paprika und Bohnen geschädigt.

Grüne Reiswanze (Nezara viridula)

Biologie

Eine adulte Grüne Reiswanze. Die Tiere sind grün und haben drei bis fünf helle Punkte auf dem Rücken. Sie wird bis ca. 1,6 cm großZoombild vorhanden

Rückenansicht einer Grünen Reiswanze

Die Grüne Reiswanze stammt ursprünglich wahrscheinlich aus dem Osten Afrikas und tritt seit den 1970ern vereinzelt in Deutschland auf. Durch zunehmend mildere Winter tritt sie seit den 2010er Jahren verstärkt als Schädling schwerpunktmäßig im Gewächshaus auf. Im Gegensatz zur Marmorierten Baumwanze überwintert sie vor allem in der Bodenstreu, jedoch auch als adultes Tier. Sie wird circa 1,6 cm groß und sieht der heimischen Grünen Stinkwanze sehr ähnlich. Zur Unterscheidung können drei bis fünf helle Punkte auf dem Rückenschild dienen, die nur auf der Grünen Reiswanze vorhanden sind. Die Nymphen sind zunächst größtenteils dunkel und werden später zunehmend grünlich. Die Eiablage erfolgt in gelblichen Eigelegen von meist 60-90 Eiern in einer typischen rechteckigen Form. Im Gegensatz zur mobilen Marmorierten Baumwanze ist sie eher träge, kann sich jedoch gut verstecken.
Betroffene Kulturen: Auch die Grüne Reiswanze hat ein sehr breites Wirtspflanzenspektrum. Sie bevorzugt krautige Pflanzen und befällt oft Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika und Bohnen.

Betroffene Kulturen

Auch die Grüne Reiswanze hat ein sehr breites Wirtspflanzenspektrum. Sie bevorzugt krautige Pflanzen und befällt oft Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika und Bohnen.

Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes)

Biologie

Eine adulte Rotbeinige Baumwanze. Die Art ist bronzebraun gefärbt, hat dunkelrote Beine und einen gelblichen Punkt auf dem RückenZoombild vorhanden

Rückenansicht einer Rotbeinigen Baumwanze

Die einheimische Rotbeinige Baumwanze wird in der älteren Literatur oft eher als Nützling beschrieben, hat aber in den letzten Jahren in ihrer Bedeutung als Schädling vor allem im Kernobst zugenommen. Sie wird bis zu 1,5 cm groß und ist in ganz Deutschland häufig zu finden. Die Art durchläuft eine Generation pro Jahr und legt ihre Eier im Spätsommer (August bis September) ab. Die schlüpfenden Nymphen häuten sich meist bis zum Winter einmal und überwintern als Nymphe vor allem in Rindenritzen. An älteren Bäumen oder an Waldrändern kann sie öfter gefunden werden. Bis zum Sommer entwickeln sich die Nymphen zu adulten Tieren und der Zyklus beginnt von neuem. Früchte werden meist früher als bei der Marmorierten Baumwanze angestochen. Die adulten Tiere sehen dem seltenen Raupenjäger ähnlich, haben jedoch ein deutlich stärker gekrümmtes Rückenschild. Weshalb die Art zunehmend als Schädling in Erscheinung tritt, ist noch nicht geklärt.

Betroffene Kulturen

Die Art fühlt sich in Laub- und Mischwäldern wohl und lebt auf vielen Laubbäumen. Unter anderem schädigt sie Äpfel- und Birnenfrüchte.

Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)

Eine adulte Grüne Stinkwanze: die grünen Wanzen schauen der Grünen Reiswanze sehr ähnlich. Erstere hat jedoch keine gelblichen Punkte auf dem RückenZoombild vorhanden

Rückenansicht einer Grünen Stinkwanze

Die einheimische Grüne Stinkwanze legt ihre grünlichen Eier im späten Frühjahr in Eigelegen von meist 28 Stück ab. Die Überwinterung erfolgt als adultes Tier in geschützten Umgebungen. Es kommt zu einer Generation pro Jahr. Sie sieht der gebietsfremden Grünen Reiswanze sehr ähnlich und wird auch ähnlich groß, hat jedoch keine gelblichen Punkte auf dem Rückenschild. Von der ebenfalls heimischen jedoch selteneren Palomena viridissima ist sie anhand der geringeren Biegung des Halsschilds zu unterscheiden. Wie die Grüne Reiswanze verfärbt sich die Art ab Herbst über den Winter braun zur besseren Tarnung. Alle fünf Nymphenstadien sind grünlich gefärbt. Die Art ist in ganz Deutschland häufig. Vereinzelt tritt sie als Schädling in Apfel und Birne auf, jedoch nur selten in einem wirtschaftlich relevanten Ausmaß.

Betroffene Kulturen

Die Art bevorzugt Sträucher als Wirtspflanze, kann aber auch auf Bäumen oder in der Krautschicht gefunden werden. Unter anderem kann sie auf Äpfeln, Birnen und auf der Hasel gefunden werden.

Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa)

Eine adulte Graue Gartenwanze: Die brau-grau-schwarz gefärbte Wanze sieht der Marmorierten Baumwanze sehr ähnlichZoombild vorhanden

Rückenansicht einer Grauen Gartenwanze

Ebenfalls einheimisch ist die Graue Gartenwanze. Sie legt wie die Grüne Stinkwanze im Frühjahr ihre Eier ab. Die Eier sind bräunlich und werden im Gegensatz zu den meisten anderen Arten hauptsächlich nicht auf der Blattunterseite von Blättern, sondern größtenteils auf Ästen abgelegt. Eigelege bestehen meist aus circa 14 Eiern. Sie tritt vermehrt im Süden und der Mitte Deutschlands sowie an wärmeren Standorten und in wärmeren Jahren auf. Sie sieht der gebietsfremden Marmorierten Baumwanzen sehr ähnlich, hat aber im Gegensatz zu dieser einen Dorn auf der Unterseite. Sie tritt wie die Marmorierte Baumwanze vor allem im Herbst als Lästling in Häusern auf. Sie ist aber wie alle anderen hier behandelten Wanzen für den Menschen ungefährlich und gibt ihr stinkendes Sekret nur zur Verteidigung ab.

Betroffene Kulturen

Schwerpunktmäßig lebt die Graue Gartenwanze auf Laubgehölzen, zum Teil aber auch auf krautigen Pflanzen. Neben Insekten ernährt sie sich von vielen verschiedenen Pflanzen und deren Früchten, unter anderem deren Beeren.

Beerenwanze (Dolycoris baccarum)

Eine adulte Beerenwanze. Der Rücken der Wanze ist am Rand purpurbraun und in der Mitte gelblich gefärbt.Zoombild vorhanden

Rückenansicht einer Beerenwanze, Foto: O. Zimmermann, LTZ Augustenberg

Die Beerenwanze ist eine einheimische und in ganz Deutschland häufige Wanze. Sowohl die Nymphen als auch die adulten Tiere haben eine typische Behaarung. Mit einer maximalen Größe von circa 1,2 cm ist sie etwas kleiner als die bisher beschriebenen Wanzen. Über den Sommer sind die adulten Tiere purpurbraun sowie gelblich mit einer schwarz-weißen Bänderung am Rand. Über den Winter verfärben sich die adulten Tiere dunkelbraun. Die Eiablage erfolgt im späten Frühjahr beziehungsweise im frühen Sommer als orange-rosa Eigelege, bestehend aus meist 20-30 Eiern. Bis in den Herbst entwickeln sich die Nymphen zu adulten Tieren, wodurch es zu einer Generation pro Jahr kommt.

Betroffene Kulturen

Wie der Name vermuten lässt, hat diese Wanzenart eine Vorliebe für Beeren. Holzige Pflanzen aus der Familie der Rosengewächse, aber auch Gräser und mehrere Kräuter werden als Wirtspflanzen ebenso bevorzugt.

Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis)

8.	Eine adulte Amerikanische Kiefernwanze: die Tiere sind länglicher im Gegensatz zu den anderen Arten, die eher oval sind. Sie ist unauffällig braun-schwarz gefärbt und hat lange BeineZoombild vorhanden

Rückenansicht einer Amerikanischen Kiefernwanze, Foto: O. Zimmermann, LTZ Augustenberg

Die ursprünglich aus den USA stammende Amerikanische Kiefernwanze wurde 2006 zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen und hat sich in sehr kurzer Zeit in ganz Deutschland verbreitet. Sie gehört zur Familie der Randwanzen, zu der auch die heimische Lederwanze gehört. Sie wird knapp 2 cm lang und ist im Gegensatz zu Baumwanzen schlanker. Sowohl die Nymphen als auch die adulten Tiere sind bräunlich bis schwarz gefärbt. Ein Teil des hintersten Beinpaares ist bei den adulten Tieren blattartig verdickt. Die Eier werden im späten Frühjahr auf die Nadeln verschiedener Nadelbäume gelegt. Es wird eine Generation pro Jahr gebildet. Die adulten Tiere überwintern in geschützten Umgebungen und werden deshalb vor allem im Oktober und November als Lästling in oder an Häusern wahrgenommen.

Betroffene Kulturen

Neben der namensgebenden Kiefer saugt die Wanze auch an den Blüten, Samen und Nadeln anderer Nadelbäume. Wirtschaftlich relevant ist sie als Schädling jedoch nur in Betrieben zur Saatgutvermehrung von Nadelbäumen. Obst und Gemüse ist von dieser Wanze nicht betroffen.

Schadsymptome

Wanzen haben wie Läuse stechend-saugende Mundwerkzeuge. Sie geben über ihren Saugrüssel ein Sekret ab, das die Zellen auflöst und sie somit den Zellsaft aufnehmen können. Das Pflanzengewebe wird dabei irreversibel geschädigt und verfärbt sich. Mit Ausnahme der Amerikanischen Kiefernwanze führt der Anstich einer Frucht durch eine der genannten Wanzen zu sehr ähnlichen Symptomen. Anhand der Schadsymptome kann man deshalb nicht auf die Art des Verursachers schließen. Durch den Anstich kann es auch zu sekundären Schädigungen durch Pilzbefall kommen.
Schadbild einer Baumwanze an einem Apfel: nekrotische Stellen im Fruchtgewebe

Schadbild einer Baumwanze an einem Apfel. An der Schale sind leichte Einsenkungen und das Fruchtfleisch wird angrenzend an die Schale nekrotisch und verfärbt sich braun

Aufhellungen an der Schale sind typische Schadbilder von Baumwanzen an Tomaten

Schadbild einer Baumwanze an einer Tomate. Es kommt zu Aufhellungen der Schalen, die auch an anderen Fruchtgemüsen beobachtet werden können

Bekämpfungsmaßnahmen

Monitoring
Da anhand des Schadbilds nur selten eine sichere Aussage zur Art des Verursachers getroffen werden kann, ist das Monitoring nach Wanzen und Eigelegen umso wichtiger, um dem Verursacher wirksam zu begegnen. Eigelege können meist auf der Unterseite von Blättern gefunden werden. Durch das Entfernen von Eigelegen kann eine Population frühzeitig in ihrer Vermehrung gestoppt werden.
Einnetzung
Vor allem gegen die Marmorierte Baumwanze haben sich Insektenschutznetze bewährt. Diese müssen im Falle der Marmorierten Baumwanze vor dem Zuflug der meisten Tiere im Frühjahr vorhanden sein. Da Nymphen sehr klein und sehr mobil sind, muss die Maschenweite der Netze eng sein (ca. 2x4 mm).
Chemische Bekämpfung
Baumwanzen gelten als sehr robust gegenüber Insektiziden. Das trifft vor allem auf die Marmorierte Baumwanze zu. Für alle Arten gilt, dass Nymphen anfälliger sind als adulte Tiere, weshalb der Zeitpunkt der Applikation entscheidend ist. Aufgrund der meist geringen Effektivität und den negativen Auswirkungen von Insektiziden auf Nützlinge und andere nicht-Zielorganismen ist eine nachhaltige Regulierung mit Insektiziden nur schwer möglich.
Trissolcus-Schlupfwespe auf einem Eigelege der Marmorierten Baumwanze (z.T. geschlüpft)Zoombild vorhanden

Schlupfwespe auf einem Eigelege der Marmorierten Baumwanze bestehend aus 28 weißlichen Eiern, von denen einige schon geschlüpft sind

Nützlinge
Gegen die meisten Baumwanzen (alle Arten außer die Kiefernwanze) wirken Mikroorganismen als Gegenspieler im Freiland nur minimal. Freßfeinde wie Marienkäfer oder Laufkäfer, die vor allem die Eier der Wanzen angreifen, haben im Feld meist auch nur eine geringe Wirkung. Schlupfwespen der Gattungen Telenomus und Trissolcus haben bei den meisten Baumwanzen die höchste Wirkung. Diese Arten legen ihre Eier in die Eier der Baumwanzen und ihre Larven entwickeln sich darin bis zum adulten Stadium. Durch blühende Pflanzen können sie gefördert werden. Raupenfliegen legen ihre Eier auf älteren Nymphen oder adulten Wanzen ab und sind ebenfalls wichtige Gegenspieler. Im Falle der gebietsfremden Baumwanzen liegen die Hoffnungen einer Regulierung vor allem auf nicht-heimischen Gegenspielern wie der Samuraiwespe. Derzeit hat die Samuraiwespe noch keine Genehmigung für eine Freilassung in Deutschland.
Bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden.

Ansprechpartner
Tobias Lederer
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz
Kreuzbreite 4, 85354 Freising
E-Mail: Wanzen@LfL.bayern.de