Stallklima in der Schweinehaltung

Einsatz einer Wärmebildkamera im Schweinestall

In der tierischen Erzeugung, vor allem in zwangsbelüfteten Stallanlagen in der Schweine- und Geflügelhaltung, hat das Stallklima einen direkten Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutztiere und ist somit ein Indikator für das Leistungsniveau. Im Wesentlichen wird das Stallklima von den Faktoren Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Schadgaskonzentrationen (CO2, NH3, H2S) und der Luftgeschwindigkeit bestimmt. Weiterhin beeinflussen innere (z.B. Oberflächentemperaturen, Beleuchtungsstärke, Staubbelastung, Keimgehalt etc.) und äußere Lasten (z.B. Sonneneinstrahlung, Transmissionswärmeströme etc.) die Qualität der Stallluft. Aufgabe der Stallklimatechnik ist die Herstellung und Aufrechterhaltung von optimalen Stallklimaverhältnissen mit angepasstem Luftmassenaustausch und der Wärmeregelung, unabhängig von der Witterung, den tierischen und technischen Emissionen.

Wichtige Stallklimaparameter in der Schweinehaltung nach DIN 18910 und der Tierschutznutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV)

In der DIN 18910-1 Wärmeschutz geschlossener Ställe - Wärmedämmung und Lüftung - Teil 1: Planungsund Berechnungsgrundlagen sind auf der Basis von Wasserdampf-, Kohlenstoffdioxid- und Wärmestrombilanz Normen zur Berechnung des Luftmassenstroms für geschlossene zwangsbelüftete Ställe festgelegt. Es sind Sollwerte beschrieben, die differenziert nach Tierart, Haltungsverfahren, tierischer Leistung, Masse und Entwicklungsstand der Tiere eingehalten werden sollten. Darüber hinaus sind immer die allgemeinen und besonderen Anforderungen an das Halten von Nutztieren der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) mit Vorgaben zu den Haltungseinrichtungen, der Überwachung, Fütterung und Pflege, sowie zum Platzbedarf zu beachten.

Temperatur und relative Feuchte der Stallluft

Die wichtigsten Faktoren für die Gestaltung eines optimalen Stallklimas sind Lufttemperatur und relative Luftfeuchte. Die Aufgaben der Lüftungsanlage liegen darin, die Wärme und Schadgase aus dem Stall abzuführen. Gerade in den Sommermonaten ist darauf zu achten, dass die Stalltemperaturen so gering wie möglich über den Außenlufttemperaturen liegen. Ferner soll die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Grenzwerte geregelt sein. Denn eine erhöhte relative Luftfeuchtigkeit führt zu Kondensation und Schimmelbildung an kühlen Oberflächen. Niedrige Luftfeuchtigkeit hat gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge.

Luftgeschwindigkeit

Die Stallluft soll im Aufenthaltsbereich der Tiere eine mittlere Luftgeschwindigkeit von 0,2 m/s nicht überschreiten. Wenn im Sommer die Stalltemperaturen die Grenzwerte übersteigen, kann die Luftgeschwindigkeit auf maximal 0,6 m/s in Abteilen mit ausgewachsenen Tieren angehoben werden. Eine Besonderheit bei der Temperaturwahrnehmung ist der Einfluss der Strömungsgeschwindigkeit. Bei warmen Temperaturen hat die Luftgeschwindigkeit kaum Auswirkungen auf das Temperaturempfinden. Bei kalten Temperaturen (< +7° C) hingegen wird die Umgebungstemperatur bei Windeinfluss als wesentlich kühler empfunden als dies tatsächlich der Fall ist (Chill-Effekt).

Schadgaskonzentration (TierSchNutztV)

Schadgase sind verantwortlich für die Qualität der Stallluft und dürfen nicht in gesundheitsschädlichen Konzentrationen auftreten. Im Aufenthaltsbereich der Schweine sollen die Richtwerte nicht dauerhaft überschritten werden.
GasMax. Konzentration im Tierbereich (Richtwerte)
Ammoniak (NH3)20 ppm
Kohlendioxid (CO2)3.000 ppm
Schwefelwasserstoff (H2S)5 ppm

Beleuchtungsstärke (TierSchNutztV)

Für das Halten von Schweinen in Ställen, bei denen wegen eines zu geringen Lichteinfalls auch bei Tageslicht eine künstliche Beleuchtung erforderlich ist, muss eine Beleuchtungsstärke im Aufenthaltsbereich der Tiere von mindestens 80 Lux, über 8 Stunden dem Tagesrhythmus angeglichen, eingehalten werden.

Analyse des Stallklimas in der Schweinehaltung

Messtechnik und Verfahren bei der Stallklimauntersuchung am Praxisbetrieb

Für die Erfassung der Luft- und Oberflächentemperaturen, der relativen Luftfeuchte, der Luftgeschwindigkeit und dem Differenzdruck werden Sensoren und Fühlersysteme verwendet, deren Werte mit einem Multifunktionsmessgerät angezeigt und gespeichert werden können. Schadgaskonzentrationen wie Ammoniak (NH3), Kohlendioxid (CO2), Schwefelwasserstoff (H2S) können mit einer Gasspürpumpe mit Prüfröhrchen gemessen werden. Mit einer Nebelmaschine kann die Frischluftverteilung in den Abteilen visualisiert werden und mit Wärmebildkameras können thermische Auffälligkeiten für eine schnelle Fehlersuche aufgedeckt werden. Insbesondere können Taupunktunterschreitungen und Wärmebrücken diagnostiziert werden. Für Stallklimamessungen notwendige Messtechnik mit Messparametern, dem Messbereich, dem Auflösungsniveau und der Genauigkeit der Messinstrumente ist in untenstehender Tabelle aufgeführt.

Visualisierung des Strömungsverhaltens durch Nebelversuche

Koffer mit Geräten

Multifunktionsmessgerät

Mann hält Gerät

Gasspürpumpe

Mann misst Wärme in Stall

Wärmebildkamera

Mann sprüht Nebel

Nebelmaschine

Fazit

Eine fachlich fundierte Projektierung und Ausführung der Lüftungsanlage ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein gutes Stallklima. In Problemfällen machen Fachfirmen und landwirtschaftliche Organisationen in vielen Bundesländern Beratungsangebote für die Überprüfung der Funktion der Lüftungsanlage. Grundlage einer solchen Beratung wird in den meisten Fällen eine Stallklimaanalyse mit messtechnischer Unterstützung sein.