Forschungs- und Innovationsprojekt
Grünleguminosen als Eiweiß- und Raufuttermittel – Teilprojekt „Werbungsverfahren für Grünleguminosen“
Ab 2018 ist im Ökolandbau eine Versorgung mit 100 % Ökofutter vorgeschrieben. Ein Engpass wird vor allem bei der Schweine- und Geflügelfütterung im Bereich der Versorgung mit essentiellen Aminosäuren erwartet. Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft wurden daher einige Projekte zur Nutzung von Grünleguminosen-Produkten für die Monogastrierfütterung durchgeführt.
Hintergrund
Diese weisen übereinstimmend für Grünleguminosen ein hohes Potenzial für die Eiweiß- bzw. Aminosäurenversorgung von Geflügel und Schweinen nach. Die notwendige Eiweißkonzentration ist jedoch nur in der Blattmasse gegeben. Die Blätter von Leguminosen können als Futter für Monogaster eingesetzt werden und neben dem beachtlichen Beitrag zur Eiweißversorgung erfüllen solche wirtschaftseigenen Futtermittel auch die Forderung nach dem Einsatz von Raufuttermitteln bei diesen Tiergruppen. Die Nutzung der Blattmasse erfordert jedoch verfahrenstechnische Lösungen zur Trennung von Blattmasse und Stängel im großtechnologischen Maßstab. Bislang existieren solche Lösungen nur ansatzweise. Die vorliegenden technischen Ansätze sollen daher im Rahmen dieses Projekts geprüft und weiterentwickelt werden.
Zielsetzung
Im Rahmen des Verbundprojekts sollen der Anbau von Luzerne und Rotklee, die Werbung von Blattmasse und Ganzpflanzensilage, Fütterungsversuche bei Legehennen, Masthühnern, Zuchtsauen, Ferkel und Mastschweinen sowie eine ökonomische Bewertung und Einsatzempfehlungen für die praktische Fütterung durchgeführt werden.
Im Teilprojekt „Werbungsverfahren für Grünleguminosen“ untersucht das Institut für Landtechnik und Tierhaltung unter anderem mehrere Verfahrensketten zur großtechnischen Trennung von Blattmasse und Stängel bei Luzerne und Rotklee. Zielprodukt des Verfahrens ist einerseits „Trockenblatt“ als Hauptprodukt für die Monogastrierfütterung andererseits „Strukturheu“ als Nebenprodukt für die Wiederkäuerfütterung. Weiterhin wird die Silierung des Blattmaterials unter Zugabe von Getreideschrot neben der Trocknung als eine weitere Konservierungsvariante geprüft. Hierfür werden großtechnologische Verfahrensketten entwickelt und getestet. Diese werden über drei Saisonen erprobt, verglichen und eventuell angepasst. Am Ende des Projekts sollen anhand der Ergebnisse die optimierten Ernteverfahrensketten für Luzerne und Rotklee zur Trennung der Blattmasse vom Stängel unter mehreren Gesichtspunkten (u. a. Arbeitswirtschaft, Kosten, Erntemenge, Erntequalität) bewertet werden.
Bisherige Ergebnisse
Bisher wurden folgende Werbungsverfahren mit Luzerne evaluiert und beprobt (Vgl. Abbildung 4): (V1a) Ernte mit einem französischen Prototyp zur Luzerneblatternte, (V1b) Ernte mit dem Prototyp zur Kamillenblütenernte des ATB Potsdam-Bornim, sowie (V2) Ernte mit Standardmähdrescher. Zwei weitere Varianten (V3 und V4) bestanden aus der Separierung unterschiedlich erzeugter Luzerneballen mit den technischen Trennungsverfahren Rundsieb, Trieur und Windsichter. Dabei wurden bei V3 Rundballen für die Belüftungstrocknung erzeugt, wobei das Material auf dem Feld auf rund 65 – 70 % Trockensubstanzgehalt angewelkt wurde und nach dem Pressen mit Warmluft belüftet wurde. Bei V4 wurde das leicht angewelkte Erntematerial bei einer Heißlufttrocknung gehäckselt, getrocknet und schließlich in Quaderballen gepresst.
Im Vergleich der Varianten zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der jeweiligen Separationseigenschaften. Bei der Blatternte im stehenden Bestand lieferte Variante 1a die besten Ergebnisse mit einem hohen Blattanteilen im Erntegut (93,7 %), bei gleichzeitig hoher Blattausbeute aus dem Ausgangsbestand. Die Separationseigenschaften bei den Varianten 3 und 4 können nur anhand des mit NIRS geschätzten Blattanteils in den verschiedenen Verfahrensschritten bewertet werden. Im Vergleich zu Variante 4 zeigt Variante 3 eine deutliche Erhöhung des Blattanteils im Erntegut (77,8 %). Die getesteten Verfahrenskombinationen wurden in Deutschland, Frankreich und Österreich beprobt, wodurch keine Exaktversuchsbedingungen gegeben waren. Die ersten Ergebnisse sind daher nur eine grobe Einschätzung der Verfahren. Basierend auf diesen Erfahrungen wurden im September 2017 die ersten großtechnologischen Exaktversuche zur Werbung von Luzerne- und Rotkleeblättern durchgeführt. Weitere Versuche sind ab dem zweiten Quartal 2018 bis Projektende geplant.
Projektinformation
Projekttitel: „Grünleguminosen als Eiweiß- und Raufuttermittel in der ökologischen Geflügel- und Schweinefütterung – Teilprojekt „Werbungsverfahren für Grünleguminosen“
Projektleitung: Stefan Thurner
Projektbearbeitung: Dr. Jan Maxa, Peter Liebhardt, Franz Xaver Knott
Laufzeit: 2016-2019
Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Projektträger: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Förderkennzeichen: 2815OE077