Qualitätsvorernteschätzung für Speisezwiebeln 2023
von Dr. Maria Linderer

Zwiebeln

gelbe Zwiebeln

Zusammenfassung

Kälte und Nässe im Frühjahr sowie Trockenheit und hohe Temperaturen im Sommer beeinträchtigen die heurige Zwiebelernte. Im Vergleich zum Vorjahr sind deutlich geringere Erträge zu erwarten. Die Gesamtmängel liegen bei 18,7 %, die vorwiegend durch Erdbesatz (12,2 %), Schosser (4,9 %) und Fäulnis (1,2 %) verursacht sind. Im Vergleich zum Jahr 2022 liegt der vermarktungsfähige Ertrag mit einer Menge von 348 dt/ha deutlich unter dem Vorjahr (538 dt/ha) und unter dem zehnjährigen Durchschnitt (531 dt/ha).

Ziel

In Bayern wurden im Jahr 2023 Speisezwiebeln auf rund 3.027 ha angebaut. In Gemüsebauregionen und in spezialisierten Betrieben ist die Zwiebelerzeugung ein wesentlicher Faktor in der betrieblichen Wertschöpfung. Das Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte führt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) und den Erzeugerringen jährlich eine Vorernteschätzung durch, damit gewinnen die Erzeuger frühzeitig einen Überblick über die zu erwartende Zwiebelmenge und Qualität. Zeitnah zur Ernte stellt sie ein Instrument für Erzeuger, Vermarkter und Verarbeiter dar, um relevante Informationen für die Planung der Vermarktung und der Preisfindung zu erhalten.
Hinweis: Die Erträge der Vorernteschätzung liegen meist 20 % über der tatsächlichen Erntemenge, da ertragsmindernde Faktoren, wie z.B. Feldränder oder Vorgewende nicht berücksichtigt werden. Zudem trocknen Zwiebeln nach der Ernte nochmals stark aus. Dieser Gewichtsverlust ist in den hier vorliegenden Analysen wegen zu großer Unsicherheiten nicht berücksichtigt.

Datenerhebung

In den Landkreisen mit der größten Zwiebelanbaufläche in Bayern, Deggendorf, Dingolfing-Landau, Regensburg und Straubing-Bogen, wurden auf insgesamt 29 Flächen Proben gezogen. Sie bilden die Grundlage der Datenerhebung für die Vorernteschätzung 2023. Es wurden Daten zur angebauten Sorte, dem Frischertrag sowie der Größensortierung erfasst. Zudem wurden weitere Standortparameter wie die Bodenart und die Nährstoffversorgung erhoben. Zur Feststellung der Qualität erfolgte eine Bonitur der vorhandenen Mängel. Aus den gewonnenen Daten konnte der vermarktbare Ertrag berechnet werden. Die Hochrechnung der verfügbaren Mengen basiert auf dem berechneten Marktertrag je ha und der bayerischen Zwiebelanbaufläche im Jahr 2023 (InVeKoS-Daten).

Ergebnisse

Einen Gesamtüberblick über die Ergebnisse der Vorernteschätzung 2023 gibt Tabelle 1.
Tabelle 1: Überblick über Ertrag und Größensortierung
20222023Ø 2014 - 2023
Rohertrag frischdt/ha599436594
Mängel%10,218,79,4
Marktfähige Ware frischdt/ha538348531
Größensortierung
< 40 mm%4,43,22,3
40 - 50 mm%16,99,210,5
50 - 60 mm%29,920,926,8
60 - 70 mm%24,927,733,9
> 70 mm%13,620,423,0

Qualitätsschätzung

Abbildung 1: Übersicht über Die QualitätsmängelZoombild vorhanden

Abbildung 1: Übersicht über Die Qualitätsmängel

Die Qualität der Zwiebeln ist das entscheidende Kriterium für die Vermarktung. Zwiebeln mit äußeren oder inneren Mängeln können nicht oder nur schwer vermarktet werden. Insgesamt wiesen bei der Bonitur durchschnittlich 10,2 % vom Rohertrag der frischen Zwiebeln Mängel auf, die vorwiegend durch Schosser, Erdbesatz und Nacktschaligkeit verursacht werden. Gegenüber dem Vorjahr sind weniger (0,6 %) der Zwiebel durch Fäulnis betroffen, was aber in der Lagerung zunehmend Probleme verursachen kann (Abbildung 1).

Ertrag

Abbildung 2: Rohertrag (frisch) und erwarteter Marktertrag im JahresvergleichZoombild vorhanden

Abbildung 2: Rohertrag (frisch) und erwarteter Marktertrag im Jahresvergleich

Als mittlerer Rohertrag über alle gezogenen Proben wurden 436 dt/ha ermittelt. Der durchschnittliche vermarktungsfähige Ertrag von 348 dt/ha ergibt sich durch den Abzug der Gesamtmängel (Abbildung 2). Dieser ist im Erntejahr niedriger als im Vorjahr.

Größensortierung

Abbildung 3: Anteil der Größenkaliber am GesamtertragZoombild vorhanden

Abbildung 3: Anteil der Größenkaliber am Gesamtertrag

Neben der Qualität stellt die Größensortierung einen entscheidenden Faktor für die Vermarktung von Speisezwiebeln dar (vgl. Abbildung 3). Bei der Vorernteschätzung 2023 entfallen rd. 49 % der Zwiebeln auf die vom Lebensmitteleinzelhandel bevorzugten Kaliber von 50-70 mm. Der Summenanteil der beiden Kaliber ist im Vergleich zu den Vorernteschätzungen der letzten zehn Jahre um rd. 12 % geringer. Dagegen liegen die Prozentanteile der kleineren Kaliber (< 50 mm) im langjährigen Durchschnitt und die Fraktion der großen Kaliber (> 70 mm) unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.

Zwiebelanbau in Bayern im Erntejahr

Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Anbaufläche in Bayern um rd. 7 % auf 3027 ha gestiegen. Hauptanbaugebiete für Zwiebeln sind Ackerstandorte in Niederbayern und der Oberpfalz. Im nördlichen Oberbayern (DAH, FFB), im schwäbischen Donau-Ries, in Mittelfranken (N, FU) und in Unterfranken (Würzburg) befinden sich weitere Anbauverdichtungen.

Abschätzung der verfügbaren Menge

Ausgehend von der Anbaufläche in Bayern und der ermittelten vermarktbaren Frischware ergibt sich eine zu erwartende Erntemenge von gut 105.000 t. Obwohl die Anbaufläche um rd. 7 % größer ist, steht eine um rd. 30 % geringere Erntemenge gegenüber dem Vorjahr ist Aussicht.
Abbildung 4: Hochrechnung des erwarteten Ertrags nach GrößenkaliberZoombild vorhanden

Abbildung 4: Hochrechnung des erwarteten Ertrags nach Größenkaliber

Insgesamt haben Kälte und Nässe im Frühjahr und Trockenheit sowie hohe Temperaturen im Sommer dazu geführt, dass die Erntemengen deutlich geringer ausgefallen sind. Heuer beeinträchtigen vor allem Erdbesatz, Schosser und Fäulnis die Qualität der Zwiebeln. Optimale Lagerbedingungen sind erforderlich, um möglichst ohne weitere Einbußen die Zwiebeln vermarkten zu können. Natürliche Verdunstung und Austrocknung im Lager stellen einen weiteren schwer kalkulierbaren Faktor in der Ertragsschätzung dar. Im Allgemeinen ist mit weiteren 20 % Gewichtsverlusten durch Trocknungsverluste zu rechnen. Für die Lagerung sind besonders bereits vorhandene und derzeit noch nicht sichtbare Fäulnis ein Risiko und eine Herausforderung.
Die Qualitätsvorernteschätzung wird im Rahmen der "Produktions- und Qualitätsoffensive" von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) durchgeführt. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert.

Dr. Maria Linderer
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM)

Menzinger Str. 54
80638 München
Tel.: 08161/8640-1318
Fax: 08161/8640-1332
E-Mail: maria.linderer@lfl.bayern.de