Anpassungsvarianten in der Sauenhaltung
Folgekosten der siebten Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung auf die bayerischen Ferkelerzeuger

Muttersau mit säugenden Ferkeln

Bild: Christine Goy, LfL

Investieren oder 2026 mit der Sauenhaltung aufhören

Die siebte Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) hat in den kommenden Jahren für fast alle konventionellen Ferkelerzeuger gravierende Folgen. Die Kernpunkte sind die Gruppenhaltung der Sauen im Deckzentrum, Bewegungsbuchten im Abferkelbereich und faserreiches Beschäftigungsmaterial für alle Schweine. Der Beitrag zeigt die Kosten möglicher Anpassungsvarianten auf.

Die detaillierte Untersuchung der Folgekosten der Änderung der TierSchNutztV auf die bayerischen Ferkelerzeuger ist als LfL-Information verfügbar.

Die Zeit läuft

Für die Erhöhung des Tierwohls müssen die Sauenhalter in den nächsten Jahren in Um- und/oder Neubaumaßnahmen investieren und ggf. zusätzlich ihren Bestand abstocken. Ferkelerzeuger, die nicht mehr investieren möchten, können maximal bis 2026 Sauen halten. Die Aufgabe der Zuchtsauenhaltung muss in den nächsten drei Jahren angezeigt werden (Abbildung 1).

Abbildung 1: Schema des Ablaufs von 2021 bis 2036. Wer nicht mehr in die Sauenhaltung investieren will, muss Ende 2026 aussteigen

Abbildung 1: Umsetzungsfristen in der Sauenhaltung

Was tun?

Ein konventioneller Sauenhalter hat mehrere Möglichkeiten auf die Änderungen der TierSchNutztV zu reagieren. Zum Beispiel könnte er Umbauen und den Bestand reduzieren. Oder er könnte auf ökologische Wirtschaftsweise umstellen. Um den für ihn besten Weg zu finden, muss er seine Ausgangssituation kennen und die künftige Zielrichtung festlegen. Somit ergibt sich für jeden Ferkelerzeuger eine betriebsindividuelle Lösung. Folgende Aspekte müssen bei dieser Überlegung berücksichtigt werden:
  • Finanzielle Ausgangssituation, mögliches Kreditvolumen
  • biologische und ökonomische Kennzahlen
  • bisherige und evtl. künftige Betriebsstandorte
  • Baugenehmigung
  • ökologische oder konventionelle Wirtschaftsweise
  • Ausstattung und Verfügbarkeit von Arbeitskräften
  • alternative Arbeitsverwertung, Flächenausstattung, Hofnachfolge etc.

Investitionskosten der möglichen Anpassungsvarianten

Balkendiagramm: Je nach Anpassungsvariante ist mit zusätzlichen Kosten von 1.800 bis 11.700 € je Sau zu rechnen.Zoombild vorhanden

Investitionskosten der Anpassungsvarianten

Je nach Anpassungsalternative fallen die Investitionskosten unterschiedlich hoch aus: 1.200 bis 10.600 Euro je produktiver Sau (nach Abzug der Investitionsförderung). Betriebe, die Funktionsbereiche komplett neu bauen müssen, da deren bestehende Wirtschaftsgebäude bereits abgeschrieben und in die Jahre gekommen sind, müssen die Investition als Ersatzinvestition werten. Generell reduziert jede Maßnahme den Gewinn.
Die Förderung von 40 % auf die Nettoinvestitionssumme hat einen positiven Effekt, allerdings kann die Förderung die negativen ökonomischen Auswirkungen von Investitionsmaßnahmen nicht kompensieren.

So viel müsste ein Ferkel mehr kosten

Säulendiagramm: Ein Ferkel müsste je nach Anpassungsvariante 3 bis 20 Euro brutto mehr kosten.Zoombild vorhanden

Mindestaufschlag auf den konventionellen Ferkelpreis

Je nach Anpassungsvariante und den daraus resultierenden verkauften Ferkeln pro Jahr ergeben sich theoretische Aufschläge von 3 bis 20 €/Ferkel.
Der durchschnittliche Ferkelerzeuger müsste aufgrund der Änderungen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung und der ab 2021 höheren Kastrationskosten künftig einen um mindestens 8,6 €/Ferkel höheren Erlös bekommen, um den Gewinn zu halten. Und das, obwohl eine Investitionsförderung von 40 % bereits berücksichtigt wurde.
Ein Ferkelerzeuger mit hohem Leistungsniveau müsste mindesten 7,5 €/Ferkel erhalten, wenn der Gewinn konstant bleiben soll, da eine Expansion oft nicht mehr umsetzbar ist.

Ansprechpartner
Norbert Schneider
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
Menzinger Straße 54
80638 München
Tel.: 08161 8640-1458
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de

Foto Norbert Schneider

Norbert Schneider