Nachhaltiger Urlaubshof

Angelegte Tret- u. Paddelboote in einem Fluss im Grünen neben einem Holzsteg.

Foto: www.gesundes-bayern.de, Tobias Gerber

Nachhaltigkeit gilt als Megatrend, an dem auch im Tourismus kaum noch jemand vorbeikommt. Auch von Gastgebern wird ein bewusster, verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen erwartet. Laut Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) würde gut die Hälfte der deutschen Bevölkerung ihren Urlaub gern nachhaltig gestalten. Im Entscheidungsprozess für eine Reise spielt die nachhaltige Ausrichtung des Angebots allerdings noch eine untergeordnete Rolle.

Bietet das Thema Nachhaltigkeit eine Chance?

Nachhaltigkeit als Thema ist sowohl nach innen für die Entwicklung der Ferienhöfe als auch nach außen als Verkaufsargument beim Gast ein zukunftsweisender Ansatz. Wurde Nachhaltigkeit früher mit Verzicht verbunden, so wird es inzwischen als eine Qualitätssteigerung gesehen. Laut der Landurlaubs-Analyse 2021 (Landreise.de) zeigten 48 % der Befragten eine höhere Zahlungsbereitschaft für eine Urlaubsunterkunft, wenn diese nachweislich nachhaltig gebaut und betrieben wird. Es erscheint im Zusammenhang mit Urlaub auf dem Bauernhof naheliegend, mit dem Attribut der Regionalität und Nachhaltigkeit im Wettbewerb zu punkten.
Im Folgenden ein Einblick, in welchen Bereichen und wie sich Ferienhöfe langfristig zu einem nachhaltigen Ferienhof entwickeln können.

Säulen der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit wird vorrangig mit Umweltschutz und sparsamem Umgang mit Ressourcen verbunden, also der Ökologie zugeordnet. Doch baut das Nachhaltigkeitsprinzip auf drei Säulen auf:

Grafik: Drei Säulen der Nachhaltigkeit: Soziales; Ökologie; Ökonomie

Unter einer nachhaltigen Entwicklung im Tourismus wird eine Entwicklung verstanden, die neben der ökologischen Verantwortung auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die gesellschaftliche Solidarität berücksichtigt. Unabhängig davon, auf welche Branchen man das Drei-Säulen-Modell anwendet, bedeutet es immer, langfristig zu denken und zu handeln und keine ausschließlich kurzfristigen Erfolge anzustreben.
Über eine Holztreppe begehbares Holzei im Grünen.

Foto: Landeier, © Baumhaushotel Allgäu

Nachhaltige Materialien zu wählen, zum Beispiel Vollholzmöbel aus nachhaltiger Holzwirtschaft, sollte bei einem Neubau, Umbau oder einer Renovierung eine Selbstverständlichkeit sein. Spielen bei Fußböden und Möbeln der Reinigungs- und Pflegeaufwand eine nicht zu unterschätzende Rolle, so sollte doch auch an die Entsorgung gedacht werden. Gerade Vinylböden haben durch ihre vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, Strapazierfähigkeit und positive Pflegeeigenschaften Einzug in die Ferienwohnungen gehalten. Aufgrund der kunststoffreichen Bestandteile ist dieser Bodenbelag allerdings nicht im Sinne der Nachhaltigkeit, und es sollte ein Vollholz-Parkett oder Dielen-Boden bevorzugt werden.
Wählen Sie bei Neuanschaffung von Textilien, Matratzen und Bettwaren schadstoffgeprüfte Produkte. Entsprechende Umweltzeichen geben Aufschluss über umweltschonende Bestandteile und faire Herstellungsbedingungen. Bei der Auswahl von Wasch- und Reinigungsmitteln sollte bewusst auf Umweltlabels geachtet sowie ein sparsamer Verbrauch angestrebt werden.
Bei Bau- und Renovierungsarbeiten einheimische Handwerker und Geschäfte einzubinden, trägt zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit der Region bei und ist somit ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Handelns.
Heizung, Energie, Wasser machen einen großen Kostenfaktor bei Urlaub auf dem Bauernhof aus. Einsparmöglichkeiten dienen somit nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel. Um Vergleiche anstellen zu können, muss natürlich der Verbrauch regelmäßig ermittelt werden.
Auch im Hinblick auf die Ökonomie spielt die Nachhaltigkeit eine Rolle. Folgende Fragen sollten sich die Betriebsleiter stellen: Sind die Preise so kalkuliert, dass nicht nur die Kosten gedeckt sind, sondern dass auch die Arbeitszeit entlohnt wird und Rücklagen für Ersatzbeschaffungen und Neuinvestitionen gebildet werden können. Ist der Betrieb somit zukunftsfähig für die Hofnachfolge aufgestellt? Vor einer Erweiterung des Betriebszweiges sollte genau analysiert werden, ob das Projekt finanziell und arbeitsmäßig zu bewältigen ist. Dabei sollte langfristig gedacht werden – Wie ist die momentane familiäre Situation, wie wird es in zehn Jahren sein?
Voraussetzung für eine ökonomische Nachhaltigkeit sind unter anderem laufende Qualitätsverbesserungen, zielgruppengerechte Anpassung des Angebots, Aufgreifen von Trends und Teilnahme an Fort- und Weiterbildung, um den Betriebszweig zu professionalisieren.
Es fällt unter die Verantwortung der Betriebsleiterin oder des Betriebsleiters, regelmäßig die Arbeitsbedingungen aller Mitarbeiter – sowohl Familienmitglieder als auch Fremdarbeitskräfte – zu überprüfen: Gibt es geregelte Arbeitszeiten, gerechte Arbeitsentlohnung? Können sich Mitarbeiter mit Anregungen, Verbesserungsvorschlägen einbringen? Identifiziere ich mich mit meinem Betrieb, mit meinem Angebot? Mache ich es gerne, bin ich davon überzeugt?
Die eigenen Grenzen erkennen und sich Grenzen schaffen, ist auf einem Ferienhof gerade in der Hauptsaison nicht immer umsetzbar. Dennoch ist es wichtig, dass sich die Gastgeberfamilie ihre Privatsphäre sichert, um gerade in der Hochsaison auch Erholungsphasen zu ermöglichen.
Diese Aspekte wirken sich auf den Erfolg des Betriebszweiges, aber auch auf das eigene Wohlbefinden und die Zufriedenheit aus.
Ein Paar in Dirndl und Lederhose tanzt auf einer Bühne inmitten vieler Menschen.

Foto: Erlebebayern, Gert Krautbauer

Zur sozialen Nachhaltigkeit zählt aber auch das Wohlbefinden des Gastes. Das heißt, ein entsprechendes Umfeld zu schaffen durch Rückzugsbereiche und Naturerlebnisse. Wichtig ist hier, den Gästen auch Traditionen und Kultur zu vermitteln. Die Gäste möchten am Leben der Einheimischen teilnehmen und die Traditionen miterleben. Dies kann durch eine gute Zusammenarbeit mit regionalen Kultur- und Freizeiteinrichtungen erfolgreich gelingen.

Marketing – Gästeinformation und Gästemotivation

Wird die Nachhaltigkeit auf dem Hof gelebt und umgesetzt, ist es wichtig, dies den Gästen zu kommunizieren. Infos zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, evtl. auch Hol- und Bringservice nehmen Gäste gerne an. Verleih-Fahrräder oder E-Bikes, Ladestationen für E-Autos runden das nachhaltige Angebot ab. Informationen über die hauseigenen Umweltschutzaktivitäten in Hausprospekten, im Internet oder in der Gästemappe sind unabdingbar. Mit ansprechenden Aufstellern in der Ferienwohnung kann man die Gäste zum verantwortungsvollen Umgang mit Energie, Wasser und Abfall motivieren.
Die Umstellung zu einem nachhaltigen Ferienhof ist ein längerer Prozess und kann auch gut in mehreren kleineren Schritten auf längere Zeit umgesetzt werden. Gerade wenn Umbau- oder Renovierungsarbeiten anstehen, sollte man die Chance ergreifen, sein Angebot nachhaltig(er) zu gestalten.

Best Practice

Logo: N in grün mit grünem Blatt. Text: nachhaltig wirtschaftender Betrieb im Bayerischen Wald.
Mit gutem Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit geht der Verein "Urlaub auf dem Bauernhof im Bayerischen Wald" voran. Für seine Mitgliedsbetriebe hat der Verein einen Kriterienkatalog für Nachhaltigkeit erstellt. Wer einen bestimmten Prozentsatz der Kriterien erfüllt, darf mit dem Nachhaltigkeitssiegel des Vereins werben.

Kriterienkatalog des Vereins "Urlaub auf dem Bauernhof im Bayerischen Wald" für Nachhaltigkeitssiegel Externer Link

10 Tipps für die nachhaltige Ausrichtung von Urlaubshöfen

  1. Überprüfen Sie Ihren Energie- und Wasserverbrauch und suchen Sie Einsparmöglichkeiten.
  2. Verwenden Sie bei Verbrauchsmaterial Groß- bzw. Nachfüllpackungen.
  3. Ersetzen Sie alle Leuchtmittel durch LEDs.
  4. Wählen Sie biologisch abbaubare Reinigungs- und Waschmittel.
  5. Kaufen Sie schadstoffgeprüfte und fair hergestellte Bettwaren, Bettwäsche und Matratzen.
  6. Arbeiten Sie mit regionalen Handwerkern und Geschäften zusammen und verwenden Sie soweit möglich heimisches Material.
  7. Motivieren Sie Ihre Gäste, Müll zu trennen bzw. zu vermeiden.
  8. Informieren Sie Ihre Gäste über Anreisemöglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
  9. Bieten Sie Fahrräder, E-Bikes und Ladestationen für E-Autos an.
  10. Schaffen Sie günstige Arbeitsbedingungen für sich und Ihre Mitarbeiter.

Ansprechpartnerin
Julia Saller
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
Hans-Loher-Str. 32, 94099 Ruhstorf a.d.Rott
Tel.: 08161 8640-5709
E-Mail: Diversifizierung-IBA@LfL.bayern.de