Kurzstudie zur Wirtschaftlichkeit der Zuckerrübe auf Biogas-Praxisanlagen

Zuckerrübenlager bei einer Biogasanlage
Hohe Energieerträge je Hektar und die damit einhergehende effiziente Flächennutzung sowie hervorragende Substrateigenschaften scheinen die Verwertung der Zuckerrübe in Biogasanlagen interessant zu machen. Auch die 2017 auslaufende Zuckermarktordnung (ZMO) rückt den Einsatz der Zuckerrübe als Ergänzung oder als teilweiser Ersatz anderer Biogas-Substrate stärker in den Fokus.

Vorgehen

Trotz dieser Vorteile scheint die Wirtschaftlichkeit des Zuckerrübeneinsatzes in Biogasanlagen keineswegs gesichert. Vielmehr finden sich in der Literatur und in Werbeprospekten bei Angaben zu den Energieverlusten während der Lagerung sowie den Methanerträgen bei der anschließenden Biogaserzeugung große Spannbreiten.
Das vorliegende, an der LfL durchgeführte Kurzprojekt, will einen vorläufigen Überblick zur Literatur und zu den Praktiker-Aktivitäten verschaffen und damit die Diskussion zum tatsächlichen Potential sowie zum weiteren Forschungs- und Handlungsbedarf unterstützen. Im Zeitraum vom 01.10.2013 bis 31.03.2014 wurden zehn Biogas-Praxisanlagen besucht und deren Zuckerrübeneinsatz aus betriebswirtschaftlicher Sicht eingeschätzt. Die Stichprobe beschreibt zwölf praktizierte Verfahren mit einer Verarbeitungsmenge von rund 30.000 Tonnen Rüben-Frischmasse.

Ergebnis

Die geschätzten Kosten der Zuckerrübenbereitstellung „frei Eintrag“ belaufen sich bei sonst gleichem Anlagenbetrieb und üblicher Verstromung (37% el. Wirkungsgrad) auf 13,5 bis 20,8 EUR-Cent je erzeugter elektrischer Kilowattstunde. Mit derzeitigem Kenntnisstand kann im Rahmen dieser Kurzstudie aus ökonomischer Sicht keine allgemeingültige und seriöse Empfehlung zum Einsatz der Zuckerrübe als „Grundlast-Substrat“ in Biogasanlagen abgegeben werden. Ausnahmen können hier beispielsweise sehr günstig verfügbare Rüben, ein besonders günstiges Ertragsverhältnis der Zuckerrübe zum Mais sein, eine EEG 2012 bedingter Zuckerrübeneinsatz (=Nichteinsatz von Maissilage) oder positive Synergieeffekte auf den Trockenmassegehalt oder das C:N-Verhältnis der Substratmischung. Allerdings fehlen derzeit belastbare Erkenntnisse zu den Lagerverlusten sowie den Methanausbeuten und sind noch zu erarbeiten. Hier besteht Forschungsbedarf.

Ausblick

Im Rahmen der Bereitstellung von Regelleistung könnte die Zuckerrübe als „Spitzenlast-Substrat“ ein gewisses Potential besitzen. Allerdings fällt in der Regel beim Einsatz der Zuckerrübe mehr Gärrest an als bei alternativen „Spitzenlastsubstraten“ (z.B. Maiskorn). Die diesbezüglichen Mehrkosten (z.B. für Lagerung) müssen anlagenindividuell bewertet werden und vertretbar sein. Dennoch: Unter den bereits im Bayernplan erwähnten Schlagwörtern „Intermittierende Beschickung“, „Selektive Beschickung“ oder „Saisonale Beschickung“ zur Modulation der Methanerzeugung wäre unter noch zu beschreibenden Umständen eine „etwas teurere Rübe“ denkbar, diese vielleicht sogar mit Wettbewerbsvorteilen behaftet. Diese Überlegungen setzen allerdings neben auszubauenden Kenntnissen zur Modulation der Gaserzeugung auch sicher generierbare Mehrerlöse durch die Bereitstellung von Regelleistung voraus. Aus gärbiologischer Sicht wären hier Kenngrößen wie die maximale Methanbildungsrate in Abhängigkeit zum Beschickungszeitpunkt und des jeweiligen Rübenprodukts (Brei, Ganzrübe, etc.) bei gleichzeitigem Einfluss auf die biologische Stabilität des Gärprozesses von Interesse und ebenfalls noch zu erarbeiten.
Wie stark ein umfangreicher Rübeneinsatz in Biogasanlagen die Kosten der Logistikkonzepte, der Lagerung, der Konservierung sowie der Aufbereitung und Beschickung verringern könnten, ist schwer abzuschätzen. Neben den aufgezeigten Chancen sind bei zukünftigen Konzepten insbesondere die eventuell hinzukommenden Regelungen zur Lagerung zu beachten.
Detailliertere Ergebnisse der Studie werden hier als kommentierte Vortragsfolien der Abschlusspräsentation zur Verfügung gestellt.

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