Untersuchungen zur Agrarstruktur in Bayern
Strukturwandel in der Landwirtschaft – Betriebsgröße

Getreidefeld

Die durchschnittliche Flächenausstattung bzw. Betriebsgröße in Bayern stieg von 24,4 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) im Jahr 2005 auf 30,6 ha LF im Jahr 2021.

Die Flächenausstattung eines landwirtschaftlichen Betriebes ist trotz aller Unzulänglichkeiten – z. B. wird die Ertragsfähigkeit der Böden, aber auch die Produktionsrichtung und -intensität des Betriebes außer Acht gelassen – ein gängiges Maß zur Beschreibung der Betriebsgröße. Als Folge des Strukturwandels ist eine Zunahme der durchschnittlichen Flächenausstattung bzw. Betriebsgröße im Laufe der Zeit zu beobachten. Dabei zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen in Abhängigkeit von Region und sozio-ökonomischem Betriebstyp.

Datengrundlage für die folgende Analyse der bayerischen Betriebe sind die InVeKoS-Daten des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von 2005 bis 2021.

Die Betriebsgröße nimmt zu

Einer der wichtigsten Faktoren für die Entwicklung der Betriebe zur Erzielung eines ausreichenden Einkommens ist deren Flächenausstattung. Im Rahmen des Strukturwandels wird landwirtschaftliche Fläche frei. Der überwiegende Teil dieser Fläche erlaubt den verbleibenden Betrieben eine Vergrößerung der zu bewirtschaftenden Fläche. So ist die durchschnittliche Betriebsgröße in Bayern von 24,4 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) im Jahr 2005 auf 30,6 ha LF im Jahr 2021 angestiegen.
Diese Entwicklung verlief jedoch unterschiedlich in den Regionen Bayerns und innerhalb bzw. zwischen den sozio-ökonomischen Betriebstypen.

Regionale Unterschiede

Abbildung 1 zeigt einen Vergleich der durchschnittlichen Betriebsgröße in den Gemeinden Bayerns 2005 und 2021.

Bayernkarten mit farblicher Darstelllung der Betriebsgrößen

Abb. 1: Durchschnittliche Betriebsgröße in den Gemeinden Bayerns 2005 und 2021

Abbildung 1 im Detail pdf 555 KB

  • Vor allem in den Ackerbaugebieten, aber auch viehhaltungsstarken Regionen im nördlichen Oberbayern, in Schwaben, Franken, Niederbayern und der Oberpfalz nimmt die durchschnittliche Betriebsgröße zwischen 2005 und 2021 zu.
  • Die Flächenausstattung der Betriebe im südlichen Berchtesgadener Land, im Landkreis Garmisch-Partenkirchen und im Bayerischen Wald ist stabil, aber unterdurchschnittlich. Hier dürfte der Fremdenverkehr als zusätzliche Erwerbsquelle Einfluss haben. In Mittelgebirgslagen wie der Rhön dürfte auch der hohe Anteil an Nebenerwerbsbetrieben eine Rolle spielen.

Betriebsgrößen nach sozio-ökonomischen Betriebstypen

Im Folgenden werden vor allem die beiden sozio-ökonomischen Betriebstypen „Haupterwerbsbetriebe“ und „Nebenerwerbsbetriebe“ der Rechtsform „Einzelunternehmen“ betrachtet. Betriebe sonstiger Rechtsformen wie „Personengemeinschaften/-gesellschaften“ und „juristische Personen“ werden aufgrund ihrer geringen Anzahl und hohen Inhomogenität nicht analysiert.
Haupterwerbsbetriebe werden hier, wie im Mehrfachantrag, wie folgt, definiert: „Ein Haupterwerbsbetrieb liegt vor, wenn mindestens 0,75 Arbeitskräfte im Betrieb beschäftigt sind und mindestens 50 % des Gesamteinkommens aus dem Betrieb erwirtschaftet werden oder wenn mindestens 1,5 Arbeitskräfte im Betrieb beschäftigt sind.“ Demnach sind Einzelunternehmen, die nicht der Definition für Haupterwerbsbetriebe entsprechen, Nebenerwerbsbetriebe.

Säulen-Diagramm zur Entwicklung der Anzahl der Betriebe und der Betriebsgröße in Bayern 2005-2021 nach Rechtsform und sozioökonomischen Betriebstypen

Abb. 2: Entwicklung der Anzahl der Betriebe und der Betriebsgröße in Bayern 2005-2021 nach Rechtsform und sozioökonomischen Betriebstypen

Abbildung 2 im Detail pdf 119 KB

Folgende Entwicklungen sind zu erkennen:

  • Wie Abb. 2 zeigt, hat die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern von 133 196 (2005) auf 102 960 (2021) um 29,4 % abgenommen. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe sank von 38,7 % auf 33,0 %, während der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe sich von 58,0 % leicht auf 60,3 % erhöhte. Der Anteil der Betriebe mit sonstiger Rechtsform verdoppelte sich von 3,3 % auf 6,7 %.
  • Da sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in diesem Zeitraum nur um etwa 3 % verringerte, konnten die verbleibenden Betriebe im Durchschnitt wachsen.
  • Wie Abb. 2 darstellt, verlief die Zunahme der Betriebsgröße unterschiedlich je nach sozio-ökonomischen Betriebstyp. Während die Nebenerwerbsbetriebe nur ein leichtes Wachstum von etwa 2,2 ha LF im Zeitraum von 2005-2021 aufweisen, wuchsen die Haupterwerbsbetriebe um etwa 13,1 ha LF.

Sozio-ökonomischer Betriebstyp und Strukturwandel

Tabelle 1 zeigt die Entwicklung der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe von 2005 etwas genauer. Hier wird betrachtet, ob ein Betrieb im Jahr 2021 den sozio-ökonomischen Betriebstyp beibehalten hat oder nicht und welche Auswirkungen dies auf die Betriebsgröße hat. Bei Betriebsnummern, die 2021 nicht mehr im Datensatz vorhanden sind, wird vereinfacht angenommen, dass diese Betriebe aufgegeben wurden.

Tabelle Betriebsgrößen Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe in Bayern im Vergleich 2005 zu 2021

Tab. 1: Sozio-ökonomische Betriebstypen 2005 und 2021 landwirtschaftlicher Betriebe in Bayern
Die Entwicklungen der Betriebsgrößen innerhalb der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sind sehr heterogen.

Haupterwerbsbetriebe

  • Etwa 56 % der Haupterwerbsbetriebe von 2005 werden auch 2021 im Haupterwerb geführt. Ihre Betriebsgröße lag bereits 2005 mit durchschnittlich 47,2 ha LF über dem Mittelwert aller Haupterwerbsbetriebe von 40,7 ha LF.
  • Etwa 19 % der Haupterwerbsbetriebe von 2005 wurden bis 2021 in den Nebenerwerb überführt. Mit 30,4 ha LF/Betrieb war deren Flächenausstattung bereits 2005 kleiner als der Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe insgesamt. Diese Betriebe haben vermutlich aus arbeitswirtschaftlichen Gründen Fläche abgegeben. Ihre durchschnittliche Betriebsgröße betrug 2021 nur noch 22,9 ha LF.
  • Etwas weniger als 20 % der Haupterwerbsbetriebe wurden im Zeitraum von 2005 bis 2021 aufgegeben. Diese Betriebe hatten 2005 lediglich eine Flächenausstattung von 26,5 ha LF.

Nebenerwerbsbetriebe

  • Etwa 56 % der Nebenerwerbsbetriebe aus dem Jahr 2005 werden auch 2021 im Nebenerwerb bewirtschaftet. Ihre Betriebsgröße änderte sich nur geringfügig.
  • Auffallend ist, dass rund 39 % der Nebenerwerbsbetriebe aus dem Jahr 2005 bis 2021 aufgegeben wurden. Dieser Anteil ist fast doppelt so hoch wie bei den Haupterwerbsbetrieben.
  • Der Übergang vom Neben- in den Haupterwerb ist von untergeordneter Bedeutung.
  • Der stabile Anteil der Nebenerwerbsbetriebe an der Anzahl der Betriebe begründet sich in der Nachlieferung von ehemaligen Haupterwerbsbetrieben, die im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Der Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße der Nebenerwerbsbetriebe im Jahr 2021 im Vergleich zu 2005 ist ursächlich auf die ehemaligen Haupterwerbsbetriebe (mit größerer Flächenausstattung als die bereits bestehenden Nebenerwerbsbetriebe) zurückzuführen.

Ansprechpartnerin
Martina Halama
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
Menzinger Straße 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1245
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de