Pressemitteilung – 20. Oktober 2025, Ruhstorf an der Rott, Landkreis Passau
Gemeinsam Zukunft säen: Reallabor an Rott & Inn startet

Zunehmende Wetterextreme, Herausforderungen im Pflanzenschutz oder Schwankungen auf den Agrarmärkten setzen den bayerischen Ackerbau unter Druck. Gleichzeitig erschweren Regulierungen und gesellschaftliche Erwartungen die wirtschaftliche Planung vieler landwirtschaftlicher Betriebe. Um zukunftsfähige Antworten auf diese Herausforderungen zu finden, startet am LfL-Standort Ruhstorf nun das "Reallabor an Rott & Inn". Unter dem Motto "Gemeinsam Zukunft säen" erproben Landwirtinnen, Landwirte und Forschende innovative Wege zu einem ertragssicheren Ackerbau – praxisnah, regional und zukunftsorientiert. Am 6. November können sich Interessierte vor Ort persönlich informieren.

Diskussion mit Teilnehmern in einem Seminarraum. Zoombild vorhanden

Gemeinsam an der Zukunft arbeiten, das will das "Reallabor an Rott & Inn" (Foto: LfL).

Unter einem Reallabor wird im Allgemeinen ein zeitlich, räumlich oder sachlich begrenzter Testraum verstanden, in dem innovative Praktiken unter realen Bedingungen erprobt werden. Das vom bayerischen Landwirtschaftsministerium für vier Jahre geförderte, von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) moderierte und zusammen mit der Universität Passau sowie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wissenschaftlich begleitete Projekt geht neue Wege. Im Mittelpunkt stehen die landwirtschaftlichen Betriebe, großer Wert wird auf kooperative Beteiligung und breiten fachlichen Austausch gelegt. Ziel ist es, die Ertragssicherheit und – im weiteren Sinne – die Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe unter sich wandelnden klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen zu stärken.

Landwirtschaft im Dialog mit Wissenschaft und Gesellschaft

Im "Reallabor an Rott & Inn" arbeiten landwirtschaftliche Betriebe, Forschung und Beratung sowie Verbände und bestehende Netzwerke eng zusammen. Interessierte Landwirtinnen und Landwirte aus der Region können sich zu einem Demonstrationsbetriebsnetz zusammenschließen. Hier werden innovative acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen unter realen Betriebsbedingungen erprobt – unterstützt von Expertinnen und Experten der LfL und der beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen.

Ziel ist es, praxisnahe Lösungen mit hoher Akzeptanz und Übertragbarkeit zu entwickeln. Landwirtschaftliche Betriebe können darüber hinaus Methoden des betrieblichen Risikomanagements kennenlernen und sich mit dem Aufbau von Wertschöpfungsketten beschäftigen. Mögliche Maßnahmen liegen in den Bereichen Bodenbearbeitung, Strukturelemente, Erosionsschutz, alternative Pflanzenschutzverfahren, neue Ackerkulturen, digitale Technologien (vor allem Precision Farming) oder betriebliches Risikomanagement. Die Ergebnisse und Erfahrungen der Betriebe werden im Netzwerk diskutiert und bewertet. Maßnahmen, die in hohem Maße dem Gemeinwohl dienen, aber wirtschaftlich schwierig umzusetzen sind, können Impulse für zukünftige Förderprogramme liefern.

Beteiligung stärkt Innovation

Die Einbindung und Beteiligung von relevanten Gruppen und Personen (Stakeholder) stärkt die Erfolgsaussichten von zukunftsfähigen betrieblichen Konzepten und innovativen Maßnahmen auf den Feldern. Ein begleitendes Stakeholder-Forum, moderiert von der LfL, bringt Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Wertschöpfungsketten, Forschung, Bildung, Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammen. So entstehen tragfähige Konzepte, die über die Region hinauswirken können. Alle im "Netzwerk Landwirtschaft" Tätigen sind eingeladen, ihren Wissensschatz für das Vorhaben nutzbar zu machen.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Universität Passau (Prof. Anna Henkel) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Prof. Gesa Busch). Soziologinnen und Soziologen analysieren die Wissens- und Entscheidungsgrundlagen in landwirtschaftlichen Betrieben, Agrarökonominnen und Agrarökonomen optimieren Verfahren zum betrieblichen Risikomanagement und arbeiten an neuen Wertschöpfungsketten. Das "Reallabor an Rott & Inn" agiert als "Motor" auf dem Weg zu einer im umfassenden Sinne nachhaltigen Landwirtschaft und will als Vorbild über die Region hinaus ausstrahlen.

Mitmachen erwünscht!

Das Reallabor-Projekt versteht sich laut LfL als "Zukunftswerkstatt für resilienten Ackerbau". Alle interessierten landwirtschaftlichen Betriebe in der Region können sich aktiv einbringen, neue Wege ausprobieren und gemeinsam die Zukunft des Ackerbaus gestalten. Demobetriebe werden von der LfL begleitet, für ihren Aufwand finanziell entschädigt und in der Umsetzung auf dem Feld mit Knowhow und soweit möglich mit Spezialtechnik unterstützt. Das Heft des Handelns bleibt dabei weiterhin bei den Betrieben.

Interessierte Landwirtinnen und Landwirte können sich am Donnerstag, 6. November, ab 17.45 Uhr in Ruhstorf vor Ort informieren. In Halle 1 im Siemens Technopark, Hans-Loher Str.-32, werden das neue Reallabor und weitere Projekte vorgestellt. Informationen gibt es auch auf Anfrage unter Adresse Reallabor@lfl.bayern.de, Telefon 08161 8640 4650.

Diskussion mit Teilnehmern in einem Seminarraum.

Gemeinsam an der Zukunft arbeiten, das will das "Reallabor an Rott & Inn" (Foto: LfL).

Bild in Originalgröße

Vorführung auf einem Feld mit Zuhörern.

Das Reallabor-Projekt versteht sich als "Zukunftswerkstatt für resilienten Ackerbau". (Foto: LfL).

Bild in Originalgröße

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.