Pressemitteilung – 05. September 2025, Ruhstorf an der Rott, Landkreis Passau
LfL-Bodenschutzprojekt EARL geht in die Startphase

Seit drei Jahren hat die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) das Projekt zur Erosionsforschung vorbereitet und aufgebaut. Am Donnerstag hat Agrarministerin Michaela Kaniber nun das weltweit einzigartige Versuchsgelände "Erosion and Runoff Laboratory" (EARL) offiziell eröffnet. Ab der nächsten Vegetationsphase werden im niederbayerischen Hügelland bei Ruhstorf verschiedene Ackerbausysteme und Anbauverfahren untersucht, die vor Erosion schützen und mehr Niederschläge im Boden speichern. "Gesunde Böden sind unser größter Schatz. Sie sind die Grundlage für unser tägliches Brot, für sauberes Wasser und für das Leben vieler Generationen nach uns", sagte Ministerin Kaniber. "Um die wertvollen Böden zu bewahren, brauchen wir praxisnahe Lösungen, die unseren Landwirtinnen und Landwirten direkt helfen."

Drei Frauen und drei Männer durchschneiden ein Band.Zoombild vorhanden

Die Ehrengäste durchschneiden das Band. Jetzt ist die EARL-Versuchsanlage offiziell eröffnet (Foto: Rainer Winter, LfL).

Der Klimawandel mit seinen zunehmenden Trockenphasen und Starkregen macht die Bodenerosion zu einer großen Herausforderung für die Landwirtschaft. Denn die Erosion bedroht den Boden und damit die Lebensgrundlage der Betriebe. Doch noch ist zu wenig über die erosionsmindernde Wirkung von landwirtschaftlichen Systemen bekannt. Aus diesem Grund wurde bereits 2021 in Ruhstorf das Projekt zur Erforschung der Bodenerosion ins Leben gerufen. Im langjährigen Betrieb sollen im Hügelland praxistaugliche ackerbauliche Systeme, die eine Kombination verschiedener Anbauverfahren mit vielseitigen Fruchtfolgen und Bewirtschaftungssysteme darstellen, auf ihre erosionsmindernde Wirkung hin untersucht werden.

Auf Grundlage der Forschungsergebnisse werden Praxisempfehlungen zur Anpassung von Anbausystemen an die zunehmenden Starkregenereignisse in Hanglagen erarbeitet, die zusätzlich auf der Fläche besichtigt werden können. Die umfassenden Datenerhebungen bei EARL lassen zusätzliche wissenschaftliche Erkenntnisse zum Bodenwasserhaushalt, Bodenabtrag sowie Pflanzenschutzmittel- und Nährstoffausträgen von landwirtschaftlichen genutzten Flächen erwarten. Die Versuchsanlage soll einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die ökonomische Erzeugung der wichtigsten Anbaukulturen langfristig sicherzustellen und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen wie Boden und Gewässer besser zu schützen.

Die Anlage bei Ruhstorf ist rund sechs Hektar groß und hat eine homogene Neigung von acht bis elf Prozent. Auf dieser Fläche befinden sich 36 Versuchsparzellen mit je 55 Meter Länge und sechs Meter Breite, auf denen die Erosion durch den natürlichen Niederschlag gemessen wird. Für die Messung der Austräge wird der Oberflächenabfluss unterhalb jeder Parzelle mit einer Betonrinne aufgefangen und über Rohrleitungen in Messcontainer geleitet. Bisherige Versuche beschränkten sich auf die Erosivität einzelner Kulturen. Die enormen Datenmengen unterschiedlicher Variablen, die das EARL-Projekt künftig liefern wird, ermöglichen die Betrachtung von kompletten Fruchtfolgen in drei verschiedenen, praxisrelevanten Bodenbewirtschaftungs-Regimen über viele Jahre hinweg. Dadurch können landwirtschaftlich relevante Rückschlüsse für die Erosionsminderung gezogen werden, die auf einer praxisnahen Forschung basieren.

Nach der Aufbauphase kann das Projekt nun Schritt für Schritt in den Betrieb übergehen. Zunächst wird unter dem natürlichen Niederschlagsregime ein Testbetrieb durchgeführt. Parallel dazu entwickelt der akademische Forschungspartner, die Universität Augsburg, die Methodik zur Skalierung der Messergebnisse von der Feld- auf die Landschaftsebene. Auch die Etablierung des nationalen und internationalen Wissenstransfers auf der Forschungsplattform findet in dieser Phase statt.

Die in dieser Form bisher einzigartige Versuchsanlage wird vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium gefördert. Sie soll einerseits den Landwirten praxisnahe Empfehlungen zu den verschiedenen Anbausystemen gegeben werden, gleichzeitig stellt sie der Wissenschaft einen umfänglichen Datensatz zur Weiterentwicklung der Erosionsforschung und des Wissenstransfers zur Verfügung. Die Gesellschaft soll mit dieser Anlage aber auch über die Zusammenhänge von Pflanzenbau, Klima- und Umweltschutz informiert werden. LfL-Vizepräsidentin Dr. Annette Freibauer: "Die Anbausysteme haben viele Vorteile: sie schützen nicht nur gegen Erosion, sondern auch in Dürreperioden. Sie speichern mehr Niederschlag im Boden und sichern stabile Erträge, wenn das Wetter im Klimawandel immer extremer wird."

Die Ministerin am Rednerpult.

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei ihrer Ansprache (Foto: Rainer Winter, LfL).

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Drei Frauen und drei Männer durchschneiden ein Band.

Die Ehrengäste durchschneiden das Band. Jetzt ist die EARL-Versuchsanlage offiziell eröffnet (Foto: Rainer Winter, LfL).

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Versuchsfeld aus der Luft.

Das EARL-Versuchsgelände aus der Luft (Foto: LfL).

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EARL-Skizze: Übersichtsplan des Versuchaufbaus.

Der Übersichtsplan des EARL-Versuchsaufbaus.

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Logo mit stilisiertem Wassertropfen.

Das Logo des LfL-Bodenschutz-Projekts EARL.

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LfL-Vizepräsidentin Dr. Annette Freibauer bei ihrer Ansprache.

LfL-Vizepräsidentin Dr. Annette Freibauer (Foto: Rainer Winter, LfL).

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.