Pressemitteilung – 04. April 2024, Freising
Im Fokus: Agrovoltaik auf Grünland
Die Nutzung von Grünland für die Agrovoltaik stand in diesem Jahr im Fokus der "Weihenstephaner Grünlandgespräche" am 18. und 19. März auf dem Campus in Freising. Zur Expertentagung, die bereits zum zweiten Mal in Weihenstephan stattfand, hatten die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zusammen mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Technischen Universität München (TUM) eingeladen, unterstützt durch die Arbeitsgemeinschaft für Grünland- und Futterbau (AGGF).
Agrovoltaik-Anlagen führen zu deutlich geringeren Verlusten an landwirtschaftlichen Nutzflächen. (Foto: Janine Nachtsheim)
Die Nutzung von Agrovoltaik auf Grünland stand in diesem Jahr besonders im Zentrum der Veranstaltung. Denn diese Anlagenform führt im Vergleich zu den bisher üblichen Fotovoltaikanlagen zu deutlich geringeren Verlusten an wertvollen landwirtschaftlichen Nutzflächen. Sie kann neuerdings auch auf Grünland genehmigt werden und ist damit möglicherweise eine Chance für den Ausbau der regenerativen Energien, aber gleichzeitig auch für den Erhalt einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Nutzung. Die Bedeutung dieser Anlagenform kann man auch daran festmachen, dass in Bayern gerade Versuchsanlagen zu einer Vielzahl von Fragestellungen in der Projektierung, bereits im Bau sind oder seit kurzem betrieben werden. Die Bandbreite der diskutierten Fragen war groß: Sie reichte von technischen, baulichen Fragen hin zu konkreten Details wie beispielsweise "Wie entwickeln sich die Grünlandbestände hinsichtlich Artenzusammensetzung, Ertrag und Futterqualität? Wie lassen sich die klassischen Nutzungsformen von Kurzrasenweide über Mutterkuhhaltung bis hin zur Weide für Schafen, Ziegen und Gänsen mit Agrovoltaik kombinieren? Wie ist die Praxistauglichkeit bei der im Grünland häufigen Neigung von Flächen?" Bei der Erörterung der sich gerade etablierenden Normen und Vorgaben in diesem Bereich wurde deutlich, dass die Diskussion aktuell von Anlagenentwicklern dominiert scheint. Daher sollten die Stakeholder der Landwirtschaft mit ihrer fachlichen Expertise nach Überzeugung der Teilnehmer künftig stärker einbezogen werden.
Im Bereich Wertschöpfung durch Artenvielfalt im Grünland lag der Schwerpunkt der Veranstaltung auf den Möglichkeiten einer sinnvollen innerbetrieblichen Verwertung der Aufwüchse extensiv genutzter Grünlandflächen. Beispielhafte Lösungen, wie dies gelingen kann, werden jedes Jahr im Rahmen der Wiesenmeisterschaften prämiert. In der Diskussion wurde deutlich, dass in vielen Betrieben bereits eine flächenangepasste, betrieblich abgestufte Grünlandbewirtschaftung etabliert ist, dass es aber ebenso noch eine große Zahl an Betrieben gibt, die hier noch Potenzial haben.
Die breite Bedeutung von Grünland für Bayern wurde sowohl vom LfL-Präsidenten Stephan Sedlmayer, wie auch in den Grußworten der Dekanin TUM School of Life Sciences, Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner, und des Dekans der Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme der HSWT, Prof. Dr. Martin Spreidler, herausgestellt. Denn Grünland und Feldfutterbau spielen im Freistaat eine Schlüsselrolle als Futtergrundlage für die Rinderhaltung – insbesondere die Milchviehhaltung – und somit für das Einkommen eines erheblichen Teils der bayerischen Landwirtschaft. Gleichzeitig ist die Bedeutung von Grünland für Artenvielfalt, Biotopschutz, Bodenschutz und zum Schutz von Gewässern unbestritten. So liegen die meisten Wasserschutzgebiete unter Grünland.
Zum Erhalt der Artenvielfalt, wie auch der Vielzahl an Pflanzengesellschaften im Grünland, ist jedoch meist die Bewirtschaftung notwendig, die diese Diversität historisch erst ermöglicht hat. Mit den "Weihenstephaner Grünlandgesprächen" sollen daher zentrale Fragestellungen erörtert werden, wie grünlandbewirtschaftende Betriebe zukünftig erfolgreich und nachhaltig bewirtschaftet und zugleich die Artenvielfalt und genetische Diversität innerhalb der Arten erhalten werden können. Der intensive Austausch zwischen Vertretern der Landwirtschaftsverwaltung, den Fachverbänden und dem universitären Bereich dient einerseits der Standortbestimmung, gleichzeitig aber auch der Weiterbildung zu aktuellen Grünlandthemen. Die Teilnehmer an der diesjährigen Veranstaltung waren sich einig, dass der Bereich Grünland ein gutes Beispiel für die bereits jetzt von den Forschenden und Lehrenden gelebte Zusammenarbeit der Institutionen am Campus Weihenstephan darstellt.
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Agrovoltaik-Anlagen führen zu deutlich geringeren Verlusten an landwirtschaftlichen Nutzflächen. (Foto: Janine Nachtsheim)
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.