Pressemitteilung – 30. September 2021, Freising
Preise für artenreiche Wiesenbewirtschaftung verliehen – Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft und BUND Naturschutz ehren mit einer Festveranstaltung in Mühldorf Landwirtefamilien für ihr Engagement für mehr Vielfalt

27 landwirtschaftliche Betriebe haben sich an der Wiesenmeisterschaft, einem Gemein-schaftsprojekt von BUND Naturschutz in Bayern (BN) und Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) beteiligt.

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Wiesenmeister Kurz (Heinz, S.)

Der Wiesenwettbewerb findet jährlich in einer anderen Region Bayerns statt, in diesem Jahr im Landkreis Mühldorf, unterstützt von der dortigen Ökomodellregion. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Leistungen besonders engagierter Bäuerinnen und Bauern für den Erhalt artenreicher Wiesen und Weiden zu würdigen. Alle 27 Wiesen wurden zunächst nach einem Punktesystem für Artenvielfalt, Kulturlandschaftswert und nach landwirtschaftlichen Kriterien wie Futterertrag und landwirtschaftliches Nutzungskonzept bewertet. Eine Fachjury mit Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft traf dann bei einer Rundfahrt im Juni die Entscheidung über die sechs besten Betriebe. Die drei ersten Preisträger sind in diesem Jahr alles Vollerwerbsbetriebe.

In Ihrer Festrede wies Beate Rutkowski, stellvertretende Landesvorsitzende des BUND Naturschutz auf die Bedeutung von Wiesen und Weiden als ´Multitalente` für die Biodiversität und zum Schutz von Boden, Klima und Wasser hin: „Die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern für die arbeitsaufwändige Pflege der Wiesen, Futterwerbung, Viehaustrieb oder Weidemanagement muss bei der Agrarförderung künftig noch besser berücksichtigt werden. Auch eine mengenbezogene Regulierung des Milchmarktes ist notwendig, um Einkommen aus der Grünlandbewirtschaftung zu sichern.“ Erfreut zeigte sich Rutkowski auch über die innovativen Ansätze der Beweidung und regionalen Fleischverarbeitung- und Vermarktung einzelner Preisträger.

Stephan Sedlmayer, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, dankte allen Wiesenmeistern für ihren besonderen Einsatz. „Bäuerliche Betriebe prägen mit artenreichen Wiesen das Gesicht der bayerischen Landschaft. Dafür sind viel Einsatz und Wissen bei den Landwirten nötig. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft forscht hier, um zuverlässige Daten und Methoden für die Beratung in der Praxis zur Verfügung zu stellen. Finanziell werden die Landwirte in Bayern mit einem bundesweit herausragenden Angebot an Agrarumweltmaßnahmen für freiwillige Umweltleistungen honoriert. Auch die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Grünlandstandorte dienen als Gegengewicht zu den global wirksamen Marktkräften“, so Sedlmayer.

Die glücklichen Gewinner

„Eigentlich gibt es nur Gewinner“, stellten die Veranstalter gemeinsam fest, „denn die Unterschiede zwischen den Preiskategorien sind gering und alle beteiligten Landwirtefamilien tragen zur Naturschönheit und Erhaltung der Artenvielfalt in ihrem Landkreis bei.“

Den ersten Preis, einen Gutschein für einen Aufenthalt im Biohotel im Wert von 500,- der von den Veranstaltern zur Verfügung gestellt wurde, erhielt der Milchvieh- und Bullenmast Betrieb von Georg Kurz, aus Hungeröd bei Neumarkt - Sankt Veit. Der Vollerwerbsbetrieb bewirtschaftet neben der Siegerwiese noch viele weitere extensive Grünlandflächen. Die artenreiche Glatthaferwiese, die meist erst Mitte Juli gemäht wird, ist im Frühsommer komplett mit einem bunten Teppich an Wiesenblumen, von den violetten Glocken- und Wiesenflockenblumen, über die Wiesen-Margerite bis zu Wiesenbocksbart überzogen. Sogar ein kleiner Bestand der Trollblumen wurde erhalten. Der Aufwuchs wird vollständig zur Fütterung des Tierbestands verwendet.

Als zweite Preisträger wurden Josefine und Matthias Reißaus, aus Oberneukirchen mit einem Gutschein für einen Aufenthalt im Biohotel im Wert von 300 € ausgezeichnet. Der Mutterkuhbetrieb mit der Rasse Murnau-Werdenfelser hält auch Wasserbüffel. Die Siegerweide, eine seggenreiche Nasswiese mit (Bach-)Hochstaudenflur beeindruckte durch die vollständig ausgeprägte Pflanzengesellschaft mit u. a. Wiesenknöterich, Mädesüß, Bachnelkenwurz, Knöllchen-Steinbrech, oder Kleinem Baldrian. Der Naturland-Betrieb hat auch eine Direktvermarktung des Rindfleisches am Hof aufgebaut.

Dritter Preisträger wurde Sebastian Sonner aus Reichertsheim. Er erhält Geldgutscheine im Wert von 150 Euro, bereitgestellt von der UNB am Landratsamt und dem Kreisverband der Imker. Der Milchviehbetrieb mit Biogasanlage im Vollerwerb bewirtschaftet eine Wiese am Steilhang, die nur mit sorgfältiger Handarbeit bewirtschaftet werden kann. Ohne die landwirtschaftliche Nutzung würde diese rechts und links der Straße liegende Wiesenlandschaft schon verbuscht sein. So haben Frauenmantel, Glockenblume, der Wiesen-Pippau, Wilde Möhre, Witwenblume, Wiesen-Platterbse und viele andere Wiesenblumen eine dauerhafte Heimat.

Auf dem vierten, fünften und sechsten Platz durften sich die Betriebe von Franz Wieser aus Kirchdorf, Johann und Roswitha Zott, aus Maitenbeth und
Georg Hans aus Obertaufkirchen über einen Obstbaum freuen, bereitgestellt vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege.

Allen Teilnehmern wurde ein Preis überreicht, denn 20 Verbände und Organisationen haben den Wettbewerb bekannt gemacht und mit vielfältigen Geld-, Sach- und Buchpreisen unterstützt. Eine vollständige Liste der Unterstützer findet sich auf der Webseite des BN: https://www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html

Neben den gespendeten Preisen erhalten alle Teilnehmer auch eine Urkunde, ein Poster mit Fotos aller Teilnehmer sowie ein Foto und eine Artenliste ihrer Wiese.

Kontakt für Fachfragen
Tel. 08161 8640-5826
E-Mail: wiesenmeisterschaft@LfL.bayern.de

Siegerehepaar auf blühender Wiese

Wiesenmeister Kurz (Heinz, S.)

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7 Jurorinnen und Juroren der Meisterschaft in einer Wiese

Wiesenmeisterjury (Gleixner, LfL)

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Alle Gewinner der Wiesenmeisterschaft auf einem Bild mit Preisen

Die Wiesenmeister (Heinz, LfL)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.