Gemeinsame Erfolge des Operativen Rahmenziels in der Schweinemast
Praktische Umsetzung der nährstoffangepassten Schweinefütterung – Eine bayerische Erfolgsgeschichte

Schwein, Ansicht von vorne

Vor sechs Jahren startete das "Operative Rahmenziel zur nährstoffangepassten Fütterung in der Schweinemast".

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) kann in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Fleischerzeugerringen und dem Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V (LKV Bayern e.V.) erfolgreich dokumentieren, dass die bayerische Schweinehaltung ihren Beitrag zur umwelt- und klimafreundlichen Landwirtschaft leistet.

Was sollte mithilfe des "Operativen Rahmenziels" erreicht werden?

Um nährstoffangepasste Fütterungsverfahren in der Praxis noch konsequenter umzusetzen, legten das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das LKV Bayern e.V. und das Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der LfL gemeinsam mit den Fleischerzeugerringen ein "Operatives Rahmenziel" zur Rohproteinreduzierung in der Schweinemast fest. Ziel ist es, die Vorteile der nährstoffangepassten Fütterung hinsichtlich Umweltwirkung, Tierwohl sowie der Ökonomie aufzuzeigen und die Nährstoffanpassung noch konsequenter umzusetzen. Im Zentrum stand die Rohprotein- und Phosphoranpassung in Schweinemastrationen an die aktuellen Forschungsergebnisse und Beratungsempfehlungen. Diese Anpassungen tragen zur Optimierung der Nährstoffkreisläufe und Reduktion der Emissionen in der Erzeugung von Schweinefleisch bei.
Neue Methodik in der Beratung
Die Ergebnisse zeigen, der Wissenstransfer und die Wissensimplementierung aus der praxisorientierten LfL-Forschung in die landwirtschaftliche Praxis funktionieren. Voraussetzungen sind gemeinsame Ziele und ein systematisches Controlling der eigenen Beratungsarbeit. Was man nicht misst kann man nicht lenken. Aus diesem Grund wurden quantifizierbare Ziele sogenannte „operative Rahmenziele“ zur Richtschnur im Wissenstransfer.
Die Formulierung von operativen Rahmenzielen bietet die Möglichkeit Arbeitsschwerpunkte zu definieren und den Beteiligten Unterstützung und Orientierung zu geben. Deshalb wurde ein operatives Rahmenziel für die Schweinemast formuliert. Es lautet: „Die nährstoffangepasste Fütterung von Schweinen stellt einen Beitrag zum Gewässerschutz dar. Der Anteil an Mastschweinen, deren Ration im Mittel der Mast weniger als 160 Gramm Rohprotein je Kilogramm Trockenfutter mit 88 % Trockenmasse aufweist, ist bis zum Jahr 2021 um 6 % was etwa 180.000 Tieren entspricht gesteigert.“
Die dafür notwendigen Daten wurden im Rahmen der Leistungsprüfung durch den LKV Bayern vierteljährlich erfasst. Der Auswertung lagen zuletzt Mastleistungsergebnisse von 20.120.208 Tieren zugrunde. Die Daten wurden an das LfL-Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft weitergegeben, hier ausgewertet und die Ergebnisse wieder an die Verbundberatung rückgemeldet.

Messbare Erfolge

Säulendiagramm, das den fallenden Rohproteingehalt in der mittleren Mastration darstelltZoombild vorhanden

Entwicklung des Rohproteingehalts in der mittleren Mastration

Durch die Beratung und passende Rahmenbedingungen reduzierte sich der durchschnittliche Rohprotein- und Phosphorgehalt. Die im LKV Bayern e.V. organisierten Schweinemastbetriebe konnten im Zeitraum von 2015 bis 2021 den Rohproteingehalt in ihren Rationen um 10 % absenken und damit einen aktiven Beitrag zur Reduktion der Ammoniak- und Nitratemissionen aus der Nutztierhaltung leisten. Der Phosphorgehalt konnte ebenfalls um 10 % abgesenkt und somit die Ausscheidungen erheblich reduziert werden. Rund 60 % der in Bayern gehaltenen Mastschweine sind in diesen Auswertungen erfasst, was die große Bedeutung der mehrjährigen Ergebnisse unterstreicht.

Der Erfolg in Zahlen

  • Die Auswertung umfasst rund 20 Millionen Mastschweine bzw. 60 % der in Bayern gehaltenen Mastschweine.
  • Rohproteinabsenkung im Zeitraum von Juli 2015 – Juni 2021 beträgt 15,6 Gramm Rohprotein im „Mittleren Mastfutter“. Das bedeutet eine Absenkung von 10 %.
  • Phosphorabsenkung im Zeitraum von Juli 2016 – Juni 2021 beträgt 0,53 Gramm Phosphor im „Mittleren Mastfutter“. Das bedeutet eine Absenkung von 11 %.
  • Trotz N-/P-Reduzierung wurden Schlacht- und Mastleistung nicht negativ beeinflusst!
  • Wird eine 10 bis 11 %-ige Ammoniakminderung je 10 Gramm Rohproteinminderung unterstellt (Sajeev et al., 2017), reduzierten die beim LKV Bayern e.V. organisierten bayerischen Schweinemäster in den letzten sechs Jahren die Ammoniakemissionen in der Schweinehaltung um rund 16 %.
Ausführliche Ergebnisdarstellung
Die Rohproteingehalte der "Mittleren Mastmischung" der Schweinemastrationen der beim LKV Bayern e.V. organisierten Betriebe werden über das EDV-Programm „Ring-Mast-Schwein“ erhoben und vierteljährlich ausgewertet. Die Mittlere Mastmischung ist definiert als gewichteter durchschnittlicher Nährstoffgehalt je Kilogramm Futter und berechnet sich aus den Rationsberechnungen und den jeweiligen Futterverbräuchen.
Zu Beginn der Auswertung im Juli 2015 lag der durchschnittliche Rohproteingehalt bei 167 Gramm pro Kilogramm Trockenfutter. Im Juli 2021 ergab die Auswertung einen Wert von 151,4 Gramm pro Kilogramm Trockenfutter.
Obwohl die Rohproteingehalte der Rationen sukzessive zurückgingen, hat diese Reduzierung keine negativen Auswirkungen auf die biologischen Leistungen oder Schlachtleistungen der Mastschweine (siehe Abbildung). Der Muskelfleischanteil konnte, trotz Absenkung des Rohproteins von durchschnittlich 59,1% (Stand März 2016) auf 59,7% (Stand Juni 2021) auf hohem Niveau gehalten werden.

Diagramm, aus dem hervor geht, dass bei fallenden Rohproteingehalten in der mittleren Mastration der Musklefleischanteil im Schlachtkörper gleich bleibt beziehungsweise zunimmt

Erfolgsfaktoren für die nährstoffangepasste Fütterung

  • Bei der Rationsgestaltung auf die Versorgungsempfehlungen vertrauen und auf Sicherheitszuschläge verzichten.
  • Den Rationsanteil der Eiweißkomponenten mit klarer Strategie absenken.
    Den größten Effekt hat die Absenkung der Eiweißfuttermittel in der Endmast. Hier werden die größten Futtermengen gefressen und gleichzeitig sinkt der Bedarf an essenziellen Aminosäuren.
  • Einsatz moderner Mineralfutter- und Ergänzerkonzepte.
    Die Absenkung des Rohprotein- und Phosphorgehalts in den Rationen ist durch Zulage freier Aminosäuren und den Einsatz leistungsfähiger Phytasen möglich.
  • Anzustreben sind eine hohe Futterverwertung und gleichzeitig niedrige Futterverluste.
  • Futterkurven im Blick haben!
    Einzelne Futterphasen insbesondere zu Mastbeginn dürfen nicht zu lange gefüttert werden, sondern sind an die tatsächliche Gewichtsentwicklungen anzupassen.
  • Phasenfütterung ist nicht gleich N-/P-Reduzierung aber dennoch wichtig!
    Für eine möglichst nährstoffangepasste Mastschweinefütterung ist eine „Multiphasen-Fütterung“ nicht zwingend notwendig, aber je mehr Phasen, desto stärker kann der Rohprotein- und Phosphorgehalt abgesenkt werden.
  • Was kommt beim Tier an?
    Je stärker die Rohprotein- und Phosphorgehalte abgesenkt werden, desto größer ist die Bedeutung von Futteruntersuchungen.
  • Ausrichtung der Pflanzenproduktion auf die Tierhaltung
    Wenn Futtermittel durch den betriebseigenen Pflanzenbau erzeugt werden, muss bereits bei z.B. Sortenwahl und Düngestrategie auf die Anforderungen der Tierhaltung geachtet werden.

Wichtige Erkenntnisse für Beratung und Praxis

  • Angewandte Versuche, aber auch unabhängige Praxiserhebungen, sind für die Verbundberatung zur erfolgreichen Umsetzung nährstoffangepasster Fütterungsverfahren wichtig.
  • Die Auswertungen des "Operativen Rahmenziels" zeigen, dass sich nährstoffangepasste Fütterungsverfahren in Bayern etablieren und die Beratungskonzepte der Verbundberatung, angenommen sowie konsequent umgesetzt werden.
  • Die Implementierung nährstoffangepasster Fütterungsverfahren muss weiter forciert werden, um die Nährstoffausscheidungen weiter zu reduzieren und das Tierwohl zu fördern.
  • Verschärfungen im Bereich der Dünge- (z.B. StoffBilV) und Umweltgesetzgebung (z.B. TA Luft) werden den Druck auf nährstoffreduzierte Fütterungsverfahren hoch halten.

Beteiligte Institutionen

  • Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
  • Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Grub
  • Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
  • Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V.
  • Fleischerzeugerringe

Ansprechpartner
Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft,
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Stadtschwarzacher Straße 18
97359 Schwarzach am Main
Tel.: 08161 8640-1826
E-Mail: Tierernaehrung@LfL.bayern.de