Absenkung des Phosphors im Futter für Mastschweine: Auswirkungen auf Leistung, Fundament und Knochen

Schweine in der Box

Die Ausscheidungen von Stickstoff und Phosphor über die Tiere gilt es weiter zu minimieren, zumal eine Novellierung der seit 2017 bestehenden Düngeverordnung 2020 durchgeführt wurde. Die Mast von Schweinen mit sehr geringen Mengen an beziehungsweise gänzlich ohne mineralischen Phosphor im Mineralfutter wird deshalb propagiert. Praktiker und Forscher berichten diesbezüglich von guten Leistungen bei reduzierten Phosphorgehalten. Andererseits gibt es auch Berichte von geringeren täglichen Zunahmen bei starker Phosphorreduzierung im Leistungsbereich über 1000 Gramm tägliche Zunahmen. In einer Versuchsreihe mit Mastschweinen in Schwarzenau wurde getestet, wie sich das gänzliche Weglassen von mineralischem Phosphor im Mineralfutter auf die Leistung, die Phosphorbilanz, dem Bewegungsapparat sowie die Knochen auswirkt.

Versuchsdurchführung

Insgesamt wurden vier Fütterungsversuche am Versuchs- und Ausbildungszentrum des Staatsgutes Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 96 (Versuch 1 und 4), 48 (Versuch 2) und 192 (Versuch 3) Mastläufer ausgewählt und nach Lebendmasse, Geschlecht und Abstammung gleichmäßig auf vier (Versuch 1 und 4) beziehungsweise zwei Versuchsgruppen (Versuch 2 und 3) aufgeteilt. In Versuch 1, 2 und 4 wurde den Tieren das Futter an Abrufstationen mit automatischer Futterverwiegung für das Einzeltier zugeteilt. In Versuch 3 wurde flüssig am Langtrog mit Sensortechnik gefüttert.

Versuch 1

  • Gruppe A, Kontrolle: 2,5 Prozent Phosphor im Mineralfutter während der gesamten Mast
  • Gruppe B, Phosphorreduzierungsstufe 1: 2,5 Prozent Phosphor im Mineralfutter der Vor- und Mittelmast; 0,1 Prozent Phosphor im Mineralfutter der Endmast
  • Gruppe C, Phosphorreduzierungsstufe 2: 2,5 Prozent Phosphor im Mineralfutter der Vormast; 0,1 Prozent Phosphor im Mineralfutter der Mittel- und Endmast
  • Gruppe D, Phosphorreduzierungsstufe 3: 0,1 Prozent Phosphor im Mineralfutter während der gesamten Mast

Versuch 2

  • Gruppe A, Kontrolle: 1,5 Prozent Phosphor im Mineralfutter während der gesamten Mast
  • Gruppe B, Kein Phosphor im Mineralfutter während der gesamten Mast

Versuch 3

  • Gruppe A, Kontrolle: 1,5 Prozent Phosphor im Mineralfutter während der gesamten Mast
  • Gruppe B, 1,5 Prozent Phosphor im Mineralfutter zu Mastbeginn, kein Phosphor im Mineralfutter während der Mittel- und Endmast

Versuch 4

  • Gruppe A: 1,5 Prozent Phosphor und 18 Prozent Kalzium im Mineralfutter während der gesamten Mast
  • Gruppe B: 1,5 Prozent Phosphor und 18 Prozent Kalzium im Mineralfutter der Anfangs- und Mittelmast, kein Phosphor und 16 Prozent Kalzium im Mineralfutter der Endmast
  • Gruppe C: 1,5 Prozent Phosphor und 18 Prozent Kalzium im Mineralfutter der Anfangsmast, kein Phosphor und 16 Prozent Kalzium im Mineralfutter der Mittel- und Endmast
  • Gruppe D: Kein Phosphor und 16 Prozent Kalzium im Mineralfutter während der gesamten Mast
In allen Mineralfuttermitteln von Versuch 1 waren 30.000 Einheiten (FYT) einer 6-Phytase enthalten. In Versuch 2 und 3 waren die Mineralfutter mit 4.170 Einheiten (OTU) einer anderen 6-Phytase ausgestattet. In nachfolgender Tabelle sind die analysierten Phosphorgehalte der einzelnen Versuchsmischungen der Versuche zusammengestellt.
Versuch 1 bis 4: Phosphorgehalte im Futter in den Gruppen und Mastabschnitten in Gramm pro Kilogramm Futter
AnfangsmastMittelmastEndmast
Versuch 1Gruppe A4,34,03,8
Gruppe B4,34,03,1
Gruppe C4,33,33,1
Gruppe D3,63,33,1
Versuch 2Gruppe A4,44,03,6
Gruppe B3,63,63,3
Versuch 3Gruppe A4,03,93,8
Gruppe B4,03,83,1
Versuch 4Gruppe A4,04,03,8
Gruppe B4,04,03,3
Gruppe C4,03,33,3
Gruppe D3,63,33,3
Neben den Mast- und Schlachtleistungsparametern wurde zusätzlich in den Versuchen 1 und 2 eine Fundamentbeurteilung anhand der "Linearen Beschreibung" nach Hilgers und Höhn durchgeführt. Darüber hinaus wurden in Versuch 1 der Aschegehalt im Oberarmknochen sowie der Kalzium- und Phosphorgehalt in der Knochenasche ermittelt.

Ergebnisse

Die Mast- und Schlachtleistungen sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. Versuch 1 startete mit einem Ferkelgewicht von knapp 33 Kilogramm, während es in den Versuchen 2, 3 und 4 nur etwa 28 Kilogramm waren. Dies erklärt unter anderem die Leistungsunterschiede zwischen den Versuchen.

Die Herausnahme von mineralischem Phosphor aus den Rationen beeinflusste in den Versuchen 1 und 2 weder die Mast- noch die Schlachtleistungen signifikant.

In Versuch 3 wurden signifikant niedrigere Tageszunahmen sowie ein signifikant ungünstigerer Futteraufwand pro kg Zuwachs in der Testgruppe mit Phosphorreduzierung festgestellt.

Kein signifikanter Effekt der Phosphorreduzierung auf täglichen Zunahmen und auf den Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs war in Versuch 4 zu verzeichnen. Die Gruppen mit Phosphorreduzierung hatten jedoch einen zum Teil signifikant niedrigeren Futterabruf aus den Stationen.

In Versuch 1 wurden keine signifikanten Unterschiede im Aschegehalt im Oberarmknochen (Os humerus) festgestellt. Der Aschegehalt lag in Behandlung D numerisch etwas niedriger. Auf den Phosphor- und Kalziumgehalt in der Knochenasche zeigte die Phosphorreduzierung im Mineralfutter keinen gerichteten Effekt. Signifikant höhere Werte wurden in Behandlung B mit 0,1 Prozent Phosphor im Mineralfutter ab 90 Kilogramm Lebendmasse gefunden.
Versuch 1 bis 4: Mastleistung und Schlachtkörperbeurteilung
Tägliche Zunahmen (g)Futterabruf (kg/Tier)Futteraufwand (g/kg Zuwachs)Muskelfleischanteil (%)Fleischanteil im Bauch (%)
Versuch 1Gruppe A8462,22,661,058,8
Gruppe B8062,12,760,758,7
Gruppe C8242,22,760,858,8
Gruppe D8272,22,760,458,3
Versuch 2Gruppe A7612,02,660,859,4
Gruppe B7892,12,760,859,2
Versuch 3Gruppe A8142,22,860,359,2
Gruppe B7812,32,960,659,2
Versuch 4Gruppe A7662,22,860,659,7
Gruppe B7222,02,860,361,4
Gruppe C7332,02,860,661,6
Gruppe d7322,12,860,661,3
Versuch 1: Knochenmineralisierung
Gruppe AGruppe BGruppe CGruppe D
Asche im Knochen (%)67,467,367,965,8
Kalzium in der Knochenasche (g/kg)366419361367
Phosphor in der Knochenasche (g/kg)188214182187
Bei der Fundamentbeurteilung anhand der Linearen Beschreibung waren in Versuch 1 und 2 keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen zu erkennen. Alle Merkmale lagen sowohl bei Mastbeginn als auch kurz vor dem Schlachttermin nahe am Optimum bei einer nur geringen Streuung.

Fazit

In den Versuchen ließen sich durch die Reduzierung des mineralischen Phosphors im Mineralfutter die Phosphorausscheidungen deutlich reduzieren (11 bis 25 Prozent). Während sich in den Versuchen 1 und 2 kein negativer Effekt auf Futteraufnahme und Leistung zeigte, konnte dies im 3. Versuch nicht bestätigt werden. Die Testgruppe hatte hier um 35 Gramm signifikant niedrigere Tageszunahmen. Ein sehr niedriger Phosphorgehalt im Endmastfutter sowie ein Influenzaausbruch zu Beginn des Versuchs könnten ursächlich dafür sein.
Im nachgeschobenen Versuch 4 konnte wiederum kein Einfluss der Phosphorreduzierung im Versuchsmittel auf die Tageszunahmen festgestellt werden. In diesem Versuch ging jedoch der Futterabruf bei Phosphorreduzierung zum Teil signifikant zurück.
Die unterschiedlichen Ergebnisse aus der Versuchsreihe verdeutlichen, dass hier noch ein erheblicher Forschungsbedarf besteht.

Projektinformation
Projektleiter: Dr. W. Preißinger
Projektbearbeiter: S. Scherb, G. Propstmeier, A. Nüßlein
Laufzeit: Januar 2017 bis Juli 2020