Maissilage an tragende Zuchtsauen
Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung müssen bis eine Woche vor dem erwarteten Abferkeltermin Sauen ein Alleinfutter mit mindestens 8 Prozent Rohfaser in der Trockenmasse erhalten beziehungsweise es muss sichergestellt werden, dass die Sauen täglich mindestens 200 Gramm Rohfaser aufnehmen können. In der Praxis wird dies vor allem durch den Einsatz spezieller Fasermixe erreicht. Die Kosten für diese Spezialfutter liegen jedoch um bis zu 10 Euro pro Dezitonne über dem Preis von Getreide. Eine Alternative dazu wäre es, Raufutter wie zum Beispiel. Maissilage einzusetzen. Maissilage soll sich, wie Berichte aus der Praxis zeigen, positiv auf die Darmgesundheit der Sauen auswirken.
In den vergangenen Jahren fand der Einsatz faserreicher Futtermittel vorwiegend aus arbeitstechnischen Gründen nur wenig Beachtung. Neue technische Entwicklungen wie Fütterungsroboter, spezielle Futterbänder oder der pneumatische Futtertransport machen Maissilage als Rohfaserträger und als „Wühlfutter“ für Zuchtsauen wieder interessant.
Versuchsdurchführung
Die Untersuchungen wurden von März 2014 bis Februar 2016 am Lehr-, Versuchs- und Fach-zentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Dazu standen drei der insgesamt sieben Sauengruppen der Herde, die im 3-Wochen-Rhythmus geführt wird, zur Verfügung. Aus technischen Gründen mussten die Behandlungen zeitlich versetzt geprüft werden. Jeweils eine Sauengruppe wurde der Kontrollgruppe und der Maissilagegruppe zugeordnet. Die Tiere der dritten Gruppe wurden im Verlauf des Versuchs in den einzelnen Produktionszyklen abwechselnd mit und ohne Maissilage versorgt.
Folgende Behandlungsgruppen standen zur Auswertung an:
- Maissilagegruppe: 2 Kilogramm Maissilage (Frischmasse) pro Tier und Tag ab dem 28. Trächtigkeitstag bis eine Woche vor dem errechneten Abferkeltermin
- Kontrollgruppe: keine Vorlage von Maissilage während der Tragezeit
- Wechselgruppe: Wechsel zwischen Maissilagevorlage und Kontrollfütterung nach jedem Produktionszyklus
Vorlage der Maissilage von Hand
Der Verbrauch an Tragefutter und die Lebendmassen der Sauen wurden täglich an Abrufstationen erfasst.
Weitere Lebendmassebestimmungen fanden bei Einstallung ins Abferkelabteil, kurz vor und nach dem Abferkeln sowie nach jeder Säugewoche statt.
Die Ermittlung des Futterverbrauchs während der Laktation erfolgte täglich für jede Sau. Im Abferkelstall wurden die Zuchtleistungen, die Geburtsdauer, der Gesundheitsstatus der Sauen sowie die Ferkelverluste und Anomalien festgehalten.
Die Lebendmassen der Ferkel wurden als Wurfgewichte nach der Geburt, bei der Wurfbehandlung sowie nach jeder Säugewoche erfasst.
Behandlungsmaßnahmen und Impfungen an Sauen und Ferkeln sowie das Aussondern von Sauen wurden gemäß der üblichen Vorgehensweise des Betriebs für alle drei Gruppen gleich durchgeführt.
Ergebnisse
Tragende Sauen
Kotkonsistenz nach Beifütterung von Maissilage
Bei den Sauen wurden in der Kontrollgruppe im Mittel 50 und in der Maissilagegruppe 48 kg Kilogramm Lebendmassezunahme registriert. Mit 53 Kilogramm lag die Zunahme von Sauen in der Wechselgruppe etwas höher.
Bei der Einstallung ins Abferkelabteil wurde Kot von einzelnen Sauen gesammelt und auf ihren Trockenmassegehalt untersucht. Der Kot von Sauen der Kontrollgruppe wies im Mittel einen Trockenmassegehalt von 26 Prozent auf, während der Kot von Sauen der Maissilagegruppe mit 22 Prozent Trockenmasse deutlich mehr Wasser enthielt.
Laktierende Sauen
Futterverbrauch der Sauen während des Aufenthalts im Abferkelstall
In der Wechselgruppe wurde in der ersten Laktationswoche mit 5,7 Kilogramm der höchste Futterverbrauch registriert. Gegenüber der Gruppe mit Maissilage war der Unterschied signifikant. In den letzten beiden Laktationswochen war der Futterverbrauch in der Wechselgruppe mit dem in der Maissilagegruppe vergleichbar. Die Differenzen lagen zwischen 0,2 und 0,3 Kilogramm pro Tier und Tag.
Von einem Rückgang der Futteraufnahme nach Fütterung von Maissilage in der Tragezeit wird auch in einer Untersuchung von Wolf und anderen aus dem Jahr 2013 berichtet.
Rund um die Geburt verloren die Sauen im Mittel etwa 27 Kilogramm an Körpermasse einschließlich Ferkel und Konzeptionsprodukte. In der Kontrollgruppe waren es 26 Kilogramm, in den anderen beiden Gruppen jeweils 27 Kilogramm. Während der sich anschließenden vierwöchigen Säugezeit hatten die Sauen im Mittel weitere 22 Kilogramm an Körpermasseverlusten zu beklagen. Der geringste Körpermasseabbau wurde in der Kontrollgruppe mit 17 Kilogramm registriert. Mit 26 und 24 Kilogramm lagen die Werte in der Maissilage- und Wechselgruppe deutlich höher. In diesen Gruppen war auch der Futterverbrauch entsprechend niedriger
Die Aufzuchtleistungen der Sauen sind in nachfolgender Tabelle dargestellt. Bei den lebend geborenen Ferkeln konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen abgesichert werden. Numerisch schnitt hier die Maissilagegruppe mit 13,6 Ferkeln am besten ab.
Signifikante Unterschiede traten bei den abgesetzten Ferkeln und beim Wurfzuwachs auf. So wurden in der Wechselgruppe etwa 0,5 Ferkel weniger abgesetzt und der Wurfzuwachs fiel um 0,2 Kilogramm pro Tag niedriger aus. Diese Unterschiede waren sowohl gegenüber der Maissilage- als auch der Kontrollgruppe statistisch signifikant. Nummerisch lag auch hier wieder die Maissilagegruppe mit 11,6 abgesetzten Ferkeln vorn.
Kontrollgruppe | Maissilagegruppe | Wechselgruppe | ||
---|---|---|---|---|
Lebend geborene ferkel | n | 13,5 | 13,6 | 13,0 |
Tot geborene Ferkel | n | 0,9 | 0,8 | 1,1 |
Abgesetzte Ferkel | n | 11,5 | 11,6 | 10,9 |
Ferkelgewichte bei der Geburt | kg | 1,4 | 1,5 | 1,5 |
Ferkelgewichte beim Absetzen | kg | 7,8 | 7,8 | 8,0 |
Wurfzuwachs pro Tag | kg | 2,6 | 2,6 | 2,4 |
Auf die Geburtsdauer und den Einsatz von Geburtshilfemaßnahmen hatte die Fütterung während der Tragezeit keinen Einfluss. Bezüglich des Tierarzneimitteleinsatzes wurden bei Tieren der Maissilage- bzw. der Kontrollgruppe mit 1,0 beziehungsweise 1,1 gegenüber 1,5 bei der Wechselgruppe signifikant weniger Anwendungstage ermittelt. Die Beifütterung von Maissilage zeigte hier ebenfalls einen leichten Vorteil. Die Körpertemperaturen der Sauen waren in den ersten Tagen nach dem Abferkeln in der Maissilage- und Kontrollgruppe nahezu gleich hoch. In der Wechselgruppe wurden im Mittel um 0,3-0,5 Grad höhere Temperaturen gemessen. Die Unterschiede waren statistisch signifikant.
Fazit
Aus Sicht der Fütterung bzw. des Tierwohles scheint die Vorlage von Maissilage an tragende Sauen leicht von Vorteil zu sein. Die Sauen wühlten nach Vorlage der Maissilage im Futter und konnten ihrem Wühltrieb bei der Nahrungssuche beziehungsweise. -aufnahme nachkommen. Es wurden etwas mehr lebend geborene Ferkel registriert als in der Kontrollgruppe. Auch war der Zeitraum, in dem die Sauen tiermedizinisch behandelt werden mussten, war etwas kürzer. Insgesamt waren die Unterschiede in den Zuchtleistungen gering. Eine höhere Futteraufnahme in der Laktation nach Vorlage von Maissilage in der vorausgegangenen Trächtigkeit konnte nicht gezeigt werden. Sehr ungünstig sowohl bei den Zuchtleistungen als auch den tierärztlichen Anwendungen schnitt die aus technischen Gründen mitgeführte Wechselgruppe ab. Der häufige Wechsel der Fütterungsstrategie während der Trächtigkeit bekam den Sauen offenbar weniger gut.
Praktische Erfahrungen
Soll aus Aspekten des Tierwohles Maissilage an tragende Zuchtsauen gefüttert werden, gibt es einige Punkte zu beachten:
Maissilagevorlage
Anmischbehalter mit Vorzerkleinerer für Maissilage
Ist eine Vorlage per Frontlader nicht möglich, bieten sich die aus der Wiederkäuerfütterung bekannten schienengebundenen Fütterungsroboter oder Futterbänder an. Diese sind jedoch relativ teuer. Auch pneumatische Fördersysteme sind in der Entwicklung. Damit diese Systeme optimal funktionieren, sind eine kurze und einheitliche Häcksellänge sowie ein einheitlicher Trockenmassegehalt der Maissilage erforderlich. Bei Vorlage mit dieser Technik wird derzeit noch empfohlen, die Maissilage zusammen mit Getreideschrot durch die Leitungen zu drücken.
Auch der Einsatz von Maissilage über das Flüssigfutter wird erfolgreich praktiziert. Babei wurd die Maissilage vorzerkleinert (Bild links). Von Nachteil ist, dass bei dieser Art der Vorlage die Möglichkeit zum Wühlen im Futter für die Sauen verloren geht.
Güllemanagement
Güllemixereinsatz zum Zerstören der Schwimmdecke
Auch bildeten sich auf der Gülle Schwimmschichten, die sich nur mit einem Güllemixer zerkleinern ließen. Da diese Schichten sich auch im Auslauf bildeten, stellten sie eine zusätzliche Eintrittspforte für Schadnager dar. Wird beabsichtig, faserreiche Futtermittel wie Maissilage bei Zuchtsauen einzusetzen, so sind bei einem Stallneubau sowohl die Stallachsen zur Futtervorlage als auch das Güllesystem anzupassen.
Was das Güllemanagement betrifft, so ist möglicherweise die Gabe von Maissilage über die Flüssigfütterung durch die Vorzerkleinerung weniger problematisch.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. W. Preißinger
Projektbearbeiter: G. Propstmeier, S. Scherb, N. Herbst
Laufzeit: Februar 2014 bis September 2016