Maximale Absenkung des Eiweißfutters und Rohproteingehaltes im Mastfutter für Schweine
Um den erhöhten Anforderungen in der Umweltgesetzgebung wie zum Beispiel der Novellierung der Düngeverordnung gerecht zu werden, gilt es unter anderem den Rohproteingehalt im Futter für Mastschweine bestmöglich abzusenken. Um dies zu erreichen, müssen die Protein- beziehungsweise die Aminosäurengehalte der Komponenten bekannt sein. Denn nur dann lässt sich eine optimale Aminosäurenzusammenstellung mit wenig Rohprotein realisieren. Dabei ist darauf zu achten, dass Hauptkomponenten wie das Getreide nicht zu rohproteinreich sind und eine hohe Aminosäurenkonzentration aufweisen. Spätgedüngter Weizen der Qualitätsgruppe A mit hohem Klebereiweißgehalt und nur geringen Gehalten an essentiellen Aminosäuren wäre hier nur wenig beziehungsweise nicht zielführend.
Will man eine maximalen Absenkung des Rohproteins mit wenig Sojaextraktionsschrot in der durchschnittlichen Mastration realisieren, so kommt man an einer maisbetonten Ration nicht vorbei. Mais enthält weniger Rohprotein, aber auch weniger Tryptophan als andere Getreidearten. Daraus ergibt neben der Zulage an Lysin, Methionin und Threonin auch ein Bedarf an Tryptophan. Tryptophan wurde im vorliegenden Versuch gestaffelt vorgelegt, um mögliche Unter- aber auch Überversorgungen dieser teuren Aminosäure bei einer maisbetonten Ration aufzudecken.
Versuchsdurchführung
Der Versuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 96 Mastläufer ausgewählt und gleichmäßig auf folgende vier Behandlungen aufgeteilt:
Behandlung | A | B | C | D |
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praecaecal verdauliches Tryptophan zu praecaecal verdaulichem Lysin - Angangsmast | 0,14:1 | 0,17:1 | 0,20:1 | 0,23:1 |
praecaecal verdauliches Tryptophan zu praecaecal verdaulichem Lysin - Endmast | 0,16:1 | 0,18:1 | 0,20:1 | 0,22:1 |
Die Schweine wurden in 8 Buchten mit jeweils 12 Tieren gehalten. Die Futtermengen wurden täglich für das Einzeltier mittels Abrufstationen erfasst. Die Tiere wurden alle zwei Wochen gewogen. Es wurde zweiphasig gefüttert. Das Anfangsmastfutter bestand aus 40 Prozent Körnermais, 34,5 Prozent Gerste, 10 Prozent Weizen, 12 Prozent Sojaextraktionsschrot mit 48 Prozent Rohprotein, 0,5 Prozent Sojaöl und 3 Prozent Mineralfutter inklusive Aminosäurenvormischung. Ab circa 75 kg Lebendmasse wurde auf ein Endmastfutter umhestellt. Dieses bestand aus 40,3 Prozent Körnermais, 30 Prozent Gerste, 20 Prozent Weizen, 7,5 Prozent Sojaextraktionsschrot mit 48 Prozent Rohprotein und 2,2 Prozent Mineralfutter inklusive Aminosäurenvormischung. Die unterschiedlichen Verhältnisse von praecaecal verdaulichem Tryptophan zu praecaecal verdaulichem Lysin der Behandlungsgruppen A bis D wurden durch die Zulage unterschiedlich hohe Anteile an L-Tryptohan in den Aminosäurenvormischungen realisiert.
Die Ergebnisse im Überblick
In nachfolgender Tabelle sind die wichtigsten Inhaltsstoffe der eingesetzten Anfangs- und Endmastfutter zusammengestellt. Der Rohproteingehalt des Anfangsmastfutters lag bei 14,5, der des Endmastfutters bei 11,5 Prozent. Der Lysingehalt im Anfangsmastfutter betrug im Mittel 10,4 g und im Endmastfutter 7,6 g je kg Futter. Beim Tryptopahn bestätigte sich mit Werten zwischen 1,6 und 2,4 g je kg Anfangsmastfutter und zwischen 1,3 und 1,8 g je kg Endmastfutter die gestaffelte Zulage.
Behandlung | A | B | C | D |
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Energie - Anfangsmast (MJ ME/kg) | 14,39 | 14,26 | 14,29 | 14,21 |
Energie - Endmast (MJ ME/kg) | 14,24 | 14,12 | 14,21 | 14,25 |
Rohprotein - Anfangsmast (g/kg) | 145 | 147 | 145 | 146 |
Rohprotein - Endmast (g/kg) | 116 | 115 | 114 | 114 |
Lysin - Anfangsmast (g/kg) | 10,4 | 10,5 | 10,4 | 10,4 |
Lysin - Endmast (g/kg) | 7,6 | 7,6 | 7,5 | 7,6 |
Tryptophan - Anfangsmast (g/kg) | 1,6 | 1,8 | 2,1 | 2,4 |
Tryptophan - Endmast (g/kg) | 1,3 | 1,4 | 1,5 | 1,8 |
Phosphor - Anfangsmast (g/kg) | 3,9 | 3,9 | 4,0 | 3,9 |
Phosphor - Endmast (g/kg) | 3,4 | 3,3 | 3,3 | 3,4 |
Die Mastleistungen können nachfolgender Tabelle entnommen werden. Im Mittel lagen die täglichen Zunahmen bei 837 g, der Futterverbrauch bei 2,08 kg pro Tier und Tag und der Futteraufwand bei 2,49 kg Futter pro kg Zuwachs. Die unterschiedliche Tryptophanzulage zeigte insgesamt keine gerichtete Wirkung,Trends waren aber erkennbar.
Behandlung | A | B | C | D |
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Tägliche Zunahmen - Anfangsmast (g) | 829 | 872 | 860 | 876 |
Tägliche Zunahmen - Endmast (g) | 850 | 805 | 763 | 842 |
Tägliche Zunahmen - gesamt (g) | 841 | 837 | 810 | 859 |
Futterverbrauch - Anfangsmast (kg/Tag) | 1,75 | 1,80 | 1,78 | 1,87 |
Futterverbrauch - Endmast (kg/Tag) | 2,38 | 2,31 | 2,24 | 2,36 |
Futterverbrauch - gesamt (kg/Tag) | 2,09 | 2,07 | 2,02 | 2,13 |
Futteraufwand - Anfangsmast (kg/kg Zuwachs) | 2,11 | 2,07 | 2,07 | 2,14 |
Futteraufwand - Endmast (kg/kg Zuwachs) | 2,81 | 2,88 | 2,97 | 2,81 |
Futteraufwand - gesamt (kg/kg Zuwachs) | 2,49 | 2,48 | 2,51 | 2,49 |
Die wichtigsten Schlachtparameter sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. Auch hier traten keine gerichteten beziehungsweise positiven Effekte durch die Tryptophanzulage auf. Die erzielten Werte waren typisch für das erreichte Leistungsniveau und Endgewicht. Im Mittel aller vier Behandlungsgruppen wurde ein Muskelfleischanteil von 57,8 Prozent ermittelt. Der Fleischanteil im Bauch lag im Mittel bei 54,4 Prozent.
Behandlung | A | B | C | D |
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Fleischfläche (cm²) | 53,1 | 55,8 | 54,7 | 54,8 |
Fettfläche (cm²) | 20,5 | 19,5 | 19,7 | 20,9 |
Muskelfleisch (%) | 57,0 | 58,3 | 58,1 | 57,8 |
Fleisch im Bauch (%) | 53,9 | 54,9 | 55,2 | 53,7 |
Zusammenfassung und Schlussfolgerung
In proteinarmen Mastrationen mit hohen Maisanteilen und wenig Sojaextraktionsschrot wurde die essentielle Aminosäure Tryptophan in Relation zum Lysin gesteigert. Bei guten Mast- und Schlachtleistungen traten über die gesamte Mast gesehen keine absicherbaren Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen auf. Das empfohlene Tryptophan-Lysin-Verhältnis von 0,18 zu 1 reicht bei guter Aminosäurenversorgung auch bei der Mast mit Mais und wenig Soja aus. Zusätzlich wurde gezeigt, dass man auch mit sehr wenig Soja erfolgreich und besonders umweltbewußt Schweine füttern kann. Im Mittel der Mast wurden weniger als 10 Prozent Sojaextraktionsschrot mit 48 Prozent Rohprotein in der Ration eingesetzt.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier
Laufzeit: Februar 2014 bis Oktober 2014