Fütterungsversuche mit heimischen Sojabohnen in Ferkelaufzucht und Mast
Für den Einsatz von heimischen Sojaprodukten in der Schweinefütterung ist die maximale Reduzierung der antinutritiven Substanzen ein entscheidendes Qualitätskriterium. Entscheidend ist aber, ob regional qualitativ und quantitativ ausreichende Aufbereitungskapazitäten für die Sojabohnen vorhanden sind. Schweine können erst nach gezielter Entfernung der natürlichen Trypsininhibitoren der Bohnen die volle Aminosäurelieferung der Sojaprodukte für den Eiweißansatz nutzen. Weitere verzehrs- und wachstumshemmende (antinutritive) Substanzen wie Lectine und Allergene gilt es durch gezielte Zerstörung (Dampferhitzen, Ankeimen) der entsprechenden Eiweißverbindungen auszuschalten. Darüber hinaus begrenzt der hohe Gehalt an Sojaöl und den darin enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren den Einsatz stark (Verfettung, weicher/oxidationsempfindlicher Schweinespeck). Standardverfahren zur Aufbereitung der Sojabohnen in den Ölmühlen weltweit und zur Herstellung von hochverdaulichen Sojaextraktionsschroten ist das Entschälen plus Entölen mittels Lösungsmittel (Extraktion) plus das anschließende Toasten mit definiertem Dampfdruck. Ungeeignete thermische Behandlungen insbesondere die Verwendung trockener Hitze bringen immer die Gefahr von Proteinschädigungen und Kohlenhydrat/Eiweißverkleisterungen (Braunfärbungen) mit sich. Es gilt die Mitte zu finden zwischen optimalem Aminosäureaufschluss und minimaler Eiweißzerstörung.
Ausgangssituation
In Bayern wurden zur Zeit der Versuchsdurchführung (2010) zwei abweichende und unterschiedliche Aufbereitungstechniken angeboten:
- „Rösten“ – Anfeuchten der Sojabohnen, Durchlauf durch rotierende Trommel über Gasbrennerflamme, Nachziehen/Abkühlen (20 min), kein Entschälen, kein Ölentzug
- „Extrudern“ - teilweise Entölung der Sojabohnen mittels Kaltpresse (Sojakuchen), Druck-/Hitzebehandlung im Extruder (Schneckenpresse), kein Entschälen
In Fütterungsversuchen sollte die Wirksamkeit der beiden „bayerischen“ Aufbereitungsverfahren überprüft und der Futterwert heimischer Sojaprodukte (Anbau Grub 2009, Sorte Merlin, Ertrag 26,1 dt/ha, DB 250 €/ha) festgelegt werden.
Vollfettsojabohnen, geröstet
Fütterungsversuche
Folgende Fütterungsversuche wurden durchgeführt:
- Versuch mit 10 % rohen Sojabohnen in Ferkelaufzucht und Mast
- Versuche mit 10 % gerösteten Sojabohnen und 15 % extrudiertem Sojakuchen in der Ferkelaufzucht
- Versuch mit gerösteten Sojabohnen und extrudiertem Sojakuchen alleiniges Eiweißfuttermittel in der Ferkelaufzucht
Ergebnisse
Unbehandelte Vollfettsojabohnen mit 10 % Rationsanteil führten sowohl in der Ferkelfütterung (-30 %) als auch in der Mast (- 10%) zu starken Leistungseinbußen auf allen Ebenen (Mastleistung, Fleischansatz, Speckqualität). Unbehandelte Vollfettbohnen sind allenfalls in Getreiderationen (nicht mit Mais) bis zu 5 % und nur in der Mast akzeptabel.
Sojakuchen zu 15 % in der Ration bremste den Zuwachs stark und signifikant. Verursacht wird der Leistungseinbruch durch die geringe Futteraufnahme im Vergleich zur Kontrolle. Geröstete Vollfettbohnen mit 10 % in der Ration konnten auf sehr hohem Leistungsniveau mit der Sojaschrotgruppe mithalten.
Beim kompletten Austausch von Sojaschrot durch geröstete Vollfettsojabohnen bzw. extrudierten Sojakuchen lagen die Röstbohnen hinter dem Sojakuchen. Der Zunahmenunterschied von insgesamt 61 g/Tag zugunsten des Kuchens resultierte v.a. aus der schwierigen Startphase mit sehr geringem Futterverzehr in der Röstbohnengruppe. Anscheinend war der hohe Anteil der fettreichen Bohnen v.a. für die jüngeren Tiere nicht so bekömmlich.
Relativer Vergleich der Aufzuchtleistungen mit 10 % rohen Vollfettsojabohnen, 15 % extrudiertem Sojakuchen, 10 % gerösteten Vollfettsojabohnen, 20 % extrudiertem Sojakuchen und 23 % gerösteten Vollfettsojabohnen
Ausführliche Versuchsberichte
Projektinformation
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier
Laufzeit: Januar 2009 bis Oktober 2010
Mehr zum Thema
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