Eiweiß aus Grasprodukten für die Milchkuh besser nutzen
Frischgras ist eine Möglichkeit, die Proteinwertigkeit im Gras zu nutzen.
In der Milcherzeugung kommt der Eiweißversorgung auf Grund steigender Leistungen, den Kosten für Futtereiweiß, der Reduzierung der N-Ausscheidungen und dem Trend zu heimischen Eiweißfuttermitteln zunehmende Bedeutung zu.
Ein wichtiger Bereich sind hier die Grasprodukte. Zur Versorgung der Milchkuh sollte möglichst viel nutzbares Protein (nXP) aus Grasprodukten genutzt werden. Neben dem Gehalt im Aufwuchs kommt hier der Ausgestaltung der Futterkonservierung und -lagerung entscheidende Bedeutung zu.
Wie bereits ausgeführt, steigt der Bedarf an nutzbarem Rohprotein am Dünndarm (nXP) mit der Milcheiweißleistung. Aus der Abbildung 1 ist die erforderliche Versorgung an nXP je MJ NEL ersichtlich. Der Anstieg liegt in dem geringen nXP-Bedarf für Erhaltung und dem hohen Bedarf für Milcheiweiß begründet. Die Grasprodukte erfüllen diese Anforderungen je nach Qualität und Konservierungsverfahren nur bedingt (s. Tabelle 1).
Tabelle 1: Bandbreite der Proteinversorgung aus Grasprodukten in der TMKonservierung | Silage | Heu | Cobs |
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Rohprotein, % | 15 – 18 | 12 - 15 | 15 – 20 |
UDP, % des XP | 15 | 25 | 40 |
NEL, MJ/kg TM | 6,0 - 6,5 | 5,5 - 6,0 | 6,0 - 6,6 |
nXP, g/kg TM | 135 - 145 | 125 - 135 | 155 – 175 |
nXP, g/MJ NEL | 23 | 24 | 25/26 |
Zoombild vorhanden
Beim modifizierten HFT werden Futterproben in Pansensaft eingewogen und bei 39°C inkubiert.
Für die Fütterung sind das nXP und die RNB maßgebend. Wichtig ist daher eine gute Abschätzung bzw. Messung des nXP in Grasprodukten.
Für eine genauere Abschätzung des nXP ist an der Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub und dem Institut für Tierernährung der Universität Bonn der modifizierte HFT in Anlehnung an Steingass et al. in Anwendung. Durch die Inkubation in Pansensaft ist eine große Nähe zu den direkten Umsetzungen im Tier gegeben. Über unterschiedliche Verweildauern der Futterproben in den bebrüteten Kolben kann der nXP-Wert bei unterschiedlichen Passagezeiten direkt geschätzt werden. Dies ist von besonderer Bedeutung, da mit steigender Milchleistung die Passsagegeschwindigkeit zunimmt und damit eine ausreichende Futteraufnahme gewährleistet wird.
Aus der Tabelle 2 sind die Ergebnisse zu den so ermittelten Proteinwerten für eine Reihe von Futterproben einer größeren Untersuchungsreihe aus Bayern ersichtlich.
Tabelle 2: Bandbreite der Proteinversorgung aus Grasprodukten in der TMGrasprodukte | n | XP (g/kg TM) | ME (MJ/kg TM | nXP (g/kg TM) modHFT, 4%/h | nXP (g/kg TM) DLG '97 |
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Frisch | 67 | 167 ± 41 | 10,3 ± 0,6 | 154 ± 36 | 139 |
Silage | 69 | 177 ± 17 | 10,1 ± 0,7 | 133 ± 14 | 139 |
Heu | 16 | 150 ± 37 | 9,7 ± 0,8 | 137 ± 31 | 139 |
Cobs | 42 | 183 ± 24 | 10,3 ± 0,7 | 160 ± 20 | 171 |
Es zeigt sich eine große Streuung zwischen den Futterproben, was die Notwendigkeit der genauen Fassung des Proteinwertes unterstreicht. Ferner zeigt sich eine erhebliche Differenz zwischen den Konservierungsverfahren.
Wie erwartet, haben die Cobsproben die höchsten nXP-Werte. Es folgt das Frischgras. Beim Heu sind der geringere Energie- und Rohproteingehalt im Vergleich zu den anderen Grasprodukten zu beachten. Relativ niedrig sind die Werte bei den Grassilagen im Vergleich zum Frischgras und den Cobs. Dies unterstreicht die Notwendigkeit der Analyse. In Grub soll auf Basis der mit dem modHFT ermittelten Werte eine Kalibration für die NIRS in der Routineanalytik erstellt werden.
Veränderungen des nXP-Gehaltes bei unterschiedlichem TM-Gehalt
Welche Möglichkeiten in der Praxis bestehen, soll an einem gezielten Versuch erläutert werden. Wiesengras wurde hierzu schnell in der Sonne oder langsam im Schatten auf 20 %, 35 %, 50 % und 65 % TM angewelkt und in Laborsilos einsiliert.
Nach Abschluss der Silierung erfolgten umfangreiche Untersuchungen zum Proteinwert.
Der UDP-Anteil steigt mit der Trockenmasse und der Proteinabbau ist reduziert (siehe Grafiken). Die schnellere Trocknung führt grundsätzlich zu besseren Ergebnissen. Im Sinne der Proteinqualität ist daher eine schnelle Silierung anzustreben. Für den optimalen Anwelkgrad sind verschiedene Gesichtspunkte zu beachten. Der NEL-Gehalt fällt mit zunehmender TM, das Nacherwärmungsrisiko steigt, aber der Proteinwert nimmt zu.
Für die Beratung ergeben sich folgende Empfehlungen zur Silierung um den Eiweißabbau in der Grassilage zu reduzieren:
- kurze Feldliegezeiten und Anwelkgrad von: 35 – 40 % TM; Häcksellänge: < 4 cm
- schneller und konsequenter Sauerstoffabschluss nach der Silobefüllung
- schnelle pH-Wert-Absenkung: passender Vergärbarkeitskoeffizient (VK) und Unterstützung durch Siliermittel (Milchsäurebakterienprodukte bei TM > 25; chemische Siliermittel bei TM < 25 %)
- Fehlgärung vermeiden! Buttersäure-freie Silagen erzeugen (wenig Schmutz)
- Nacherwärmung vermeiden!
Die dargestellten Untersuchungs- und Versuchsergebnisse zeigen, dass beim Proteinwert der Grasprodukte erhebliche Ansatzpunkte zur Optimierung bestehen.
Fazit
- Im Frischgras ist der Proteinwert eher höher als bisher unterstellt.
- Bei Heu und Cobs ergeben sich höhere nXP-Werte durch die Trocknung.
- Bei Grassilage steht die Minderung des Proteinab- und -umbaus im Vordergrund. Ansatzpunkte liegen bei kurzen Feldliegezeiten und einem verbesserten Silagemanagement.
- Die Bandbreite der nXP-Werte ist sehr groß was eine genauere Abschätzung für die Fütterungspraxis erfordert. Ein Ansatzpunkt ist die Anwendung des modHFT.