Förderung von Herdengesundheit, Leistung, Ökonomie und Lebensqualität der Betriebsleiter bei der Umstellung auf konsequente Weidehaltung

Milchkuhherde der Familie Breinbauer auf der Weide

Seit 2005 beschäftigt sich die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) intensiv mit der Weidewirtschaft und begleitete zahlreiche Betriebe bei der Umstellung. Untersuchungen zeigen, dass Kühe, die als Jungtiere auf der Weide gehalten wurden, eine deutlich längere Nutzungsdauer aufweisen – exemplarisch wird dies am Betrieb der Familie Breinbauer dargestellt.

Umstellung mit System

Am Betrieb Breinbauer wurde im Winter 2009/10 mit der Umstellung auf Vollweidehaltung begonnen. Dafür wurden 32 Hektar eingezäunt und stationäre Weidetränken gebaut. Die saisonale Abkalbung im Herbst und Winter wurde eingeführt und die Herde schrittweise an die Weidehaltung gewöhnt. Heute werden die 129 Kühe der Herde im Sommer ausschließlich auf Kurzrasenweide gehalten. Die Jahresmilchleistung liegt bei rund 7.500 kg pro Kuh.

Geringere Kälberverluste durch saisonale Abkalbung

Damit die Kühe in der sommerlichen Trockenheit mit hohen Temperaturen altmelkend sind, wird am Betrieb Breinbauer konsequent die saisonale Abkalbung im Herbst bzw. Winter umgesetzt. So werden etwa 90 % der Kälber von Oktober bis Januar geboren. Durch die Stallruhe während den Sommermonaten kann so die Infektionskette in den Iglus, deren Standplätzen sowie dem Kälberstall unterbrochen werden, sodass weniger Kälberverluste zu verzeichnen sind. Darüber hinaus verbessert sich die Arbeitseffizienz in der Kälberaufzucht deutlich.

Erfolgreiche Kälberaufzucht bei 24 Monaten Erstkalbealter (EKA)

Ziel der Kälber- und Jungrinderaufzucht ist ein Erstkalbealter (EKA) von 24 – max. 26 Monaten bei ca. 750 g Lebenstagszunahme. Um dieses Ziel zu erreichen, setzten erfolgreiche Weidebetriebe wie der Betrieb Breinbauer in der Kälberaufzucht auf die Joghurttränke. Nach ca. 10 Wochen Tränkedauer, in der die Kälber an die Trocken-TMR gewöhnt wurden, werden die Kälber ab Ende April bis Anfang Mai unter Vollweidebedingungen, d.h. ohne Zufütterung von Grob- oder Konzentratfutter, auf einer Kurzrasenweide aufgezogen. Ab einem Alter von 14 Monaten (ab Januar im darauffolgenden Winter) wird mit der künstlichen Besamung begonnen.

Steigerung der Nutzungsdauer der Kühe

Durch die Einführung der Weidehaltung konnte die Nutzungsdauer der Kühe kontinuierlich verbessert werden und liegt nun um 297 Tage, also etwa eine gesamte Laktation über dem Mittelwert von Vergleichsbetrieben. Entsprechend stieg die durchschnittliche Lebensleistung der Kühe auf 23.640 kg Milch je Kuh und übertrifft die Lebensleistungen der Vergleichsbetriebe um ca. 4.500 kg Milch je Kuh.

Mehr Futterfläche zur Milcherzeugung verfügbar

Durch das Erstkalbealter von 24 – 26 Monaten in Kombination mit der verlängerten Nutzungsdauer von fast einem Jahr wurde der Futterbedarf in der Jungrinderaufzucht deutlich reduziert und Stallplätze für weitere Kühe frei. So konnte die Anzahl an Kühen durch die Umstellung auf Weidehaltung um + 61 % auf 129 erhöht werden. Ebenso wurden ohne Flächenzupacht und Steigerung der Milchleistung ca. 50 % mehr Milch produziert und verkauft, was sich auch ökonomisch gut rechnet.

Fazit

Für die Familie Breinbauer hat sich die Umstellung auf Vollweide mit saisonaler Abkalbung als zukunftsträchtige Betriebsstrategie bewährt. Die Kälbergesundheit verbesserte sich auf Grund einer Unterbrechung der Infektionskette während der Sommermonate. Das EKA wurde gesenkt und die Nutzungsdauer ihrer Kühe stieg deutlich an. Hierdurch wird weniger Futter für Jungrinder gebraucht und mehr Milch kann aus Weide erzeugt werden, was sich auch ökonomisch gut rechnet. Vor allem konnte jedoch die Arbeits- und Lebensqualität der Fam. Breinbauer durch die Umstellung auf Vollweide deutlich gesteigert werden.

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