Ergebnisse aus dem deutschlandweiten Monitoring der Fütterungsreferenten 2023
Verbrauch von Rapsextraktionsschrot zu Futterzwecken stabil

blühender Raps auf Feld

In Koordination mit mehreren Landesversuchseinrichtungen und mit Unterstützung der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) wurde auch 2023 ein deutschlandweites Monitoring zu Rapsextraktionsschrot (RES) durchgeführt. Die Ergebnisse wurden von Dr. Manfred Weber und Sabine Schmidt von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Iden, zusammengestellt und hier um die bayerischen Ergebnisse ergänzt.

Schlüsselerkenntnisse kompakt

  • Die Anbaufläche von Winterraps für die Ernte 2024 wurde leicht reduziert, primär bedingt durch ein Überangebot an Rapssaat, Druck auf Erzeugerpreise und widrige Witterungsbedingungen.
  • Etwa 60 % der in Deutschland verarbeiteten Rapssaat wird importiert, was die Abhängigkeit von ausländischen Quellen betont und die Analyse der Qualität von importierter Ware unterstreicht.
  • Die Nachfrage nach Rapsextraktionsschrot (RES) für die Nutztierfütterung bleibt stabil.
  • RES wird vermehrt als Alternative zu Sojaextraktionsschrot (SES) eingesetzt, insbesondere in der Rinder- und Schweinefütterung.
  • Die Qualität von RES zeigt sich stabil, jedoch mit leicht sinkenden Rohproteingehalten.
  • Bei der Überprüfung der deklarierten Rohproteingehalte wurden die gesetzlichen Toleranzen mit einer Ausnahme eingehalten.

Rückgang der Rapsanbaufläche 2024 und Einflussfaktoren

Säulendiagramm: Anbauflächen und Erntemengen an Rapssaat in DeutschlandZoombild vorhanden

Abb. 1: Anbauflächen und Erntemengen an Rapssaat in Deutschland (Quellen: UFOP, Destatis)

Der Winterrapsanbau für die Ernte 2024 wurde leicht reduziert, wobei die Aussaatfläche mit 1,14 Millionen Hektar unter der Erntefläche des Jahres 2023 liegt (minus 30.000 ha; vgl. Abbildung 1). Experten der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) führen das Überangebot an Rapssaat und den daraus resultierenden Druck auf die Erzeugerpreise als Hauptgründe dafür an, dass viele Landwirte ihre Anbauplanung nach unten korrigiert haben. Zusätzlich zu diesen wirtschaftlichen Faktoren haben auch widrige Bedingungen – zunächst eine verregnete Ernte und anschließend regionale Trockenheit – die Anbauplanung der Landwirte beeinflusst, wie aus der Prognose der UFOP für die Anbauentwicklung im Jahr 2024 hervorgeht.

Stabile Nachfrage nach Rapsextraktionsschrot

Säulendiagramm: Verbrauch von Rapsextraktionsschrot zu FutterzweckenZoombild vorhanden

Abb. 2: Verbrauch von Raps­extraktions­schrot zu Futter­zwecken (Quelle: DVT)

Im Jahr 2024 steht den deutschen Ölmühlen weiterhin ein wichtiger Rohstoff direkt vor der Tür zur Verfügung. Die Beliebtheit von Rapsextraktionsschrot (RES) in der Nutztierfütterung wird durch die stabilen Einsatzmengen von ca. 4 Millionen Tonnen pro Jahr deutlich, wie aus den jährlich veröffentlichten Zahlen des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT) hervorgeht (vgl. Abbildung 2).
Die Nachfrage wird größtenteils von deutschen Ölmühlen gedeckt, die mittlerweile eine Verarbeitungskapazität von 9,5 Mio. Tonnen Rapssaat pro Jahr aufweisen. Aufgrund der drastischen Rückgänge der Tierzahlen im Jahr 2022 werden jedoch sinkende Verbräuche prognostiziert.

RES als Alternative zu SES

Die hohen Einsatzmengen an RES sind Ausdruck dafür, dass vor allem Rinderhalter dieses Futtermittel schon seit einiger Zeit als Alternative zum Sojaextraktionsschrot (SES) einsetzen. Umfassende Fütterungsversuche, koordiniert zwischen mehreren Landesversuchseinrichtungen und mit bedeutender Unterstützung der UFOP, haben diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Diese Versuche zeigen, dass Milchkuhrationen auch im Hochleistungsbereich ganz ohne SES möglich sind und somit die mittlerweile nahezu als Standard geforderte Gentechnikfreiheit der Futtermittel gewährleisten können. Nach Angaben des Vereins VLOG (Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V.) lag der Anteil von Milch ohne Gentechnik im Jahr 2022 stabil bei 73 %.
Auch im Bereich der Schweinefütterung gibt es unter den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Umdenken. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass bis zu 15 % RES in der Mastschweineration eingesetzt werden können, wenn die Empfehlungen für die Gesamtration eingehalten werden. Daher hat der Einsatz von RES im Schweinefutter ebenfalls deutlich zugenommen. Interessant ist es immer dann, wenn sich eine Preisrelation von unter 65 bis 68 % im Vergleich zum Preis von genetisch verändertem SES ergibt. Gegenüber GVO-freiem SES liegt die Preisrelation eher bei 50 %, was den Einsatz von RES besonders attraktiv erscheinen lässt.
Von den in Deutschland verarbeiteten 9,5 Mio. Tonnen Rapssaat stammen etwa 40 % aus Deutschland; die übrigen 60 % werden importiert. Daher lag auch in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf der Analyse der antinutritiven Glucosinolate.

Analyse und Qualität von RES: Ergebnisse 2023

Unter dieser Maßgabe konnten durch die Landesfütterungsreferenten knapp 30 RES-Proben gezogen und bei der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft (LKS) Lichtenwalde auf Inhaltsstoffe untersucht werden. Damit schloss das Monitoring nahtlos an die Untersuchungen von 2018 bis 2022 an.
Die RES-Proben zeigten im Jahr 2023 eine gleichmäßig hohe Qualität, ähnlich den Ergebnissen der letzten Jahre. In der Tabelle sind die bundesweiten Mittelwerte der Jahre 2021, 2022 und 2023 sowie die bayerischen (BY) Mittelwerte 2023 dargestellt.
Ergebnisse des RES-Monitorings 2021 bis 2023 (Angaben je kg RES bei 88 % TM)
  BRD 2021BRD 2022BRD 2023 davon BY 2023 
ØØØSpanneØSpanne
Anzahl Proben insgesamt31362910
Trockenmasse%89,389,089,588,6 – 91,489,388,9 – 90,1
Rohproteing327324315288 – 334314288 – 330
Rohfettg37383630 – 483630 – 40
Rohfaserg125132132119 – 149129119 – 144
ADFom1g209212211188 – 236205188 – 223
aNDFom2g270283275244 – 315272244 – 315
Glucosinolatemmol8,99,18,02,3 – 11,68,43,7 – 11,6
ME SchweinMJ9,89,89,79,5 – 9,99,79,5 – 9,9
ME GeflügelMJ7,57,57,26,8 – 7,77,26,8 – 7,5
ME WiederkäuerMJ10,310,410,310,0 – 10,610,310,0 – 10,5
NEL MilchkuhMJ6,36,36,26,1 – 6,46,36,1 – 6,4
nXP3g216215211200 – 218212200 – 218
RNB4g18171614 – 181614 – 18
Anzahl Proben Aminosäuren und Mineralstoffe1515104
Lysing18,918,018,717 – 2017,617,1 – 18,4
Cysteing7,47,07,57,0 – 7,87,37,0 – 7,6
Methioning6,86,76,36,0 – 6,56,36,2 – 6,5
Threoning13,813,813,413,0 – 14,313,513,1 – 14,3
Valing18,816,215,414,7 – 16,115,514,7 – 15,9
Calciumg7,97,77,26,5 – 7,77,36,5 – 7,7
Phosphorg10,810,610,09,1 – 11,110,69,9 – 11,1
DCABmeq-88-78-74-110 - -41-64-93 - -41
1 Acid Detergent Fibre – aschefreier Rückstand nach der Behandlung mit sauren Lösungsmitteln
2 Neutral Detergent Fibre – aschefreier Rückstand nach der Behandlung mit sauren Lösungsmitteln und Amylase
3 nutzbares Rohprotein
4 Ruminale Stickstoffbilanz

Deklarationsprüfung: Gesetzliche Toleranz wurden eingehalten

Säulendiagramm: Abweichungen zwischen deklariertem und analysiertem Rohproteingehalt Zoombild vorhanden

Abb. 3: Abweichungen zwischen deklariertem und analysiertem Rohproteingehalt (Rote Linien: obere und untere Toleranzgrenze)

Die Überprüfung der von den Herstellern bzw. Händlern deklarierten Rohproteingehalte war ebenfalls Teil des Monitorings. In Abbildung 3 sind die Abweichungen der Analysenwerte von den deklarierten Werten für jede einzelne Partie dargestellt. Abweichungen nach oben sagen aus, dass bei den Analysen mehr Rohprotein gefunden wurde als deklariert, während nach unten abweichende Werte bedeuten, dass die Befunde unter den deklarierten Gehalten lagen. Unter Berücksichtigung der gesetzlichen Toleranzen wurden in diesem Jahr mit Ausnahme eines untersuchten RES alle deklarierten Rohproteinwerte eingehalten. Dies belegt, dass bei Rationsberechnungen der vom Hersteller/Händler deklarierte Rohproteingehalt angesetzt werden kann. Allerdings sollten Hersteller und Händler aufgrund der Tendenz zu geringen Rohproteingehalten ihre Deklarationen prüfen und gegebenenfalls anpassen.